Stolz der Kriegerin
das unserer zukünftigen Königin!«, ergänzten etliche Männer diese Aufforderung. Auch wenn die Gardereiter die Prinzessin aus dem Westen zunächst abgelehnt hatten, so erfüllte es sie mit Zorn, dass es jemand wagte, sich ihretwegen gegen den König zu erheben.
Arendhar spürte den Trotz, der in seinen Männern erwachte, und sagte sich, dass der Feind diesen zu spüren bekommen würde. Leicht wollte er seinen Gegnern den Sieg nicht machen. Auch wenn Tharon ausgefallen war, so stand immer noch die Dame Laisa auf seiner Seite, von der Tharon mit ebenso viel Hochachtung gesprochen hatte wie von den Fähigkeiten des jungen Wardan Rogon a’Gree.
☀ ☀ ☀
Alatna ballte die Fäuste, als die vor ihnen reitenden Velghaner immer schneller wurden und sie ihnen mit ihren Fußkriegern nicht mehr zu folgen vermochte. »Hoffentlich konnten unsere Verbündeten Tharon ausschalten, sonst entdeckt er uns und ist gewarnt! Wir befinden uns nicht mehr unter dem Schutz des magischen Feldes.«
Zwar verstand sie wenig von Zauberei und Artefakten, doch das leichte Blau, das sie bis vor kurzem um sich herum gespürt hatte, war weitergezogen, und sie konnte es, wenn sie sich darauf konzentrierte, ein ganzes Stück vor ihren eigenen Leuten ausmachen.
»Mir gefällt das Ganze nicht!«, antwortete Ondrath, ihr derzeitiger Stellvertreter. »Ich frage mich schon die ganze Zeit, weshalb wir gegen König Arendhar marschieren. Er hat mich, als ich in T’wool weilte, so empfangen, wie es einem Fürsten gebührt, während Lankarrad mich wie einen Knecht behandelt.«
Alatna ärgerte sich ebenfalls über den Fürsten von Vanaraan, aber anders als Ondrath stellte sie diesen Kriegszug nicht in Frage. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie den Fürsten des winzigen Reiches Mondras niemals zu ihrem Stellvertreter ernannt. Doch er war nun einmal der Herr des letzten blauen Landes, das sich südlich von T’wool noch gehalten hatte. Mondras war schon früher unbedeutend gewesen, und nun hatte der Fluch von Rhyallun den größten Teil dieses Ländchens erfasst und kaum mehr davon übrig gelassen als eine Baronie in T’wool umfasste. Mehr als der Titel eines Fürsten von Mondras zählte bei Ondrath jedoch die Tatsache, dass er einer der wenigen überlebenden Edelleute war, die einen Anspruch auf die Krone von Rhyallun hatten.
Alatna warf einen kurzen Blick auf Ondraths Aufgebot. Im Gegensatz zu ihren Leuten handelte es sich um hagere Männer, die ausnahmslos beritten waren und deren Gesichter die Sonne gegerbt hatte. Ihre Kleidung bestand aus ledernen Hosen und Westen sowie flachen Hüten aus Leder. Jeder von ihnen hatte einen Bogen samt drei Dutzend Pfeilen im Köcher stecken und trug zudem ein schmales, gebogenes Schwert und eine lange, jetzt eingerollte Peitsche am Gürtel. Es waren Kessan, die Wanderhirten des Südens, die Ondrath von Mondras als einzige Untertanen geblieben waren. Viele von ihnen hatten große, struppige Hunde bei sich, von denen jeder einen erwachsenen Mann umwerfen konnte.
Die blaue Fürstin beantwortete die Bemerkung ihres Stellvertreters mit einer verächtlichen Handbewegung. »Lankarrad ist ein Narr und zählt nicht. Unser Oberhaupt ist der große Frong! Er hat uns ein Viertel von T’wool als neue Heimat versprochen, wenn wir helfen, Arendhar von seinem Thron zu stürzen und den wahren Erben daraufzusetzen.«
»Ich würde lieber gegen die Grünen in den Einbruchslanden vorgehen«, erwiderte Ondrath mürrisch. »Außerdem: Wie stellst du dir die Landnahme vor? Sollen wir etwa die T’wooler, die dort leben, vertreiben und dadurch böses Blut erzeugen? Prinz Rakkarr von T’walun mag uns Land versprochen haben, doch ich bezweifle, dass er es uns auch geben wird. Ich kenne die T’wooler. Würde er ein Teil des Reiches Wardan überlassen, könnte er sich keine drei Tage auf dem Thron halten.«
»Du solltest auch etwas halten, und zwar deinen Mund!«, giftete Alatna Ondrath an. »Man könnte fast glauben, du stehst auf Arendhars Seite statt auf der unseren. Liegt das vielleicht an deiner Großmutter?«
Das klang verächtlich und spielte darauf an, dass Ondraths Großmutter eine Gräfin aus T’wool gewesen war. Die Frau war durch Zufall blau geboren worden und hätte in ihrer Heimat keinen passenden Ehemann gefunden. Ein wenig sah man Ondrath diese Abstammung noch an, denn er war größer als ein normaler Wardan und auch breiter gebaut. Vor allem aber brachte ihm die Abstammung von einer T’woolerin eine gewisse
Weitere Kostenlose Bücher