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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Wortfetzen aufzufangen. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, das jedoch mehr Verachtung als Heiterkeit verriet.
    »Königliche Hoheit, darf ich eine Bitte äußern?«
    »Warum nicht?«, antwortete Rogon in einem Ton, der deutlich anzeigte, dass ihm der Heiler allmählich lästig wurde.
    »Würdet Ihr ein Stück mit mir kommen?«
    Obwohl Rogon keinen Sinn darin sah, stand er auf und folgte Sung. Dieser bedeutete ihm, leise zu sein, und wies dann mit dem Kinn auf die von dunkelblauen Blättern und hellblauen Blüten geschützte Laube.
    »Jetzt lauscht!«
    Dies tat Rogon und zuckte zusammen. Man sprach über ihn, und was er vernahm, bestätigte seine finstersten Vermutungen.
    »Ich denke nicht daran, diesen Kretin zu heiraten!«, stieß Elessandrinah eben leidenschaftlich aus.
    »Doch, das wirst du!«, antwortete die Mutter. »Seranah hat mir versprochen, diese Heirat voranzutreiben. Immerhin sind wir die nächsten Verwandten der alten andhirischen Fürstenfamilie. Der Thron steht uns zu, und du wirst darauf sitzen!«
    Elessandrinah stieß ärgerlich die Luft aus den Lungen. »Als Ehefrau des Sohnes eines Emporkömmlings!«
    »Ist Rogon erst einmal König, wird Seranah mit einigen Säften dafür sorgen, dass er nicht mehr regieren kann. Dann wirst du an seiner Stelle herrschen.« Obwohl der Tonfall in der Stimme der Mutter jeden weiteren Widerspruch unterbinden sollte, fuhr die Prinzessin erneut auf.
    »Er ist der Sohn einer Sklavin, auch wenn die sich jetzt die Gemahlin des Königs von Andhir nennen kann. Außerdem ekle ich mich vor seinen Dämonenaugen. Mit diesem Mann kann ich nicht das Bett teilen.«
    »Genau das wirst du tun! Du wirst ihm sogar ein Kind oder besser noch zwei gebären. Tust du das nicht, würde bei Rogons Regierungsunfähigkeit seine jüngste Schwester zur Regentin und nächsten Königin ernannt werden, und wir müssten dieses Land beschämt verlassen. Das willst du doch sicher nicht! Außerdem wird Seranah dir ein Mittel geben, das dir die ehelichen Pflichten erträglich macht und rasch zu einer Schwangerschaft führen wird. Wie du siehst, ist alles sehr gut geplant. Der König und sein Sohn werden sich Seranahs Willen nicht widersetzen können. Und du wirst dich meinem Willen beugen!« Nun klang die Stimme der Mutter so scharf, als wolle sie jedes weitere Widerwort mit Ohrfeigen beantworten.
    Sung nahm an, Rogon hätte genug gehört, und führte ihn zurück zu dem Platz, an dem das Buch lag. Dabei rieb er sich innerlich die Hände. Das Gerede von Mutter und Tochter hatte dem Prinzen endgültig den Schleier von den Augen gerissen. Jetzt galt es nur noch, Rogon einen Weg zu weisen, auf dem dieser den heiratswütigen Adelsdämchen entkommen und scheinbar seinen eigenen Vorstellungen folgen konnte.
    »Ich hoffe, Ihr seid nicht zu schockiert, Königliche Hoheit. Doch so wie diese beiden Frauen denken die meisten Edeldamen, die hierhergekommen sind, um eine für sie vorteilhafte Ehe zu schließen. Die Entscheidung, welche von diesen jungen Gänsen Ihr heiraten werdet, fällt die Oberpriesterin, und Ihr und Euer Vater müsst ihre Entscheidung akzeptieren. Welches Schicksal dieses Weib Euch zugedacht hat, habt Ihr eben vernommen. Wenn Ihr verhindern wollt, dass Seranahs Hexentränke Euch zu einem lallenden Narren machen, müsstet Ihr alle Priesterinnen von Andhir über die Klinge springen lassen. Damit aber würdet Ihr Euch die Todfeindschaft des blauen Tempels von Edessin Dareh zuziehen und dieser Euren Namen aus den Stammtafeln der blauen Reiche tilgen.«
    Sung ließ Rogon nicht die Zeit für eine Antwort, sondern holte tief Luft und sprach sofort weiter. »Das, was Ihr gehört habt, entspricht Seranahs Plan. Jene Priesterinnen aber, die in Opposition zu ihr stehen, haben noch Schlimmeres mit Euch vor. Soweit ich es mitbekommen habe, planen diese Frauen, euch zu ermorden, um Eure Schwester Rhai zur Thronfolgerin zu machen.«
    Jetzt, dachte Sung, kam es darauf an. Entweder war der junge Mann nun bereit, auf seine Vorschläge einzugehen, oder er würde magische Säfte anwenden müssen, um Rogons Willen dem seinen zu unterwerfen.
    »Ich weiß, dass die Priesterinnen mich hassen, seit mein Vater mich hierhergebracht hat«, erklärte Rogon leise. »Meinetwegen könnte Rhai die Krone haben. Mein Vater besteht jedoch darauf, dass ich sie übernehme, und beruft sich dabei auf das Zeichen der Göttin.«
    »Das kann aber auch etwas ganz anderes bedeuten, mein Prinz. Verlasst Andhir, denn hier droht Euch der

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