Stolz der Kriegerin
Achtung in den tawalischen Reichen des Südens ein, die sie selbst niemals erfahren hatte.
»Wir werden Arendhar und seine grüne Braut auslöschen und gemeinsam mit Frong den gesamten Süden der roten Dämmerlande nach unseren eigenen Vorstellungen neu ordnen«, sagte sie in einem Ton, als müsse sie sich dies selbst bestätigen, und kehrte Ondrath den Rücken zu.
Der junge Fürst versuchte, seine wirbelnden Gedanken zu ordnen. Bislang hatte er Frongs Pläne nie in Frage gestellt, doch mittlerweile glaubte er nicht mehr daran, dass der Mann aus dem Blauen Land tatsächlich das Beste für die aus ihrer Heimat vertriebenen Wardan im Sinn hatte. Das hätte Frong auch ohne einen Angriff auf den König von T’wool erreichen können. Doch was wollte der Mann wirklich?
Ondrath wunderte sich über diese Frage, die er sich bislang noch nie gestellt hatte. Verwirrt griff er in seine Westentasche und holte seinen Talisman heraus. Es handelte sich um einen in Gold gefassten Edelstein, den Frong ihm vor mehreren Jahren geschenkt hatte. Bislang hatte der wunderschöne blaue Kristall sich warm und angenehm angefühlt. Jetzt aber lag er kalt in seiner Hand, und als er ihn genauer betrachtete, entdeckte er einen feinen Riss in dem Stein.
Dieser musste entstanden sein, als er vor ein paar Wochen einen jungen Hengst hatte zureiten wollen und von diesem abgeworfen worden war. Ihm taten heute noch die Rippen von dem Sturz weh. Bei diesem Zwischenfall musste auch das Amulett Schaden genommen haben. Bei dem Gedanken runzelte Ondrath die Stirn. Er wusste genug über magische Artefakte, um zu begreifen, dass es sich bei diesem Kristall um eines gehandelt haben musste. Doch was hatte das Ding bewirken sollen?
Bei diesem Gedanken verspürte er ein mulmiges Gefühl im Magen. Aus eigenem Antrieb hätte er sich mit Sicherheit nicht auf ein Abenteuer wie diesen Kriegszug eingelassen. Also musste das unscheinbare Ding ein Beeinflussungsartefakt gewesen sein, welches ihn in Frongs Sinne leiten sollte. Wäre es nicht zerbrochen, würde er seine Männer mit der gleichen Begeisterung gegen Arendhar führen wie Alatna, obwohl der König ihn bei seinen Besuchen in T’wool wie einen guten Freund behandelt hatte.
Ondrath zügelte sein Pferd und gab seinen Männern den Wink, ebenfalls zurückzubleiben. Während sie den anderen Kriegern langsamer folgten, überlegte er verzweifelt, was er tun konnte. Alatna und die tawalischen Fürsten und Grafen standen höchstwahrscheinlich alle unter Frongs Bann und würden dessen Befehle ausführen, als wären sie Puppen, die an den Fäden des Edelmanns aus Ilynas Land hingen. Sie aufhalten zu wollen, war ebenso unmöglich wie den Großen Strom rückwärts fließen zu lassen. Er musste also auf eine Konstellation der Geschehnisse hoffen, die es ihm ermöglichte, zu Arendhars Gunsten einzugreifen.
☀ ☀ ☀
Aus der Deckung eines Felsens heraus beobachteten Gynndhul und Rakkarr, wie Arendhars Reiter den steilen Weg herabritten. »Die haben es aber eilig«, spottete der Rebellenanführer.
Gynndhul nickte verkniffen. »Anscheinend haben sie gemerkt, dass sie verfolgt werden, und wollen so rasch wie möglich den Hang auf unserer Seite erreichen, um selbst nach unten kämpfen zu können.«
»Wir werden ihnen eine herbe Enttäuschung bereiten«, sagte Rakkarr lachend. »Meine Männer stehen bereit, sie gebührend zu empfangen!«
Einer der Lehensgrafen, der in der Nähe stand, verzog säuerlich das Gesicht, weil Rakkarr so tat, als wären alle Reiter, die ihn begleiteten, seine eigenen. Dabei umfasste die Schar des t’walunischen Kronprätendenten kaum ein Viertel der hier versammelten Krieger. Für einen Augenblick dachte Didond daran, dass Arendhar nicht so hochmütig auftrat wie Rakkarr. Dann aber nahm er den Talisman, den Frong ihm persönlich geschenkt hatte, in die linke Hand und lachte leise. Er würde zuerst mit Arendhar fertig werden und dann auch mit Rakkarr. Immerhin war eine seiner Ahnfrauen eine Tochter des damals regierenden König gewesen und hatte ihm einen Anspruch auf den Thron von T’wool vererbt.
»Die ersten Reiter des Noch-Königs haben das Tal erreicht«, rief Rakkarr.
Didond nickte zufrieden, denn es schien alles nach Plan zu verlaufen. »Greifen wir sofort an«, fragte er Rakkarr, »oder schauen wir zu, bis die Nachhut den Talgrund erreicht hat?«
»Wir lassen sie ganz herunter kommen«, entschied Rakkarr und setzte sich so im Sattel zurecht, dass er bequem abwarten konnte, was sich
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