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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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»Sie sind der Inhaber des Red Beils Inn?«
    An der vorderen Ecke des Schreibtisches blieb er stehen und fing endlich ihren Blick auf.
    Em fühlte sich, als hätte ein heißer Pfeil sie durchbohrt. Ihr stockte der Atem.
    »Ich bin Mr Tallent. Mr Jonas Tallent.« Seine Stimme klang tief, aber klar, und die Aussprache war so gestochen, wie es in ihren Kreisen üblich war. »Das Gasthaus gehört meinem Vater, Sir Jasper Tallent. Er ist derzeit verreist, und während seiner Abwesenheit liegt die Verwaltung des Anwesens in meinen Händen. Bitte nehmen Sie doch Platz.«
    Jonas deutete auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. Er musste den Impuls unterdrücken, ihr eilig den Stuhl zurechtzurücken, während sie sich setzte.
    Wenn sie ein Mann gewesen wäre, hätte er ihr keinen Platz angeboten. Aber sie war kein Mann. Sie war eindeutig ein weibliches Wesen. Allein der Gedanke, dass sie vor ihm stand, während er saß und ihre Empfehlungen las und sie über ihren Hintergrund ausfragte, war schlicht unannehmbar.
    Em ließ sich auf den Stuhl sinken. Mit geübten Handgriffen ordnete sie ihre olivgrünen Röcke. Über ihren Kopf hinweg fing er Mortimers Blick auf; jetzt konnte er verstehen, warum der Butler gezögert hatte, Miss Beauregard als »junge Frau« zu bezeichnen. Was auch immer Miss Beauregard sonst noch sein mochte, sie war vor allem eine Lady.
    Ihre Ahnen schienen in jedem Zoll ihrer schlanken Figur fortzuleben, in jeder ihrer unbewusst würdevollen Bewegungen. Die Gestalt war feingliedrig, fast zierlich, und das Gesicht so zart, dass ihm beinahe das Herz stehen blieb; mit blassem, leicht errötetem Porzellanteint und Zügen, die er - hätte er eine poetische Ader besessen - als meisterlich geformt bezeichnet hätte.
    Die üppigen, blassrosa Lippen, makellos geformt, hatte sie zu einer kompromisslosen Linie zusammengepresst. Unwillkürlich fühlte er sich berufen, einen weichen Schwung in die harte Linie zu bringen. Ihre Nase war schmal und gerade; lange, dichte Wimpern umringten wie ein Strahlenkranz die großen, nussbraunen Augen, die so lebendig sprühten, wie er es nie zuvor gesehen hatte. Die faszinierenden Augen wurden überwölbt von zart geschwungenen Brauen, und ihre Stirn wurde von weichen, hellbraunen Locken umspielt.
    Em hatte versucht, ihr Haar im Nacken in einen strengen Knoten zu zwingen, aber die glänzenden Locken schienen mit eigenem Willen begabt und kringelten sich bezaubernd um ihr Gesicht.
    Außer dem sanft gerundeten Kinn deutete nichts auf ihre innere Stärke hin.
    Als Jonas zu seinem Stuhl zurückging, wirbelte ihm nur ein einziger Gedanke durch den Kopf: Warum zum Teufel bewirbt sie sich für den Posten eines Gastwirts?
    Er schickte Mortimer mit einem Nicken aus dem Zimmer und nahm wieder Platz. Nachdem die Tür leise geschlossen worden war, ließ er den Blick auf der Lady ruhen. »Miss Beauregard ...«
    »Ich habe drei Empfehlungsschreiben, die Sie bestimmt lesen wollen.« Sie wühlte bereits in ihrem Retikül und zog die Papiere heraus, die sie ihm sogleich entgegenstreckte.
    Er musste sie annehmen. »Miss Beauregard ...«
    »Wenn Sie sie lesen«, Em faltete die Hände über dem Retikül in ihrem Schoß und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Blätter, »dann werden Sie feststellen, dass ich viel Erfahrung habe, mehr als genug, um mich für die Stellung als Gastwirtin im Red Beils Inn zu qualifizieren.« Sie ließ ihm keine Zeit für eine Antwort, sondern fing seinen Blick mit ihren lebhaften Augen auf und behauptete in aller Seelenruhe: »Ich glaube, der Posten ist schon seit einiger Zeit vakant.«
    Er spürte, wie sich seine Annahmen über Miss Emily Beauregard unter dem direkten und überraschend scharfen Blick aus ihren nussbraunen Augen langsam veränderten. »In der Tat.«
    Ruhig schaute sie ihn an. Entgegen dem Anschein war sie alles andere als eine sanftmütige Miss.
    Ein bedeutungsvoller Moment verstrich, bevor ihr Blick auf die Empfehlungsschreiben in seiner Hand glitt und dann wieder hinauf zu seinem Gesicht. »Vielleicht ist es Ihnen lieber, wenn ich Ihnen die Schreiben vorlese?«
    Jonas rüttelte sich selbst innerlich wach. Mit zusammengepressten Lippen senke er den Blick - und strich das erste gefaltete Blatt pflichtbewusst auseinander.
    Während er die drei genau gleich gefalteten Papiere las, ließ sie eine wahre Litanei ihrer Vorzüge über ihn niedergehen -über ihre Erfahrungen in der Führung von Haushalten ebenso wie Gasthäusern. Ihre Stimme klang angenehm und

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