Stolz der Kriegerin
ein mächtiges Artefakt aus Tharons Magierturm stehlen wollen, doch das hatte sie verhindert. Bei dem Gedanken begann Laisa zu grinsen. Nun würde sie diesen Herrschaften zeigen, dass sie seit damals noch besser geworden war.
Rasch entdeckte sie die Stelle, an der Tharons Spur sich verlor. Sie lag mitten auf dem Geröllhang, und sie nahm an, dass er mehr auf den Weg als auf mögliche Feinde geachtet hatte. Irgendwie waren die Evaris alle gleich. In den Jahrhunderten, die sie in den Dämmerlanden weilten, hatten sie verlernt, mit Gegnern zu rechnen, die über eine ähnliche Macht verfügten wie sie. Das war drüben auf der goldenen Seite Khaton schon einmal zum Verhängnis geworden. Tharon dürfte es nun ebenso ergangen sein wie seinem weißen Gegenstück.
Laisa verschwendete keinen Gedanken daran, dass sie möglicherweise nichts gegen einen so mächtigen Feind ausrichten konnte, sondern folgte der Spur des fremden Magiers mit der ihr eigenen Beharrlichkeit. Nach einer Weile bemerkte sie einen Schatten in der Nähe und hob den Arm mit der Springschlange.
Es war jedoch Rongi, der sie gewittert hatte und ihr nun Bericht erstatten wollte. Sein Gesicht wirkte verkniffen, als er neben ihr anhielt. »Wir sitzen ganz schön im Schlamm, um es vornehm auszudrücken«, sagte er. »Auf dem Hügel dort vorne stehen mindestens fünftausend Reiter, die auf Arendhars Leute losgehen wollen. Ich konnte sie ein wenig belauschen. Ein gewisser Rakkarr, der der nächste König von T’wool werden will, führt sie an. Bei ihm ist ein Magier – so einer wie Wassarghan, mit dem wir es in Tharons Turm zu tun hatten. Außerdem erwarten sie einige tausend Krieger aus Vanaraan und blaue Wardan!«
Der Katling schniefte bei diesen Worten. Er war stolz auf seine Farbe, und der Gedanke, Blaue würden sich an unrechtmäßigen Dingen beteiligen, kränkte ihn.
Laisa fühlte sich über solche Farbspielchen erhaben. »Bei ihnen ist nur ein Magier?«
»Ja! Er hält sich etwas abseits von den Reitern und hat die Anführer um sich versammelt. Ich glaube, jetzt greifen sie an!«
Noch während der Katling es sagte, vernahm Laisa das Dröhnen vieler Hufe und kurz darauf den hellen Klang, mit dem Metall auf Metall traf. »Wir sollten uns beeilen, bevor es unseren Freunden an den Kragen geht. Komm mit! Es ist besser, wenn wir den Magier in die Zange nehmen.«
»Er wird sich in einen magischen Abwehrschirm gehüllt haben«, wandte der Katling ein.
»Mal sehen, was meine weißen Pfeile dagegen ausrichten – und meine Springschlange!« Ganz so optimistisch, wie sie tat, fühlte Laisa sich nicht, doch wenn sie etwas erreichen wollte, durfte sie nicht zögern.
☀ ☀ ☀
Arendhar und Rogon standen etwas erhöht auf einem Felsen und spähten zu den Feinden hinüber.
»Was sind das für Feiglinge!«, rief der König in bitterem Spott aus, als die anrückenden Rebellen mehr als fünfhundert Schritte von ihnen entfernt anhielten und dort eine Linie bildeten.
»Das Tal ist nicht breit genug, als dass sie ihre zahlenmäßige Überlegenheit ausspielen könnten. Außerdem fällt es von hier leicht ab. Damit verfügen wir über den Vorteil, den sie eigentlich für sich haben wollten, nämlich von oben nach unten kämpfen zu können«, erwiderte Rogon und wies dann nach vorne.
»Ihre Aufstellung ist nicht sehr klug, denn uns stehen nur Nahkämpfer gegenüber, während die Bogenschützen der Wardan ihre Nachhut bilden. Ich an ihrer Stelle hätte diese vorrücken und uns unter Beschuss nehmen lassen!«
»Du bist Wardan und mit dieser Waffe vertraut. Bei uns Tawalern wird der Bogen nur zur Jagd gebraucht, und selbst dabei ziehen wir die Saufeder und den Hirschspieß vor.«
Arendhar war froh, dass seine Gegner nicht anders dachten, denn insbesondere die Bogenschützen der Wardan hätten seine Männer in arge Bedrängnis bringen können.
»Wenn die Bogenschützen vorrücken, müssten wir ins offene Tal hinausreiten, um sie angreifen zu können, und dann ist der Feind in der Lage, seine Überlegenheit auszuspielen«, erklärte Rogon eben und wollte etwas hinzufügen, als er von Baron Kedellen und Arendhars Oberhofmeister Hillkenardh unterbrochen wurde.
»Eure Majestät!«, rief Letzterer. »Wir sind ohne Hoffnung auf ein gutes Ende und schlagen daher vor, Verhandlungen zu beginnen.«
Arendhars Gesicht färbte sich dunkel. »Ich verhandle nicht mit Verrätern!«
»Wir sehen darin den einzigen Weg, um zu verhindern, dass T’wooler gegen T’wooler kämpfen«,
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