Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
nichts über deinen Aufenthaltsort erzählt. Er hat mich wegen einer anderen Sache kontaktiert.«
Caitrina schien sich zu entspannen, doch nur ein wenig, und sie wartete darauf, dass ihr Onkel fortfuhr. Aber der Lamont schien immer noch Schwierigkeiten zu haben, die richtigen Worte zu finden.
Jamie hatte Mitleid mit dem Mann und sprang für ihn ein. »Dein Onkel hat als eine Art Vermittler fungiert.« Er konnte ihre Verwirrung sehen und fuhr erklärend fort. »Während ich nach dem Überfall den Wald nahe Ascog absuchte« – nach
dir , ließ er ungesagt –, »nahm ich zwei von Alasdair MacGregors Wachmännern gefangen – einer davon war zufällig sein Cousin Iain.«
Ihre Augen weiteten sich ein wenig. »Also war der Tod meines Vaters umsonst«, meinte sie bitter. »Du hast die MacGregors dennoch gefunden und sie Argyll ausgeliefert, oder vielleicht war es ja nicht mehr nötig, sie auszuliefern?«
Jamies Mund verhärtete sich. Sie zu töten war genau das, was er eigentlich hätte tun sollen – und was Iain MacGregor verdiente. Dass er es nicht getan hatte, lag nur an ihr. Wenn sie eine Chance haben wollten, dann durfte der Angriff auf Ascog kein weiteres Leben mehr fordern, das wusste er. Grimmig biss er die Zähne zusammen. Iain MacGregor war einer der Schlimmsten der ganzen Bande – ein mörderischer Schurke, der Jamies Clansleute jahrelang plündernd und brandschatzend heimgesucht hatte. Was andere vielleicht aus Not taten, tat er aus Vergnügen.
Alasdair MacGregor andererseits machte einen anderen Eindruck auf ihn. Obwohl sich ihre Wege in den letzten paar Jahren mehrere Male gekreuzt hatten, hatte Jamie während der Verhandlungen begonnen, ihn als einen Mann zu betrachten, den seine Ehre dazu verpflichtet hatte, der unfreiwillige Anführer einer unkontrollierbaren Bande von Räubern zu werden. Als ihr Chief würde Alasdair für sie verantwortlich gemacht werden. Jamie hatte beinahe Mitleid mit ihm.
Völlig unerwartet sprang der Lamont zu Jamies Verteidigung ein. »Nein, er hat nichts von beidem getan, Caitrina. Um ehrlich zu sein, hat Campbell Argyll davon abgehalten, noch mehr Soldaten in die Gegend zu schicken, bis es bezüglich einer friedlichen Kapitulation von Alasdair MacGregor zu einer Einigung kommen würde. Als Beweis für Campbells ehrliche Absichten hat er den Aufenthaltsort der Gefangenen während der Verhandlungen geheim gehalten.«
Caitrinas Blick traf ihn, und er sah ihre Überraschung. Sie
erkannte die Bedeutsamkeit von Jamies Handeln, Argyll Informationen vorzuenthalten. Teufel, er war selbst überrascht darüber! Noch nie zuvor hatte Jamie sich geweigert, einen Befehl seines Chiefs zu befolgen. Beweis genug dafür, was sie ihm bedeutete. Zuerst war sein Cousin außer sich vor Wut gewesen. Erst als Jamie ihm seine Absicht erklärt hatte, war Argyll besänftigt.
Er wusste, dass sie ihn fragen wollte, warum er das getan hatte, doch stattdessen wandte sie sich wieder an ihren Onkel. »Und wurde eine friedliche Aufgabe ausgehandelt?«
Der Lamont nickte. »MacGregor und seine Männer willigten ein, sich Argyll zu ergeben, und im Gegenzug hat Argyll eingewilligt, ihn für seine vergangenen Verbrechen schadlos zu halten und ihn sicher auf englischem Boden abzusetzen. Alasdair MacGregor glaubt, dass er in England von König James gerecht behandelt wird.« Zweifellos würde Alasdair MacGregor für die Verbrechen seines Clans den Tod finden, doch zumindest klebte dann sein Blut an den Händen des Königs.
Sie nickte, jedoch ohne den Blick von ihrem Onkel abzuwenden. »Das ist mehr, als ich von Argyll erwartet hätte. Aber ich verstehe nicht, was das alles mit mir zu tun hat?«
Der Lamont räusperte sich erneut. »Um den Handel zu besiegeln, hat Campbell um deine Hand gebeten.«
Ihr ganzer Körper versteifte sich, und Jamie konnte sehen, wie ihre Fingerknöchel weiß hervortraten, als sie die im Schoß liegenden Hände in die Falten ihrer Röcke krampfte. Wut und Empörung strahlten von ihr aus, doch ihre Stimme blieb überraschend ruhig. »Ich fürchte, ich habe den großzügigen Antrag des Laird bereits abgelehnt. Tatsächlich wollte ich heute Abend eine andere Verbindung mit dir besprechen, Onkel.«
Sofort rauschte Jamie das Blut heftig durch die Adern. »Mit wem?« Er ballte die Fäuste. Ich werde ihn umbringen.
Sie presste die Lippen zusammen. »Das geht dich nichts an.«
Der Lamont wirkte völlig verblüfft. »Das ändert natürlich alles. Mir war nicht bewusst, dass dein
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