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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Tod oder die Zerrüttung Eures Geistes. Zieht durch die Lande, lernt andere Menschen kennen und schafft Euch einen Namen. Wenn Ihr dann nach Andhir zurückkehren wollt, seid Ihr stark genug, Euch selbst gegen Seranah und ihre Andhirhexen zu behaupten.«
    Rogon stieß ein bitteres Lachen aus. »Mein Vater würde das nie zulassen.«
    »Dann müsst Ihr heimlich losziehen! Wenn Ihr wollt, begleite ich Euch.« Sung nahm das Buch an sich, das Rogon noch immer in den Händen hielt, und deutete auf die jugendlich erscheinende Frau auf dem ledernen Buchdeckel. Trotz ihrer kriegerischen Erscheinung war Tirah eine Schönheit mit wallendem, violett leuchtendem Haar und wie Edelsteine glitzernden Augen.
    »Wenn Ihr mit mir kommt, könnt Ihr Tirah sogar in eigener Gestalt sehen. Ich kenne den geheimen Tempel, in dem sie im magischen Schlaf ruht, und würde Euch hinführen!«
    Rogon liebte seine Eltern und seine Schwestern, und es lag ihm nichts ferner, als ihnen Kummer zu bereiten. Das aber würde er tun, wenn er Andhir heimlich verließ. Doch wenn er die Gelegenheit, die der Heiler ihm bot, nicht nutzte, würde es wahrscheinlich keinen zweiten Versuch geben, sich aus der für ihn unerträglichen Situation zu befreien. Der Gedanke an Seranah und die anderen Priesterinnen gab schließlich den Ausschlag. Wenn er nicht als hilfloses Opfer ihrer Intrigen enden wollte, musste er sein Leben in die eigenen Hände nehmen.
    »Also gut, ich bin bereit! Wie sollen wir es machen?«
    »Heute Abend findet doch wieder ein Ball statt. Tanzt mit den jungen Damen und widmet dabei Prinzessin Elessandrinah etwas mehr Aufmerksamkeit als den anderen. Dies wird Seranah erfreuen und jegliches Misstrauen einschläfern. Wir treffen uns dann eine Stunde nach Ende des Balles an der kleinen Pforte beim hinteren Stadttor. Da ich als Heiler häufig des Nachts die Stadt verlassen muss, habe ich den Schlüssel dafür erhalten.«
    So ganz stimmte es nicht, denn Sung hatte diesen mittels eines magischen Artefakts kopiert. Doch das war nichts, was er dem Prinzen anvertrauen wollte.
    Rogon überlegte kurz und reichte ihm dann die Hand. »Du wirst mich eine Stunde nach Ende des Balles an der Pforte antreffen.«
    Für sich überlegte er, was er bei seiner Flucht mitnehmen sollte, und begriff, dass er viele Dinge, die ihm wert und teuer waren, hier zurücklassen musste. Auch schmerzte es ihn, sich nicht von seinen Eltern und vor allem von seiner Zwillingsschwester verabschieden zu können. Doch irgendwann würde Rhynn verstehen, dass ihm keine andere Wahl geblieben war.
    ☀ ☀ ☀
    Mitternacht war bereits vorüber, als Sung den Treffpunkt erreichte. Da mit dem Schwarzmond nur der kleinste und schwächste der sechs Monde am Himmel stand, herrschte eine fast undurchdringliche Dunkelheit, und er war auf seine magischen Sinne angewiesen, um sich zurechtzufinden. Hoffentlich hält das fehlende Mondlicht den Prinzen nicht davon ab, Wort zu halten, dachte er besorgt. Da näherte sich ihm eine Gestalt, die magisch in einem kaum merkbaren, aber tiefen Blau schimmerte. Das konnte nur der Prinz sein.
    »Seid Ihr bereit?«, fragte Sung und spürte Rogons Nicken mehr, als er es sah.
    »In einer guten Stunde wird der Blaumond über dem Horizont aufsteigen. Bis dahin sollten wir weit genug weg sein, damit wir niemandem auffallen«, setzte Sung hinzu.
    Mögliche Verfolger waren das Letzte, was er sich wünschte, und so atmete er auf, als Rogon sich einverstanden erklärte.
    Mit vor Aufregung zitternden Fingern zog der Heiler den Schlüssel aus seiner Tasche, ertastete das Schlüsselloch und öffnete. Er ließ Rogon als Ersten ins Freie treten, folgte ihm und sperrte die Pforte wieder ab. Da er dem Prinzen eine Tinktur gegeben hatte, die verhindern sollte, dass Hunde ihrer Fährte folgen konnten, und sich selbst auch damit benetzt hatte, würde es für immer ein Geheimnis bleiben, wie sie die Stadt verlassen hatten.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Rogon, als sein Begleiter sich den Bergen zuwandte, hinter denen sich die endlosen Sümpfe des Nordens erstreckten. Der schnellste Weg, Andhir zu verlassen, führte nach Andhirlion, in dessen Hafen man ein Flussboot anmieten konnte.
    Aber das war auch den Leuten des Königs klar, und sie würden zuerst in dieser Richtung nach dem verschwundenen Prinzen suchen. Dies erklärte Sung Rogon und stellte zufrieden fest, dass der Junge seinen Überlegungen folgen konnte. »Die Berge haben wir in zwei Tagen überwunden und finden in den Sümpfen gewiss

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