Stolz der Kriegerin
werde ich mich an Euer Gesicht erinnern, wenn wir uns wiedertreffen, und an Eure Unhöflichkeit.« Mit diesen Worten wandte Rogon ihm den Rücken zu und folgte Tharon zum Lagerfeuer.
Der Wachtposten sah aus, als wollte er hinter ihm herlaufen, doch ein scharfer Ruf seines Vorgesetzten bannte ihn auf seinen Platz.
Unterdessen musterte Baron Kedellen Tharon verwundert. »Ich habe von dir gehört, Barde. Du musst uralt sein, denn du sollst bereits zu Zeiten meines Großvaters durch die Lande gezogen sein.«
Neid auf die Langlebigkeit eines magisch begabten Mannes schwang in der Stimme des Adeligen mit. Seine eigene Lebensspanne war weitaus kürzer bemessen als die eines geübten Barden und nur ein kurzes Flackern gegen die eines Magiers wie Tharon.
Dieser lächelte. »War Euer Großvater nicht Kellendher von M’hiir? Ein vortrefflicher Mann!« Und bei weitem nicht so aufgeblasen wie du, setzte Tharon für sich hinzu.
Kedellen nickte ihm zu, schenkte aber Rogon keine Beachtung. Auch der Priester Mekull blickte über den Wardan hinweg, als wäre er nicht vorhanden. Dafür aber erschien nun Rongi und sah Tharon und Rogon grinsend an.
»Die Dame Laisa, die Anführerin dieses Reisezuges, bittet die Herren an ihren Tisch. Ihr werdet gewiss hungrig und durstig sein.«
Das war ein Stich gegen Kedellen, den Rongi da führte. Er mochte den Baron aus T’wool nicht, und da Laisa ihn geschickt hatte, um nachzusehen, wer die Fremden wären, nahm er die Gelegenheit wahr, Kedellen klarzumachen, wer hier wirklich das Kommando führte.
Der Baron machte ein grämliches Gesicht, ließ aber zu, dass Tharon und Rogon dem Katling folgten, und winkte dann mit einer ärgerlichen Geste ab. »Alles Gesindel!«
Damit meinte er nicht nur die beiden Neuankömmlinge, sondern vor allem Laisa und deren Begleitung. Mekull stimmte ihm zu und erklärte, dass Arendhars unbedachte Handlungen T’wool noch einmal in große Not stürzen würden.
»Dann …«, fuhr er in konspirativem Ton fort, »dann wird T’wool Männer brauchen, die sich dem Unheil entgegenstemmen und dafür sorgen, dass Sitte und Gesetz eingehalten werden. Wer wäre dafür besser geeignet als die Priesterschaft des großen Giringar? Unser erhabener Oberpriester stammt ebenso wie König Arendhar von Ardhar dem Großen und Arendhar II . ab und hat damit das höchste Anrecht auf die Herrschaft in T’wool, sollte Arendhar IV . des Thrones verlustig erklärt werden.«
Mekull erwähnte nicht, dass er ein Enkel des Oberpriesters war und sich daher Hoffnungen machte, diesem nicht nur als Erster im Tempel, sondern auch als möglicher Priesterkönig von T’wool nachfolgen zu können.
Seine Worte kamen bei Kedellen nicht gut an. »In der jetzigen Situation braucht T’wool einen König, der mehr tun kann als nur beten. Die Panzerreiter werden keinen Priester als Oberherrn anerkennen, und der Adel ebenfalls nicht. Wenn T’wool einen neuen Herrn braucht, so kann dies nur Prinz Rakkarr von T’walun sein. Dessen Anrecht auf den Thron ist auf jeden Fall größer als das des Oberpriesters.«
Dies wollte Mekull so nicht stehen lassen, und so entspann sich ein mit aller Erbitterung geführter Streit zwischen den beiden, ob nun der Oberpriester oder Prinz Rakkarr als Arendhars direkter Nachfolger zu gelten habe.
☀ ☀ ☀
Unterdessen wurden Tharon und Rogon zu dem Baum geführt, unter dem Laisa und ihre Begleiter ihr Lager aufgeschlagen hatten. Die Katzenfrau sah den beiden gespannt entgegen, denn ihre Nase hatte ihr längst verraten, dass sie Giringars Evari vor sich hatte, und ihre magischen Sinne bestätigten es. Zu ihrer eigenen Verwunderung galt ihr Interesse jedoch mehr Tharons jugendlichem Begleiter. Dieser sah zwar aus wie ein Wardan, doch er war es nur zum Teil. Welche andere Völker zu seiner Ahnenreihe zählten, konnte sie nicht bestimmen. Doch als er vor ihr stand und sie in seine silbrigen Augen blickte, wunderte sie sich noch mehr. Solche Augen hatte auch Meanil besessen, jene weiße Eirun, die sie erst vor wenigen Monaten aus Tharons Magierturm befreit hatte.
»Willkommen!«, grüßte sie und wies Ysobel an, für die Neuankömmlinge eine Decke am Boden auszubreiten.
»Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft, die nicht alltäglich ist, wenn man unsere magischen Farben bedenkt!« Tharon warf Laisa einen kurzen Blick zu, mit dem er sie bat, sein Inkognito als Daar zu wahren, und nahm Platz.
Rogon starrte die Katzenfrau an und konnte kaum glauben, was ihm sein
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