Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
Diejenigen, die keine Krieger waren, fischten im Loch, kümmerten sich um das Vieh oder stachen Torf.
»Bitte«, flehte sie.
Er nickte, und voller Dankbarkeit und Erleichterung schlang Caitrina die Arme um ihn und umarmte ihn heftig. Die Dienstmägde waren mit dem Holz, Leinen und Öl zurückgekehrt, und in den nächsten paar Minuten waren sie eifrig damit beschäftigt, die ölgetränkten Lappen wie Fackeln um das Holz zu wickeln.
Brian hatte sich neben dem Eingang platziert und wachte aufmerksam darüber, was draußen vor sich ging. Dabei bereitete er die Außentreppe vor, indem er das Tau und die angenagelten Holzteile löste, die sie in Position hielten. Dazu war es nötig gewesen, die Tür zu öffnen, aber sobald die Treppe losgelöst war, würden sie sie in Brand stecken und die Tür verriegeln. Caitrina konnte sehen, dass er Schwierigkeiten hatte. Im Laufe der Zeit war das Eisen verrostet, wodurch sich die Nägel schwer herausziehen ließen, und die Knoten im Tau waren so straff, dass man sie nicht aufknüpfen konnte. Es war schon lange her, seit solch drastische Maßnahmen nötig gewesen waren, jedenfalls nicht zu ihren Lebzeiten.
Sie eilte gerade zur Tür, um ihm zu helfen, als sie ihn laut aufschreien hörte: »Nein!«
Ein Schuss fiel, und in wildem Tumult brach draußen Chaos los. Brian machte einen Satz aus der Tür, und Caitrina hechtete ihm nach, packte ihn am Arm und hinderte ihn daran, die Treppe hinunterzustürmen.
»Brian …« Die Worte erstarben ihr auf den Lippen, als sie sah, was seine Reaktion verursacht hatte. Ein erstickter Schrei drang ihr aus der Kehle. »Vater!« Wie erstarrt musste sie entsetzt mit ansehen, wie ihr Vater sich an die Brust fasste und Blut seine Hände leuchtend rot färbte. Er taumelte, dann
fiel er nach hinten in Malcolms Arme – die Augen blind zum Himmel gerichtet.
Sie konnte nicht mehr atmen. Konnte nicht mehr denken. Schmerz krallte sich in ihre Brust, und heiße Tränen schossen ihr in die Augen. Das konnte nicht geschehen! Doch die Gesichter der Clansmänner sagten ihr, dass es wirklich geschah. Schock hatte sich in blinde Raserei verwandelt. Angeführt von Malcolm und Niall liefen sie Amok und griffen mit einer Wildheit an, die bewies, dass es wahr war, was sie gesehen hatte: Ihr Vater war tot.
Nur der Instinkt, Brian zu beschützen, riss sie aus ihrer Trance. Er kämpfte darum freizukommen, aber sie ließ ihn nicht los. Mor musste gesehen haben, was passiert war, denn plötzlich erschien sie an Caitrinas Seite und half ihr, Brian sicher ins Innere zu ziehen.
»Lasst mich los!«, schrie er. »Ich muss zu ihm!«
Die Qual in seiner Stimme spiegelte ihren eigenen Schmerz wider. Entschlossen nahm sie sein Gesicht in die Hände und zwang ihn, sie anzusehen. »Es gibt nichts, was wir jetzt für ihn tun können, Brian.« In ihrem Innern verkrampfte sich alles. Die Wahrheit war beinahe unerträglich, doch sie musste für Brian stark sein. Nicht nachdenken . »Wir brauchen dich. Wir müssen die Treppe in Brand setzen.«
Seine Augen waren wild und glänzend, und sie wusste nicht, ob sie zu ihm durchgedrungen war, bis er schließlich nickte.
Mor hatte die Mädchen bereits unterwiesen, wo sie die entzündeten Fackeln platzieren sollten, denn sie hatten keine Zeit mehr zu verlieren. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, obwohl es nur ein paar Augenblicke dauerte, bis sich alles an Ort und Stelle befand und die Fackeln entzündet waren. Beobachtend standen sie an der Tür und beteten, dass das Holz Feuer fing. Die Fackeln brannten, aber die Treppe qualmte und rauchte nur.
Hinter ihr fluchte Mor. »Das kommt von dem feuchten Wetter der letzten paar Tage«, meinte sie. »Das Holz ist noch nicht wieder trocken genug.«
Caitrina konnte die Rufe von unten hören und wusste, dass ihre Anstrengungen nicht unbemerkt geblieben waren. Und sie ebenfalls nicht. Sie fühlte den Blick des Anführers auf sich, doch sie ignorierte das unheilvolle Erschaudern. Ein paar der Angreifer fingen an, sich die Treppe hochzukämpfen, und die Männer ihres Vaters taten, was sie konnten, um sie daran zu hindern. Da sie wusste, dass sie nichts anderes mehr tun konnten, als zu beten, dass die Treppe schnell Feuer fing, schloss sie die Tür und schob den schweren Riegel vor.
Caitrina brauchte nicht erst in die verängstigten Gesichter um sie herum zu blicken, um zu wissen, was sie alle fühlten – es war dasselbe, was sie fühlte: absolutes Entsetzen und Fassungslosigkeit.
Mor packte sie bei
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