Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
bedachte sie mit einem langen Blick und zuckte die Schultern. »Dann seid Ihr mir nicht weiter von Nutzen.« Er wandte sich an einen seiner Männer. »Beseitigt den Jungen.«
»Brian!« Sie versuchte, zu ihm zu gelangen, doch der Mann, der sie vorhin geschlagen hatte, hielt sie zurück. Stattdessen musste sie hilflos mit ansehen, wie Brian bewusstlos aus dem Zimmer geschleppt wurde.
Die Augen des Anführers waren auf die Truhe am Fuß des Bettes gerichtet, wo sorgfältig zusammengefaltet das Plaid lag, das Jamie ihr an jenem Tag gegeben hatte, an dem sie von ihm aus dem Baum gerettet worden war – sie hatte es versäumt, es ihm zurückzugeben. Mit berechnendem Blick sah er sie an und schien etwas sagen zu wollen, doch dann trat
ein seltsamer Ausdruck auf sein Gesicht. »Findet heraus, was sie weiß«, sagte er stattdessen zu dem Mann, der sie festhielt, »aber beeilt euch. Die Burg steht bereits in Flammen. Wenn MacGregor sich darin aufhält, räuchern wir ihn aus.«
Ihr Vater. Ihre Brüder. Ihr Heim. Das alles war ihr von diesem Mann genommen worden – für nichts! Etwas in ihr rastete aus. Mit geballter Faust zielte sie auf sein Gesicht und traf ihn mit all dem Hass und der Wut, die in ihr tobten. Noch nie zuvor hatte sie jemanden geschlagen, doch ihr Hieb traf ihn mitten auf die Nase und mit Genugtuung hörte sie Knochen knirschen. Sein Kopf ruckte bei dem Schlag zurück. Als er sie wieder ansah, schoss ihm Blut aus der Nase.
Ein Augenblick verstrich in ungläubiger Benommenheit, bevor die Vergeltung schnell und hart kam. Seine Hand traf ihre Schläfe. Ein explodierender Schmerz, dann wurde alles um sie herum schwarz.
Caitrina konnte nicht atmen. Sie träumte, dass ein Mann auf ihr lag und das schwere Gewicht seines Kettenhemds ihr die Brust zerquetschte. Der Gestank von Schweiß und Blut trat ihr in die Nase, und bittere Galle stieg in ihrer Kehle hoch. Sie stöhnte und kämpfte gegen das Gewicht an, das sie niederdrückte. Grobe Hände packten die zarte Haut ihrer Schenkel und versuchten, ihr die Beine zu spreizen.
Das war kein Traum. Flatternd öffneten sich ihre Lider. Ein Mann lag auf ihr, den einen Arm quer über ihrer Brust, um sie niederzudrücken, mit dem anderen hob er ihre Röcke. Sie öffnete den Mund, um zu schreien, doch sie war sich nicht sicher, ob ihr ein Laut über die Lippen gekommen war, bevor sie eine weitere Explosion von Schmerz auf ihrer Wange spürte und ihre Augen wieder zufielen.
Dunkelheit lockte wie das süße Lied einer Sirene. Sie wollte weiterschlafen, in die Sicherheit ihrer Träume flüchten.
Doch etwas ließ das nicht zu. Sie musste aufwachen. Sie durfte das nicht zulassen. Sie musste kämpfen.
Also öffnete sie die Augen, und das Gesicht des Mannes verschwamm vor ihrem Blick. Alles war verschwommen.
Plötzlich war das Gewicht auf ihrer Brust verschwunden. Tief sog sie den Atem ein, wollte die Lungen mit frischer Luft füllen, doch stattdessen atmete sie nur erstickenden Rauch. Husten schüttelte ihren Körper.
Sie glaubte, einen Mann fluchen zu hören, doch es war so schwer, überhaupt etwas zu hören, weil es in ihren Ohren so dröhnte. Sie wurde vom Bett hochgehoben und an eine warme, harte Brust gedrückt. Einen Augenblick lang war sie verwirrt. Sie fühlte sich sicher. Doch dann erinnerte sie sich wieder.
Der Mann wollte sie forttragen, und sie schlug um sich, doch er hielt sie fest und beruhigte sie mit sanften Worten. Die Stimme war vertraut, doch sie schwebte gerade außerhalb der Reichweite ihres Bewusstseins.
Es war so heiß. Sie öffnete die Augen, doch sie brannten und füllten sich mit Tränen. Vor dichtem Rauch konnte sie nichts sehen. Sie wollte wissen, wer sie hielt, doch seine Züge waren verschwommen.
Er sah aus wie Jamie Campbell. Ihre Lider flatterten erneut. Jamie. Es war Jamie. Er war hier.
Sie entspannte sich in seinen Armen und verspürte einen Augenblick der Freude, bevor der Splitter einer Erinnerung in ihr Bewusstsein drang: Campbells hatten Ascog angegriffen. Und Jamie war ein Campbell. Nein . Sie wollte es nicht glauben, aber warum sonst sollte er hier sein?
Du wirst noch bereuen, dass du meinen Antrag abgelehnt hast.
»Du …« Sie hustete würgend. Ihre Kehle fühlte sich offen und wund an. »Du hast das getan!«, schluchzte sie, wobei es sich anfühlte, als würden ihre Lungen in Stücke gerissen.
»Campbells.« Sie brachte die Worte nicht über die Lippen, sie fühlte sich so schrecklich schwach und müde. »Warum?« Der
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