Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
Earl und Jamies Bruders bei der Hochzeit erspart. Die anwesenden Campbells bestanden nur aus den etwa zwanzig Wachmännern, die Jamie begleitet hatten. Die Zeremonie wurde in der kleinen Kapelle von Toward Castle abgehalten, die gegenüber dem Wohnturm neben dem neuen Saal lag. In den Kirchenbänken versammelte sich alles, was von ihrer Familie geblieben war – ihre Tante, ihr Onkel, John und die Cousinen, Mor und, obwohl es unüblich war, dass sie bei solch einem Ereignis anwesend waren, die Handvoll Clansleute, die mit ihr nach Ascog gekommen waren.
Ohne den Protesten ihrer Tante Beachtung zu schenken, hatte Caitrina die aufwändigen Samt- und Brokatstoffe zurückgewiesen und sich stattdessen für einen einfachen dunkelblauen kirtle aus Wolle und ein schlichtes Unterkleid entschieden. Die einfache Kleidung schien ihr besser zu der ernsten Angelegenheit zu passen.
In dieser Hochzeit lag keine Freude – nur Pflicht.
Caitrina stählte sich gegen das ungebetene Gefühl der nervösen Erregung, die dem Ereignis vorausging, indem sie sich in Erinnerung rief, dass das hier nur eine reine Zweckehe war.
Dennoch verspürte sie ein heftiges Flattern in der Brust, als sie die dunkle, steinerne Kapelle betrat und am Ende des schmalen Mittelganges Jamie neben dem Priester stehen sah.
Das sind nur die Nerven. Schließlich war es ihr Hochzeitstag, egal wie unerwünscht er auch sein mochte.
Aber das erklärte nicht, warum ihr das Herz beinahe stehenzubleiben schien, als sich ihre Blicke trafen. Sie spürte seinen eindringlichen Blick in jeder Faser ihres Körpers. Es war, als hätte er quer durch den Raum die Arme ausgestreckt und sie für sich beansprucht, so vollständig nahm er sie mit diesem langen, durchdringenden Blick in Besitz. Einen Augenblick lang fühlte es sich richtig an – als ob das hier so sein sollte. Bis ihr wieder einfiel, wie er sie hierzu genötigt hatte.
Sie konnte allerdings nicht leugnen, dass er atemberaubend aussah. Das Haar fiel ihm in die Stirn und schimmerte goldbraun im warmen Kerzenlicht, und die flackernden Schatten ließen das kantige Kinn und die harten Züge seines gutaussehenden Gesichts golden erscheinen. Im Nacken lockten sich ein paar feuchte Strähnen seines seidigen dunklen Haares.
Stolz und hochaufgerichtet überragte er den Priester und ihren Onkel, der neben ihm wartete. Auch wenn er in dem edlen Wams und den Kniehosen prächtig aussah, konnte das weiche schwarze Leder die raue Männlichkeit seiner breiten Schultern, der muskulösen Brust und kräftigen Schenkel nicht zähmen.
Langsam schritt sie auf ihn zu, bis sie vor ihm stand, nahe genug, um den Hauch von Seife zu riechen, der seiner Haut anhaftete.
Er streckte die Hand nach ihr aus, und einen Augenblick lang stand die Welt still. In seiner offenen Handfläche sah sie sich mit ihrer Zukunft konfrontiert. Seine vom Führen des Schwertes und mit dünnen weißen Kampfnarben übersäte Hand war der eindeutige Beweis seines Metiers.
Er mochte zwar die feinen Manieren eines Höflings besitzen, aber es bestand kein Zweifel daran, dass Jamie Campbell durch das Schwert lebte. Er war ein harter, unbarmherziger
Krieger – Argylls Henker –, und wenn sie ihre Hand in seine legte, dann würde sie seine Frau sein.
Das Herz klopfte ihr heftig in der Brust. Sie versuchte, nicht zu zittern, als sie langsam die Hand hob und sie in seine Handfläche legte, doch eine heftige Wärme durchströmte sie, als er die Finger darum schloss.
Er musste ihr Unbehagen gespürt haben, denn er beugte sich zu ihr hinab und flüsterte: »Atme.« Sein warmer Atem streifte sie am Ohr und jagte ihr einen Schauer durch den Körper. »Alles wird gut.«
Etwas in seiner Stimme, die sie tief im Innern berührte, brachte sie dazu, ihm glauben zu wollen. Also stieß sie mit einem Nicken langsam den angehaltenen Atem aus, wandte sich dem Priester zu und sprach ihm die Worte nach, die sie für immer an Jamie Campbell binden würden – oder bis der Tod sie scheiden würde.
Und dann, bevor sie ihre Meinung ändern konnte, umfasste er ihr Kinn, gab ihr einen keuschen Kuss auf die Lippen und besiegelte so ihr Versprechen. Der Kuss riss sie jäh aus der Benommenheit, die sie während der ganzen Zeremonie umfangen hatte.
Es war vollbracht, und sie war seine Frau – eine Campbell. Sie war zu ihrer eigenen Feindin geworden.
Jamie saß neben seiner frisch angetrauten Braut an der Tafel und sah den lärmenden Clansleuten zu, wie sie sich dem trunkenen Gelage
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