Stolz und Verfuehrung
lassen. Als Begründung hatte sie angegeben, dass sie nach Jonas schauen wolle, bevor sie sich für die Nacht zurückzog.
Nur zu wahr.
Sie schloss die hintere Tür ab, brachte ihren Umhang in Ordnung, griff nach ihrer Lampe und schlich sich mucksmäuschenstill durch das schlafende Haus und die Haupttreppe hinauf.
Die Tür zu Jonas’ Zimmer war geschlossen. Im Licht der Lampe suchte sie nach dem Türknauf, öffnete die Tür und spähte hinein. Jonas lag ausgestreckt unter der Decke im Bett. Das Mondlicht ergoss sich durch das Fenster und erhellte das Zimmer, sodass Em die Lampe löschen konnte. Sie schlüpfte hinein und schloss die Tür leise hinter sich.
Die Lampe stellte sie neben der Tür ab, bevor sie sich dem Bett näherte. Jonas schlief, allerdings unruhig. Während sie ihn beobachtete, regte er sich, drehte den Kopf auf dem Kissen hin und her und wühlte mit den langen Gliedmaßen unter den Decken. Er trug kein Nachthemd. Der Verband zierte nicht länger seine Stirn, und er sah nicht im Geringsten verletzt aus. Nur beunruhigt.
Diese Beobachtung bestätigte ihre Vermutung, bekräftigte ihren Entschluss. Sie legte ihr kleines Bündel - Bürste und Kleider zum Wechseln - auf seine Kommode und machte sich mit den Fingern an den Schnüren ihres Kleides zu schaffen.
Es dauerte ein paar Minuten, bis sie sich aus dem Kleid geschält hatte, ihre Röcke und Unterröcke abgelegt, die Strumpfbänder gelöst und die Strümpfe ausgezogen hatte. Sie spürte den Hauch der kühlen Nachtluft, zögerte und zog sich dann rasch das Hemd über den Kopf.
Nackt hob sie die Decke an einer Seite des Bettes hoch und glitt hinein.
Wärme hüllte sie ein. Jonas fieberte nicht. Sein langer Körper strahlte eine vertraute und tröstende Wärme aus. Unwillkürlich kuschelte sie sich enger an ihn und versuchte, ihn nicht zu stören.
Er spürte ihre Anwesenheit. Drehte sich um und schloss sie in die Arme, zog sie an sich, sorgte dafür, wie er es immer tat, dass sie es sich in seiner Umarmung bequem machen und den Kopf an seine Schulter lehnen konnte.
Zuerst war Em überzeugt, dass er aufgewacht war. Aber seine unbestimmten Bewegungen und die langsamen, gleichmäßigen Atemzüge sprachen eine andere Sprache. Lächelnd legte sie ihre Hand auf sein Herz, entspannte sich in seiner Umarmung und schloss die Augen.
Möglicherweise schlief er, doch es war ein unruhiger Schlaf. Zuerst dachte sie, dass Träume seine Ruhe störten; aber als sie sein Gesicht beobachtete, sah sie immer wieder den Ausdruck von Schmerz darüber hinweghuschen. Wie unter inneren Schlägen; stark genug, um ihn zu stören, aber zu schwach, um ihn zu wecken.
Sie beobachtete ihn, wartete, aber er kam nicht zur Ruhe. Sein Schlaf blieb leicht, immer wieder unterbrochen.
Das Bedürfnis, seinen Schmerz zu lindern und ihm Frieden zu schenken, keimte in ihr auf. Sie konnte es nicht ignorieren.
Aber was konnte sie tun?
Em überlegte und verwarf allerlei Möglichkeiten. Ihre Gedanken kreisten umher und kehrten schließlich zu einer Möglichkeit zurück. Sie hatte gehört, dass Lust - körperliche, sinnliche Lust - selbst starken Schmerz stillen konnte, jedenfalls für eine kleine Weile.
Unter Umständen lange genug für ihn, in einen tieferen Schlaf zu sinken.
Nicht zu vergessen, dass die Lust auch ihr Zerstreuung brächte.
Der Gedanke verlockte und verführte sie. Noch zögerte Em, aber dann regte er sich wieder, diesmal noch verdrießlicher, und sie schob ihre Bedenken beiseite, streckte sich an ihm aus und küsste ihn.
Sanft und ausschweifend liebkoste sie ihn mit den Lippen, ohne Hast und drängende Leidenschaft, schmeckte ihn, verführte ihn.
Er antwortete ihr ... Und doch hatte sie nicht den Eindruck, dass er wach war. Die Hände hatte er ausgebreitet, glitt mit ihnen über ihre Haut, berührte sie, zeichnete Spuren und liebkoste sie mit besitzergreifenden Zärtlichkeiten, bevor er sie ergriff und sie stützte, als sie sich halb über ihn lehnte.
Und ihn leidenschaftlicher küsste, seine geteilten Lippen für sich beanspruchte und mit ihrer Zunge seinen Mund forderte, wie er es so oft mit ihrem getan hatte. Er ließ es zu, genoss ihre freigiebigen Zärtlichkeiten, als hätte er nichts anderes verdient - als wäre er ein Pascha und sie seine Lustsklavin.
Die Vorstellung schlich sich in ihre Gedanken und ließ ihre Colyton-Seele in erwartungsvoller Vorfreude. Hingebungsvoll drängte die Colyton in ihr sie, die Gelegenheit beim Schopf zu ergreifen.
Langsam schob
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