Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
sie.
»Das ist also dein Plan«, sagte sie mit leiser, emotionsgeladener Stimme. »Du bist durch und durch so skrupellos wie ich dachte. Du würdest mich zwingen, dich zu heiraten, ganz gleich, wie sehr ich dich hasse.«
Seine Muskeln verkrampften sich. Er wusste, dass sie ihn nicht hasste, dennoch gefiel es ihm nicht, es zu hören. »Ich würde dich nie zu etwas zwingen. Es ist deine Entscheidung.«
Sie stieß einen scharfen, spöttischen Laut aus. »Was für
eine Wahl ist das denn, wenn du alles, was ich will, in deinen Händen hältst? Warum tust du mir das an? Ist es wegen dem, was geschehen ist? Ist es eine Art Rache? Ich habe es gewagt, den großen Jamie Campbell abzuweisen, und deshalb willst du mich deinem Willen unterwerfen und mich demütigen.«
»Denkst du das wirklich? Ist es denn so schwer zu glauben, dass ich dich will?«
»Nein, das ist überhaupt nicht schwer zu glauben«, sagte sie ausdruckslos.
»Aber dazu ist keine Ehe nötig. Wenn das alles ist, was du von mir willst, dann nimm …«
Seine Reaktion war unvermittelt, und er packte sie am Arm. »Nicht!«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Sag es nicht.«
Er stellte sich gerade alles andere als geschickt an. Verwirrt ließ er ihren Arm los und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Das ist nicht alles, was ich von dir will.« Noch nie hatte er versucht, sich einer Frau gegenüber zu rechtfertigen, und er wusste nicht, wie er beschreiben sollte, was er fühlte. »Du bedeutest mir etwas.«
»Wenn ich dir etwas bedeute, dann tu das nicht.«
»Gerade, weil du mir etwas bedeutest, tue ich das hier.« Um Argylls Zustimmung zu erlangen, hatte er für das Verhalten der Lamonts bürgen müssen, und wenn sie das Gesetz brachen, würde er persönlich dafür verantwortlich gemacht werden. »Ich versuche, dir zu helfen. Kannst du denn nicht einsehen, dass das die beste Möglichkeit ist, dein Heim zurückzubekommen? Und ich kann dich beschützen.«
»Ich brauche deinen Schutz nicht.«
»Wirklich nicht?«
Störrisch schüttelte sie den Kopf. »Nein.«
Nicht in der Lage zu widerstehen streckte er die Hand aus und streichelte ihr sanft über die Wange. »Wäre es denn wirklich so schrecklich, mich zu heiraten?«
Er fühlte, wie sie erbebte, doch sie gab keine Antwort.
Ohne äußere Regung stellte er die Frage, die er am meisten fürchtete. »Gibt es da einen anderen, den du heiraten möchtest ?« Der bloße Gedanke schnitt ihm wie ein Dolch in die Brust.
Er spürte ihren Blick, als sie sein Gesicht musterte, als habe sie vielleicht etwas von seiner Qual bemerkt. »Ich …«, begann sie, dann brach sie zögernd ab. »Nein. Es gibt keinen anderen.«
Er trat einen Schritt auf sie zu und blickte auf die fedrigen schwarzen Wimpern herab, die sich von ihrer blassen Wange abhoben. Eine schwache Spur neuer Sommersprossen sprenkelte ihre kleine, leicht nach oben geschwungene Nase. Tief holte er Luft, aber er berührte sie nicht. »Gib mir eine Chance. Ich werde mein Bestes tun, um dich glücklich zu machen.« Es war einem Flehen so nahe, wie er jemals kommen würde. Ohne nachzudenken, streckte er die Hand aus und strich ihr sanft eine gelöste Haarsträhne hinters Ohr, dabei streiften seine Finger ihre samtige Wange, und die zärtliche Berührung erschreckte sie beide.
Nach einem Augenblick fragte er: »Wirst du über mein Angebot nachdenken?«
Langsam nickte sie.
Sie war unschlüssig, doch es gab noch eine Sache, die sie wissen musste. Er wollte nicht, dass irgendetwas zwischen ihnen stand. »Du solltest noch etwas wissen, bevor du deine Entscheidung triffst.«
Etwas in seiner Stimme ließ sie fragend den Kopf neigen. »Was?«
»Der Mann, der den Angriff gegen deinen Vater anführte« – er sah ihr in die Augen –, »er ist mein Bruder.«
»Nein!« Doch der Schrei blieb ihr in der Kehle stecken. Das Gesicht des Anführers tauchte vor ihrem inneren Auge auf.
Etwas daran hatte sie an Jamie erinnert, und nun wusste sie auch, warum. Ein bitterer Zug verzerrte ihre Lippen. Gütiger Gott, sein Bruder hatte ihren Vater getötet.
Gerade, als sie hatte glauben wollen, dass etwas zwischen ihnen möglich sein konnte …
»Ich würde dich nicht dazu zwingen, ihn zu akzeptieren, aber ich dachte, du hättest ein Recht, es zu wissen. Er wusste nicht, was du mir bedeutest …«
Und was bedeute ich dir? Doch das konnte sie nicht fragen. »Und soll das eine Entschuldigung sein?«
Jamie schüttelte den Kopf. »Nein. Aber es hätte vielleicht einen
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