Stolz der Kriegerin
gesucht und festgestellt, dass der König die Grenzen T’wools überschritten hatte. Offensichtlich hatte Arendhar eine Botschaft empfangen und wollte nun seiner Braut bis Vanaraan entgegenreiten. Diese Entwicklung gefiel Tharon überhaupt nicht. Steinland war eine wüste, nur wenig erkundete Gegend, und was Maischalh betraf, so hielt er von dem neuen Fürsten dieser Provinz von Vanaraan und seiner Gemahlin noch weniger als von dem Fürstenpaar von Zentral-Vanaraan. Beide vertrauten für sein Gefühl zu sehr auf Maulschwarze, wie er die Männer aus Velghan nannte, die zu Giringar beteten, während ihre Seelen noch immer zu Ilyna gehen mussten. Blaue aus dem zerstörten Süden aber waren die erbittertsten Feinde der Grünen, und damit schwebte die zukünftige Königin von T’wool in höchster Gefahr.
»Hast du etwas dagegen, wenn wir einen Abstecher nach Westen machen und uns dem grünen Wall an der Stelle nähern, an der er auf den Großen Strom trifft?«, wandte Tharon sich an seinen Begleiter.
Rogon blieb stehen und blickte unwillkürlich nach Westen. Gleichzeitig lauschte er nach innen, um zu hören, was Tirah zu sagen hatte.
»Ich traue diesem Daar nicht«, klang ihre Stimme in seinen Gedanken auf. »Er erinnert mich an jemand, den ich einmal gekannt habe. Leider weiß ich nicht mehr, woher.«
»Glaubst du, dass er auf Übles sinnt?« Rogon traute es dem Barden eigentlich nicht zu, doch er hatte sich bereits von Sung täuschen lassen.
Tirah überlegte einen Augenblick, dann lachte sie in seinem Innern. »Wenn er das versucht, wird ihn mein Schwert sehr schnell kopflos machen. Es ist eine magische Klinge und damit auch für einen Magier gefährlich. Selbst wenn wir den Kerl damit nicht töten können, sind wir ihn für einige Zeit los.«
»Das entscheidet aber nicht, ob wir ihm nach Westen folgen oder nicht«, wandte Rogon ein.
»Er will auf jeden Fall dorthin, das spüre ich deutlich. Vielleicht wäre es die Gelegenheit, uns von ihm zu trennen und wieder unserer eigenen Wege zu gehen.«
Doch Rogon war zu neugierig, was Daar dazu trieb, auf einmal die Richtung zu wechseln, und entschloss sich Tirahs Rat zum Trotz, weiter bei dem schwarzen Barden zu bleiben. Allerdings fragte er Daar nach dem Grund für den Abstecher nach Westen.
»Es ist doch sicher nicht nur deswegen, damit du dir die Füße im Wasser des Großen Stromes waschen kannst«, meinte er scherzhaft.
Tharon nickte verblüfft. »Dir kann man wirklich nichts vormachen! Um es offen zu sagen, es geht mir um die Prinzessin aus dem Westen. Der Wind flüstert mir zu, dass sie bereits auf dieser Seite angekommen ist. Du hast es ja selbst gemerkt. Der Sinn der T’wooler ist schlicht, und sie lehnen Fremde und ihnen Unbekanntes ab. Vielleicht können Lieder helfen, sie mit der Königin aus dem Westen auszusöhnen.«
»Sie ist grün!« Rogon schüttelte sich, wurde aber von Tirah zur Ordnung gerufen.
»Jetzt tu nicht so, als hättest du noch nie jemand Grünes gesehen. Du hast mir doch erzählt, wie du als kleiner Junge in Edessin Dareh Leckereien aus Gamindhon gegessen und sie vertragen hast, während dein damaliger Freund fürchterlich krank davon geworden ist.«
»Du hast ja recht«, murmelte Rogon und sah sich mit Tharons verblüffter Frage konfrontiert.
»Wie meinst du das?«
Da Rogon nicht erklären wollte, dass die berühmteste aller violetten Kriegerinnen als Geist in seinem Körper steckte, rang er sich ein gequältes Lachen ab. »Ich meine deine Lieder, Daar. Während du die T’wooler mit dem Mädchen aus dem Westen aussöhnen willst, könnte ich bei den Wardan von ihr singen. Ich schätze, dass viele es hören wollen.«
»Da gebe ich dir recht.« Tharon lachte scheinbar fröhlich und wies nach vorne, wo ein schmaler Pfad von der Straße abging und westwärts verlief.
»Nehmen wir diesen Weg. Damit umgehen wir die Steinlandpässe und wandern ein paar Meilen durch Maraand. Es ist neben einem kaum lebensfähigen Rest des Fürstentums Mondras das einzige noch existierende Land der südlichen Wardan nach diesem letzten Krieg. Alle anderen sind ausgelöscht worden.«
»Was mag die grünen Reiche des Westens getrieben haben, über den Großen Strom zu kommen?«, fragte Rogon nachdenklich.
»Um diese Frage zu klären, müssten wir selbst über den Strom fahren und drüben herumschnüffeln. Aber wer will das schon!« Mit einer ärgerlichen Handbewegung fasste Tharon seinen Packen fester und schritt voraus.
Rogon folgte ihm, in Gedanken
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