Stolz der Kriegerin
meinen Befehlen, und es mag sein, dass ich Euch wieder meine Gunst schenke. Andernfalls werdet Ihr neben dem genannten Vorrecht auch Eure Baronie verlieren. Oder glaubt Ihr, ich hätte vergessen, dass Ihr Euren Schwertarm geschont habt, anstatt ihn gegen meine Feinde zu schwingen?« Nach diesen harten Worten ging Arendhar an Kedellen vorbei, ohne ihn weiter zu beachten.
Der Baron schnappte sichtlich nach Luft, wagte aber keinen Widerspruch mehr, sondern forderte König Eldrin auf, sich umgehend zur Reise fertig zu machen. An der Tür blieb Arendhar noch einmal stehen und drehte sich um.
»Behandelt den Herrscher von Urdil gut, wenn Ihr wollt, dass auch Ihr gut behandelt werdet!« Nach dieser Mahnung verließ der König den Raum.
Laisa sah ihm nach, atmete dann tief durch und grinste Tharon an. »Ich werde jetzt meinen Bericht beginnen. Ich glaube nicht, dass er besonders kurz sein wird.«
»Je umfassender er ist, desto besser für mich und meinen Brud… eh, meinen Kollegen Khaton! Eure Begleiter sollten ebenfalls ihre Eindrücke zu Papier bringen«, antwortete der Evari.
»Ich kann nicht schreiben!«, rief Rongi, um dieser Arbeit zu entgehen.
Tharon musterte ihn jedoch von oben herab und hob die Hand, als wolle er einen Zauber sprechen. »Gleich wirst du es können, Kleiner!«
Rongi sprang erschrocken beiseite. »Ein wenig kann ich es. Wenn Laisa mir hilft …«
»Ich helfe dir«, bot Borlon an und zwinkerte dabei Tharon zu. Dann schien er sich zu erinnern, dass er den schwarzen Evari vor sich hatte, nahm Rongi wie ein Kind bei der Hand und verschwand, so schnell er konnte.
Auch Laisa verließ den Saal. Ein Diener führte sie in einen mit grauen Tüchern drapierten Raum, der mit Möbeln aus blauer Fertigung ausgestattet war. Auf einem Tisch standen Schalen mit Würsten und Schinken aus Wardan-Ländern sowie ein großer Fisch, die alle von blauen Erhaltungszaubern frisch gehalten wurden. Auf dem anderen Tisch fand Laisa ein Tintenfass, Schreibfedern und einen großen Stapel Papier.
Eine wardan-blütige Dienerin wartete neben dem Fenster und verbeugte sich demütig. »Kann ich etwas für Euch tun, hohe Frau?«
»Besorge mir eine Schale frische Milch, möglichst von blauen Kühen oder Ziegen«, befahl Laisa, ohne sich darum zu kümmern, wie das Mädchen hier im Zentrum der schwarzen Dämmerlandreiche an solche Lebensmittel kommen sollte. Dann legte sie ihre Waffen und ihre Rüstung ab, setzte sich an den Tisch und begann ihren Bericht. Schon nach den ersten Zeilen merkte sie, dass es ihr besser gefallen hatte, den Brautzug anzuführen, als die Schreibsklavin für Tharon zu spielen.
☀ ☀ ☀
Der Evari war mit Rogon zurückgeblieben und hielt ihn auf, als dieser ebenfalls einem Diener zu seiner Unterkunft folgen wollte. »Ich muss etwas mit dir besprechen, mein Freund.«
»Gerne!«
»Weißt du noch, wie wir uns kennengelernt haben?«, begann Tharon mit einer Frage.
Rogon nickte. »Es war in einer Taverne am Dreifarbenfluss.«
»Damals habe ich dir etwas versprochen«, fuhr Tharon fort.
So ganz begriff Rogon nicht, was der Magier damit meinte, doch bevor er Fragen stellen konnte, sprach dieser weiter. »Es ging um den Fluch von Rhyallun und den grünen Wall. Ich wollte dich hinbringen und ihn dir zeigen.«
»Ich erinnere mich sehr gut daran. Ich wollte hin, und Ihr habt angeboten, mich zu begleiten.«
»Nenne mich, wenn wir unter uns sind, du, so wie wir es vom ersten Teil unserer Reise gewohnt sind«, wies Tharon Rogon zurecht. »Doch noch einmal zum Fluch von Rhyallun. Ich will dorthin und prüfen, ob der Fluch sich ausweitet. Er könnte zur Gefahr für T’wool und die anderen Länder im Süden werden, die dem Ansturm der grünen Heere widerstanden haben. Auf dieser Reise sollst du mich begleiten.«
»Vorsicht, er plant etwas!«, warnte Tirah Rogon, doch der dachte daran, wie sehr ihn der Gedanke an den Fluch vonRhyallun beherrscht hatte, nachdem er Tirah in sich aufgenommen hatte, und sah dies als Vorzeichen an.
»Ich komme mit, hochmächtiger Evari«, sagte er und sprang pfeilschnell beiseite, als Tharon mit den Fingern schnippte und ein winziger Blitz auf ihn zuschnellte.
☀ ☀ ☀
Die Braut überraschte alle, sogar Laisa. Sie war vollständig in Schwarz gekleidet und trug als einzigen Farbtupfer eine Brosche mit einem großen roten Edelstein auf der Brust. Die Hände waren mit kunstvollen schwarzen Symbolen bemalt, ebenso die linke Seite ihres Gesichts. Seit tausend Jahren hatten die
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