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Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)

Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McCarty
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Schmerz wanderte ihr von der Lunge in die Brust, gefährlich nah zu ihrem Herzen. Seine Antwort hörte sie nicht mehr. Jeder Kampfeswille hatte sie verlassen, und sie ergab sich dem Sog der Dunkelheit.

9
    Toward Castle, auf der Halbinsel Cowal,
drei Monate später
     
    E in heftiger Wind fegte über die Moore und wirbelte Caitrina lange Strähnen ihres Haars ins Gesicht, während sie langsam den steilen Pfad von der Burg zu dem kleinen Strandstreifen hinunterging. Selbst das robuste Heidekraut, das die Landschaft mit weichen violetten Blüten bedeckte, war nicht dagegen gefeit und beugte sich tief unter jedem Windstoß. Sie fing die wirbelnden Locken mit der Hand ein und zog den Wollumhang enger um den Kopf, um Wind und Kälte besser zu trotzen. In der Luft lag eindeutig schon eine herbstliche Kühle. Da der Michaelistag bereits hinter ihnen lag und der Winter näher rückte, würden die Tage – wie das Heidekraut – bald dunkler, kürzer und kälter werden.
    Sie seufzte. Der Wechsel der Jahreszeiten stimmte sie eigenartig melancholisch. Die Zeit verstrich, ob sie es wollte oder nicht. Ein Teil von ihr wollte sich an der Vergangenheit festhalten, aus Angst davor, die Verbindung zu allem, was sie verloren hatte, zu trennen. Ein anderer Teil, der Teil, der sich an den Verlust ihrer Mutter erinnerte, wusste, dass die Zeit den Schmerz zwar nicht heilen, aber doch zumindest lindern konnte.
    Sie hatte nicht geglaubt, dass irgendetwas schlimmer sein konnte, als ihre Mutter zu verlieren – wie sehr sie sich doch geirrt hatte!
    Vater, Malcolm, Niall – das Herz zog sich ihr zusammen –, sogar ihr geliebter Brian … fort. Zusammen mit so vielen anderen. Heftig blinzelte sie die plötzlich aufsteigenden Tränen
fort. Der Schmerz war immer noch frisch, obwohl mehr als drei Monate seit jenem schrecklichen Tag vergangen waren, an dem die Campbells Caitrinas Clan ihr besonders bösartiges Brandmal der Zerstörung aufgeprägt hatten.
    An nur einem einzigen Nachmittag war ihr Clan beinahe ausgelöscht worden. Zuerst in der Schlacht und dann durch das Feuer, das darauf folgte. Über vierzig Krieger der Lamonts hatten ihr Leben gelassen, als sie Ascog verteidigten. Diejenigen, die überlebten, flohen in die Hügel, um den blutrünstigen Campbells zu entkommen. Alles, was von ihrem Zuhause übrig blieb, war eine ausgebrannte Ruine. Das Leben, die Liebe und das Glück, das sie gekannt hatte, waren nur noch eine verblassende Erinnerung.
    Und all das, weil ihr Vater verdächtigt worden war, MacGregors zu beherbergen.
    Das Ausmaß dieser Ungerechtigkeit war schwer zu ermessen. An die meisten Geschehnisse dieses Tages konnte sie sich nicht mehr erinnern, sie lagen weggesperrt an einem dunklen Ort, den sie nicht zu öffnen wagte. Aber manchmal, so wie jetzt, tauchten die Erinnerungen in Fetzen wieder vor ihrem inneren Auge auf. Die Ermordung ihres Vaters. Das Gesicht des Campbell-Soldaten, das über ihr schwebte. Die Flammen.
    Man sagte, dass ihre Brüder in dem Feuer umgekommen waren. Als Erinnerung an sie war ihr nichts geblieben als das Chieftain-Abzeichen ihres Vaters und ein Fetzen Plaid, den sie um das Handgelenk trug.
    Was die andere Sache betraf … Caitrina glaubte nicht, dass der Campbell sie vergewaltigt hatte, doch sie konnte nicht sicher sein. Ihre Jungfräulichkeit schien lächerlich unwichtig nach allem, was geschehen war.
    Doch da war etwas, oder besser jemand , an den sie sich deutlich erinnerte. Ein eiskalter Schauer ging ihr durch Mark und Bein, wie jedes Mal, wenn sie an Jamie Campbell dachte.
    Du wirst noch bereuen, dass du meinen Antrag abgelehnt hast. Eines Tages, Caitrina, wird die brutale Wirklichkeit dieser Welt dich finden.
    Worte, die auf grausame Weise prophetisch waren, oder möglicherweise noch mehr?
    Als sie erkannt hatte, dass Campbells Ascog angriffen, hatte sie sich gefragt, ob Jamie daran beteiligt war. Es war eine Erleichterung gewesen festzustellen, dass es nicht so war. Sie hatte nicht glauben wollen, dass er so grausam sein konnte oder dass sie sich auf so intime Weise einem Ungeheuer hatte hingeben können. War sie eine Närrin, weil sie nicht glauben wollte, dass sie sich so hatte irren können?
    Doch wie sich herausstellte, hatte sie sich geirrt. Er war dort gewesen. Aber warum? Konnte er wirklich ihrem Clan solche Zerstörung angetan haben? Hatte ihre harsche Zurückweisung irgendetwas mit dem Angriff zu tun? Wenn sie die Warnung ihres Vaters beherzigt – ihre Pflicht dem Clan

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