Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
hatte. Lamonts würden einen Campbell niemals als ihren Anführer akzeptieren. Alles, woran sie gedacht hatte, war es gewesen, ihrem Clan das Zuhause wiederzugeben. Doch sie wusste, dass das nur ein Teil der Wahrheit war. Jamie hatte sie zu dieser Ehe genötigt, aber sie hatte sich auch nicht sonderlich dagegen gewehrt. Tief in
ihrem Innern, auch wenn sie es nicht erklären konnte, wollte sie an ihn glauben. Sie sah Callum offen ins Gesicht. »Nun ist er auch mein Ehemann.« Sie sah sich um, immer noch überrascht darüber, ihn nirgendwo zu entdecken. »Der Laird«, wagte sie einen Vorstoß. »Ist er in den Wald gegangen, um nach dem Bauholz zu sehen?«
Einer der Männer spuckte auf den Boden. »Der Henker sucht nicht nach Holz, sondern nach Männern.«
Caitrina runzelte die Stirn. Instinktiv empörte sie sich über die Verwendung des Beinamens, allerdings wurde ihr klar, dass sie ihn schon Schlimmeres genannt hatte. Sie verspürte den seltsamen Drang, ihren Ehemann zu verteidigen, aber sie wusste, dass sie das ihrem Clan nur noch stärker entfremden würde. »Was meinst du damit?«
Ein anderer Mann ergriff das Wort. »Er säubert den Wald von den Männern Eures Vaters und verhaftet sie für Argyll.«
Nein . Der Atem stockte ihr. »Das muss ein Irrtum sein.«
Doch es war kein Irrtum, denn genau in diesem Moment wandte sie sich um, als sie das Geräusch von Reitern hörte. Und wer durch das Tor geritten kam und eine Handvoll gefesselter Männer mit sich führte, war niemand anderes als ihr Ehemann. Sie erkannte die Gefangenen nur zu gut. Es waren die ehemaligen Wachmänner ihres Vaters.
Jamie wischte sich Staub und Schweiß von der Stirn und saß ab. Trotz des kühlen Vormittags fühlte er sich verschwitzt und müde, da er seit dem Morgengrauen die Lamonts jagte. Und der letzte Mensch, den er jetzt sehen wollte, war seine wunderschöne Frau.
Seine wunderschöne Frau, die ihn voll stummer Anklage im Blick ansah.
Die letzten paar Tage hatten ihm zugesetzt. Er tat verdammt noch mal sein Bestes, sie nicht zu bedrängen, doch
seine Geduld war am Ende. Leidenschaft war nicht genug, zum Teufel. Er wollte alles von ihr.
Nach ihrer Hochzeitsnacht hatte er gehofft, es könnte ein Neuanfang für sie sein. Doch was immer ihr verfluchter Cousin auch an jenem Morgen zu ihr gesagt hatte, hatte ihn eines Besseren belehrt. Er hatte gespürt, dass sie sich verschloss, dass sie sich unmerklich zurückzog.
Ihre Nähe während der Nächte machte es nur noch schlimmer. Es gab ihm einen kleinen Vorgeschmack davon, wie es sein könnte. Wenn sie ihm nur eine Chance geben würde. Doch er fing an, sich zu fragen, ob das jemals geschehen würde. Wie sollte es auch, wenn jeder hasserfüllte Blick ihrer Clansleute die Kluft zwischen ihnen nur noch breiter machte.
»Was tust du da?«, schrie sie und rannte auf ihn zu. »Das sind die Männer meines Vaters.« Sie drehte sich zu einem der gefesselten Männer um und schlang ihm die Arme um den Hals, ohne sich darum zu kümmern, dass er dick mit Schmutz bedeckt war, weil er monatelang im Dreck gelebt hatte. Ihre unverhohlene Zurschaustellung von Zuneigung für den Wachmann ihres Vaters, wohingegen sie es kaum fertigbrachte, Jamie bei Tageslicht anzusehen, fraß sich ihm wie Säure in die Brust. »Seamus«, sagte sie sanft. »Ich dachte, du wärst …«
»Es ist schön, Euer hübsches Gesicht wiederzusehen, Mädchen«, antwortete der ältere Mann. »Wir hatten dasselbe von Euch befürchtet. Erst als wir die Nachricht von Eurer Hochzeit «, er verzog spöttisch das Gesicht, »mit Argylls Henker hörten, wussten wir, dass Ihr überlebt habt.«
»Ich bin so froh, euch alle zu sehen«, sagte sie und berührte das Gesicht eines anderen Mann – der viel jünger war – mit solcher Zärtlichkeit, dass Jamie sich fühlte, als habe sie ihm soeben einen Dolch in die Rippen gestoßen.
Er wünschte sich etwas von ihr so sehr, dass er es beinahe schmecken konnte.
Doch als sie sich zu ihm umwandte, war in ihrem Gesicht nichts von Zuneigung oder Zärtlichkeit zu sehen – nur Verrat und Misstrauen. »Lass diese Männer sofort frei.«
Jamie versteifte sich, doch er ignorierte ihre Forderung. Seine Wut – etwas, was er nicht gekannt hatte, bevor er ihr begegnet war – wuchs. Kühle Vernunft machte heißen Emotionen Platz.
Ein ängstliches Schweigen fiel über die Menge, als sie darauf warteten, wie er reagieren würde. Was würde der meistgefürchtete Mann der Highlands tun, wenn ein
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