Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
Unterschied gemacht. Ich lasse dich jetzt allein. Lass eine Nachricht nach Dunoon senden, sobald du deine Entscheidung getroffen hast. Wenn du dich entschließt anzunehmen, dann können wir sofort heiraten.«
»Aber das Aufgebot …«
»Das Aufgebot wurde bereits bestellt.«
Caitrina fühlte, wie sich die Schlinge um ihren Hals zuzog. »Bist du dir bereits so sicher, welche Wahl ich treffen werde, oder soll ich gar keine haben?«
»Ich wollte nur vorbereitet sein. Ich hatte angenommen, du würdest dich danach sehnen, in dein Zuhause zurückzukehren.«
»Es ist fort. Nichts ist davon geblieben.«
»Es kann wieder aufgebaut werden.«
»Nicht alles davon«, entgegnete sie leise.
Er bedachte sie mit einem langen Blick, der ihr Innerstes zu berühren schien. »Es tut mir leid um deinen Verlust, Mädchen.«
Es war die Wahrheit. Sie konnte sein Mitgefühl und Verständnis spüren, und einen Augenblick lang ließ sie sich davon einhüllen und ihr Trost spenden. Er wäre ein Fels, an den sie sich anlehnen könnte, wenn sie wollte.
Sanft hob er ihr Kinn an. »Du hast recht. Nicht alles lässt
sich wiederaufbauen«, gab er zu. »Aber wir können versuchen, etwas Neues aufzubauen.«
Es war so etwas wie ein Ölzweig. Ein Friedensangebot, das zu akzeptieren sie noch nicht bereit war. »Ich will nichts Neues« – dich –, »ich will meine Familie zurück.« Ihr schien, als wäre er zusammengezuckt, doch er überspielte es so schnell, dass sie sich fragte, ob sie es sich nur eingebildet hatte. »Verstehst du denn nicht? Ich kann sie niemals ersetzen.«
»Ich schlage auch nicht vor, dass du das versuchen sollst. Aber im Augenblick bin ich alles, was du hast.«
Betäubt sah Caitrina ihm nach, wie sich die Tür hinter ihm schloss. Er war fort. Tränen brannten ihr in der Kehle. Die Entscheidung lag nun in ihren Händen.
Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken. Nachdem sie die Tür geöffnet hatte, zwang sie sich, ruhig durch den Saal und nach draußen zu gehen, ohne dass sie es dabei wagte, jemandem in die Augen zu sehen. Erst als sie den Burghof erreicht hatte, fing sie an zu laufen.
Die Sonne versank gerade am Horizont, und eine feuchte Kühle hing in der Luft. Der Wind zerrte an ihren Haaren, und Tränen strömten ihr über die Wangen, während sie den Pfad zum Strand hinunterstolperte. Sie sank im Sand auf die Knie und vergrub das Gesicht in den Händen.
Schwach nahm sie wahr, dass jemand nach ihr rief, doch es klang so weit weg. Augenblicke später fühlte sie, wie Mor die Arme um sie schlang. Der vertraute Geruch und die weiche Brust ließen sie noch heftiger schluchzen – so wie sie es als Kind getan hatte. Was hatte sie damals je für einen Grund zu weinen gehabt?
»Na, na, Mädchen. Was ist es denn, das dich so aufgeregt hat?«
Abgehackt stieß Caitrina die Geschichte in Bruchstücken
hervor, genug für ihre alte Amme, damit sie sich einen Reim darauf machen konnte.
Sie runzelte die Stirn. »Also behauptet er, dass er den Angriff hatte beenden wollen?«
Caitrina nickte.
»Und du glaubst ihm?«
Eigentümlicherweise tat sie das. »Ja. Aber ich war nicht dabei. Erzähl mir, woran du dich erinnerst.«
Es war das erste Mal, dass sie Mor nach diesem Tag fragte.
Die Amme dachte einen Augenblick lang nach. »Es herrschte ein solches Durcheinander, als wir aus dem Wohnturm gezerrt wurden. Ich musste kämpfen, um Una nicht aus den Augen zu verlieren. Überall war Rauch – und die Toten. Überall, wo ich hinsah, waren Tote. Ich hatte solche Angst, dich und den Jungen unter ihnen zu sehen.« Ein Zittern durchlief sie. »Ich war so erleichtert, als ich sah, wie dich der Campbell-Henker aus der Burg trug …« Mit erstickter Stimme brach sie ab. »Er hat dich gerettet, aber ich wusste nicht, warum. Mir erschien es allerdings merkwürdig, wie er dich in den Armen wiegte, als wärst du ein Kind, und dich auf die Stirn küsste, bevor er dich absetzte.« Sie runzelte die Stirn. »Er hatte den seltsamsten Gesichtsausdruck, und dann sagte er ›Pass für mich auf sie auf, ich bin gleich zurück. Ich muss sehen, was ich tun kann. Es sind immer noch welche drinnen.‹« Mor machte eine Pause. »Ich dachte, er sprach von seinen Männern, aber vielleicht …« Sie zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht. Damals habe ich mir nicht viel dabei gedacht, aber ich sah, wie er mit dem anderen Mann stritt.« Mors Gesicht wurde hart. »Mit dem Mann, der deinen Vater erschoss.«
»Sein
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