Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
er vor Schmerz aufschrie und Brian fallen ließ.
Sie wollte ihm mit dem Arm die Kehle zudrücken, doch sie wurde von ihm fortgerissen und fand sich in der stählernen Umklammerung eines großen, bulligen Mannes wieder. In ihrer Hast, Brian zu erreichen, hatte sie nicht bemerkt, dass noch ein dritter Mann im Zimmer war.
Sein Gesicht war rot, aufgedunsen und verschwitzt unter dem Rand seines Helms. »Ich hab das Mädchen gefunden«, rief er in Richtung der Tür.
»Lasst mich los!« Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu winden, doch er schloss die Hand noch fester um ihren Arm, bis sie glaubte, er würde brechen. Mit lüsternem Blick musterte er sie von oben bis unten, dann lächelte er, und der Ausdruck in seinen Augen jagte ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken. Es war der Blick eines Mannes, der beabsichtigte, sich seine Siegesbeute zu nehmen. »Noch nicht«, sagte er.
Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr. »Brian, nein!« Doch es war zu spät.
»Nimm deine schmutzigen Hände von meiner Schwester!«
Brian hatte es irgendwie geschafft, das Claymore unter dem Bett hervorzuziehen, und stürzte auf den Mann zu, der sie festhielt. Doch die Waffe war zu schwer für ihn, und er schaffte nur wenige Schritte, bevor einer der anderen Männer ihn einholte. Die Zeit schien stillzustehen. Sie sah das silberne Aufblitzen der Klinge, als sie auf den Kopf ihres Bruders niedersauste. In einem plötzlichen Kraftausbruch sprang sie vor, aber sie konnte sich nicht aus dem Griff des Mannes losreißen.
Brians vor Schock weit aufgerissene Augen fingen ihren Blick auf, als die Wucht des Hiebs ihn vorübergehend lähmte,
bevor er wie eine Stoffpuppe zu Boden sank. Der Schrei, der sich ihrer Kehle entriss, konnte sicherlich nicht ihr eigener sein. Sie wurde rasend vor Wut, holte gegen den Mann aus, der sie festhielt, und es gelang ihr, ihm mit den Nägeln übers Gesicht zu fahren, bevor er ihr mit dem Handrücken einen so heftigen Schlag ins Gesicht versetzte, dass sie zu Boden stürzte. Ihr Kiefer explodierte vor Schmerz.
»Was geht hier vor?«
Der Mann, den sie zuvor gesehen hatte, derjenige, von dem sie annahm, dass er ihr Anführer war, stand im Türrahmen.
»Wir haben das Lamont-Mädchen gefunden«, antwortete einer seiner Männer.
Er heftete den Blick auf sie. »Das sehe ich.«
Tränen strömten ihr über die Wangen, während sie wieder auf die Füße kam, und sie hielt sich das verletzte Gesicht, doch in ihren Augen spiegelte sich der Hass für diesen Mann wider, der Tod und Zerstörung über ihr Heim gebracht hatte. »Was für ein Mann führt Krieg gegen Frauen und Kinder? Nur ein Campbell könnte so wenig Ehre besitzen!«
»Ebenso stolz wie schön? Ihr habt Temperament, Mädchen, doch gebraucht es weise. Sagt uns, wo er ist, und niemand wird mehr verletzt.«
Sie blickte zu der regungslosen Gestalt ihres Bruders hinüber, dem Blut aus einer klaffenden Wunde am Kopf über das Gesicht strömte. Als könnte er ihre Gedanken lesen, durchquerte er den Raum und trat zwischen sie und Brian, um zu verhindern, dass sie zu ihm lief. »Wer?«, krächzte sie mit rauer Stimme. »Wer ist es, den Ihr sucht?«
»Alasdair MacGregor.«
Heftig sog sie den Atem ein. Mein Gott, das war alles ein schrecklicher Irrtum. Sie schüttelte den Kopf. »Ihr seid am falschen Ort. Alasdair MacGregor ist nicht auf Ascog.«
Die Miene des Mannes wurde hart und unversöhnlich. Einen
Augenblick lang erinnerte er sie an Jamie, doch dieser Mann hatte einen grausamen Zug, der Jamie fehlte. »Ihr seid es, die falsch liegt. MacGregor wurde gestern in der Gegend mit Eurem Vater gesehen, und er versteckt sich hier vermutlich schon seit Wochen.«
Das war unmöglich. Ihr Vater wäre nicht so kühn – oder töricht –, den König zu missachten. Wenn man einem MacGregor Unterschlupf gewährte, konnte man … getötet werden. Doch dann erinnerte sie sich an das Band zwischen den Clans, und das Herz krampfte sich ihr schmerzhaft zusammen. »Ihr lügt!«
Der Zug um seinen Mund verhärtete sich. »Und Ihr stellt meine Geduld auf die Probe. Sagt mir, wo er ist, und ich lasse mich vielleicht dazu überreden, Euch gehen zu lassen.« Langsam musterte er sie von Kopf bis Fuß. »Bevor oder nachdem ich meine Männer mit Euch ihren Spaß haben lasse. Die Wahl liegt bei Euch.«
Sie weigerte sich, ihm ihre Angst zu zeigen, obwohl sie sich ihr wie eine eisige Schlinge um den Hals legte. »Ich kann Euch nichts sagen, was ich nicht weiß.«
Er
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