Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
gerade geschehen war!
Sie riss die Augen auf und sah Jamie Campbell, der sie in den Armen hielt. Sah die angestrengte Zurückhaltung auf seinen gutaussehenden Zügen und dem harten, angespannten Kinn und die leidenschaftliche Eindringlichkeit in seinem Blick. Sie spürte seinen Körper, der sich an sie presste, die harte Männlichkeit, die sich pulsierend an ihre Hüfte drängte, das wilde Pochen seines Herzschlags, der sich erst wieder beruhigen musste. Die nackte Realität dessen, was wenige Augenblicke zuvor noch vom Schleier der Leidenschaft eingehüllt gewesen war, traf sie mit der Wucht eines Donnerschlags.
Gütiger Gott, was habe ich getan? Scham erfasste sie, als sie erkennen musste, welche Intimität sie gerade miteinander geteilt hatten. Sie hatte Jamie Campbell erlaubt, sie an Stellen zu berühren und Dinge mit ihr zu tun, wie es nur einem Ehemann gestattet war.
Mit vor Beschämung brennenden Augen stieß sie ihn von sich und stolperte taumelnd aus seinen Armen.
Er wollte stützend ihren Arm ergreifen, doch sie zuckte zurück.
»Für das, was du gerade erlebt hast, musst du dich nicht
schämen, Caitrina.« Seine Stimme war weich und beruhigend, so verständnisvoll.
Doch sie wollte es nicht hören.
»Wie kannst du das sagen?«, rief sie mit gepresster Stimme aus, denn ein heftiger Kloß schnürte ihr die Kehle zu. Sie blickte auf ihre nackten Brüste über dem gelösten Mieder ihres Kleides hinunter, deren Brustwarzen von seinem sündigen Kuss immer noch rosig und empfindsam waren, und Schamesröte breitete sich auf ihren Wangen aus. Schnell drehte sie sich um, um ihre Kleidung zu richten und den Anschein von Anstand wiederherzustellen.
Doch tiefe Verzweiflung durchdrang sie, als sie die Wahrheit erkannte: Manche Dinge ließen sich niemals wiederherstellen – so wie ihre Unschuld und die trügerische Illusion von Gleichgültigkeit.
Als sie sich wieder zu ihm umdrehte, mied sie seinen Blick, doch sie bemerkte, dass jeder Rest Leidenschaft aus seinem Gesicht verschwunden war. Seine Miene war wieder einmal unergründlich. Wie sie seine Selbstbeherrschung hasste! Dass er so unbeteiligt sein konnte, wohingegen ihre Welt gerade in tausend Scherben zersprungen war, schien nur noch niederschmetternder zu sein. Was mochte wohl nötig sein, damit dieser Mann etwas fühlte ?
»Alles wird gut, Caitrina.« Er wollte ihre Hand nehmen, doch sie riss sie fort. Es gab nichts, was er tun konnte, um sie zu trösten. »Ich werde mit deinem Vater reden …«
»Nein!« Voller Panik sah sie ihn an. »Du wirst nichts dergleichen tun!«
Mit stählernem Blick durchbohrte er sie und richtete sich zu voller Größe auf – die wirklich beeindruckend war. »Natürlich werde ich um deine Hand anhalten.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist nicht nötig …«
»Doch.« Er packte sie am Arm, und diesmal ließ er sie nicht los. »Das ist es. Ich will dich.«
Das Herz krampfte sich ihr zusammen: Besitzgier . »Du willst nicht mich . Ich bin nur eine weitere Schlacht, die es zu gewinnen gilt. Etwas, das du gesehen hast und von dem du beschlossen hast, dass du es haben willst. Ein hübsches Beiwerk an deiner Seite. Du kennst mich doch nicht einmal!«
Er biss die Zähne zusammen. »Ich weiß alles, was ich wissen muss. Du bist klug, von einer natürlichen Schönheit, stark, und du kümmerst dich fürsorglich um die Menschen, die du liebst. Ich habe gesehen, wie du für deinen Vater und deine Brüder sorgst.«
»Weil ich sie liebe . Du kannst doch nicht glauben, dass ich jemals dasselbe für …«
»Nein«, fiel er ihr schroff ins Wort. »Das würde ich nicht von dir erwarten, aber nach dem, was gerade geschehen ist, kannst du wohl schwerlich behaupten, dass ich dir gleichgültig bin.«
Gott, das war die Wahrheit. Wie konnte ich ihm nur so leicht erliegen? Heiß brannte es ihr in den Augen und der Kehle. Er hatte sie gewarnt, dass sie naiv war … Caitrina versteifte sich und suchte in seinem Gesicht nach Anzeichen von Falschheit. Hatte er ihre Unschuld ausgenutzt?
Sie fühlte sich wie eine Närrin. »Und was immer der Highland-Henker will, das nimmt er sich, ist es nicht so? Du wusstest, dass ich dich nicht will, also hast du mich überlistet. Du bist durch und durch so grausam, wie man behauptet, und würdest alles tun, um zu bekommen, was du willst.«
Feine weiße Linien zeigten sich um seinen Mund, das einzige Anzeichen dafür, dass sie seine stählerne Rüstung der Selbstbeherrschung durchbrochen hatte. »Sei
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