Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
Mädchen ihn herumkommandierte?
Seamus stellte sich vor sie. »Ich beschütze dich, Mädchen.«
»Wovor?«, fragte Caitrina völlig ahnungslos.
Das war ein gewisser Trost, dachte Jamie, wenn auch zugegebenermaßen klein. Anders als diese Männer wusste sie, dass er sie niemals verletzen würde. Was nicht bedeutete, dass sie keine ordentliche Zurechtweisung verdient hatte. Doch im Augenblick hatte er selbst nicht genug Vertrauen in sich, um nicht möglicherweise etwas zu sagen, was er nicht mehr zurücknehmen konnte.
»Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du sollst nach mir schicken lassen, wenn du zur Burg gehen willst«, sagte er, ohne sich die Mühe zu geben, seine Verärgerung zu kaschieren.
»Es war nicht nötig …«
»In Zukunft, meine Gemahlin «, sagte er betont, »wirst du tun, was ich sage.«
Ihre Wangen brannten vor Entrüstung, doch sie zog es klugerweise vor, nicht zu widersprechen. Er dachte nur an ihre Sicherheit, aber er wollte verdammt sein, wenn er ihr noch einmal etwas erklären musste.
Ihre Clansleute murrten leise, doch er spürte auch ihre widerwillige Bewunderung. Bei allem, was recht war, er hätte viel Schlimmeres tun können. Er war Laird, und sein Wort
war Gesetz – und schwerlich den Befehlen eines Mädchens unterworfen. Selbst wenn sie seine Frau war. Ihren Clansleuten mochte es vielleicht nicht gefallen, aber sie würden nicht eingreifen. Stolz war für einen Highlander das höchste Gut. Kein Highlander, der etwas taugte, würde zulassen, dass seine Frau seine Entscheidungen in Gegenwart seiner Männer in Frage stellte.
Vielleicht hatte sie erkannt, dass sie ihre Grenzen übertreten hatte, denn sie mäßigte ihren Tonfall. »Bitte«, sagte sie. »Welchen Grund hast du, diese Männer gefangen zu nehmen?«
»Keinen«, entgegnete Seamus. »Außer, dass er ein verfluchter Campbell-Bastard ist, der die Menschen mit Plündern und Brandschatzen aus ihren Häusern vertreibt, um die Taschen eines Tyrannen zu füllen.«
»Genug!«, donnerte Jamie. Es war nicht seine Schuld, dass die Männer gefesselt waren, doch sie hatten sich geweigert, sich zu den Bedingungen, die er ihnen genannt hatte, zu ergeben. Er wandte sich an den Hauptmann seiner Wachmänner. »Bringt diese Männer nach Rothesay. Vielleicht werden sie nach ein paar Tagen im Kerker ihre Meinung ändern.«
Caitrina keuchte entsetzt auf. »Nein! Du kannst nicht …«
»Doch«, sagte er mit tödlicher Ruhe. »Ich kann.«
»Mach dir keine Sorgen, Mädchen«, beruhigte Seamus sie. »Der Henker macht uns keine Angst.«
Jamie begegnete dem Blick des älteren Mannes mit solcher Eindringlichkeit, dass dieser die Augen niederschlug und seine Behauptung Lügen strafte.
Ihr Ehemann richtete sich nun an den Rest der Männer, die sich versammelt hatten, um zu beobachten, was vor sich ging. »Kehrt an eure Arbeit zurück, ihr alle.« Nachdem er den zwei Männern, die er als Vorarbeiter eingesetzt hatte, weitere Anweisungen gegeben hatte, ließ er den Blick erneut
auf seiner Frau ruhen. Es schmerzte beinahe, sie nur anzusehen. »Wenn du nach Rothesay zurückkehren willst, kann ich dich von einem meiner Männer begleiten lassen.«
»Ich brauche keine …«
Der wütende Ausdruck auf seinem Gesicht ließ sie innehalten.
»Bitte«, sagte sie, stellte sich vor ihn und legte ihm die Hand auf den Arm. Da er ohnehin schon angespannt war, zuckte jeder Nerv seines Körpers bei ihrer Berührung zusammen. »Würdest du mit mir reden? Unter vier Augen.«
Er wagte es nicht, auf ihre Hand zu sehen, und wandte den Blick ab. »Ich bin beschäftigt.«
»Ein paar Minuten sind alles, worum ich dich bitte. Du kannst doch sicher ein paar Minuten erübrigen?«
Obwohl er nicht sicher war, ob er in seiner gegenwärtigen Stimmung diese Unterhaltung führen wollte, nickte er steif und führte sie zum Tor. Schweigend gingen sie den Weg zum Loch hinunter. Als sie das Ufer erreicht hatten, drehte er sich mit ausdruckslosem Gesicht zu ihr um. »Was ist es, was du mir sagen wolltest?« Oder ihm vorwerfen, was es vermutlich eher traf.
»Willst du mir nicht erklären, warum du die Männer meines Vaters gefangengenommen hast?«
Er war es leid, dass sie stets das Schlimmste von ihm dachte, und wollte schon ablehnen, doch das sanfte Flehen in ihrer Stimme rührte den Teil von ihm, der immer noch ihr Verständnis wollte. »Ich glaube, ich sagte dir, als wir heirateten, dass ich für deinen Clan gebürgt habe – was mich für ihre Taten verantwortlich macht. Ich
Weitere Kostenlose Bücher