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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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schützte.
    Er musste keinen Gedanken daran verschwenden, dass sie jemals das gewisse Gewerbe ausgeübt hatte, in dem man rasch die Unterröcke lupfte. Das galt auch für ihre Schwester. Aber was, wenn er sie fortschickte und sie - alle zusammen - an einem gewissen Punkt gezwungen wären, sich ...
    Nein! Es stand außer Frage, das Risiko einzugehen; das durfte und konnte er mit seinem Gewissen nicht vereinbaren. Selbst wenn er es niemals erfahren würde, reichte schon der Gedanke, die bloße Möglichkeit, um ihm den Verstand zu rauben.
    Jonas musterte sie durchdringend. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dazu genötigt zu sein, sie einzustellen - was sie sehr eindruckvoll bewerkstelligt hatte.
    Er brach den Blickkontakt ab und zog ein leeres Blatt Papier zu sich heran. Ohne sie anzusehen, griff er nach seiner Feder, überprüfte die Spitze, tunkte sie in das Tintenfass und ließ sie dann rasch über das Papier gleiten.
    Ungeachtet der Tatsache, dass ihre Empfehlungsschreiben gefälscht waren, war sie besser, als überhaupt niemanden zu haben. Und sie wollte den Job. Der Himmel wusste, dass sie genügend weibliche Durchsetzungskraft besaß, um ihre Stellung zu behaupten. Er würde sie sehr genau im Auge behalten, würde darauf achten müssen, dass sie korrekt abrechnete und sich auch sonst nichts Ungehöriges leistete. Und er bezweifelte erheblich, dass sie den gesamten Keller leer trinken würde, wie Juggs es getan hatte.
    Jonas beendete die kurze Mitteilung, ließ die Tinte trocknen und faltete das Blatt. Jetzt erst schaute er auf und begegnete ihrem neugierigen Blick. »Das hier«, er streckte ihr das Papier entgegen, »ist ein Brief für Edgar Hills, den Schankkellner, in dem ich Sie als neue Wirtin vorstelle. Hills und John Ostler sind zurzeit die einzigen Angestellten.«
    Ems Finger schlossen sich um das andere Ende des Blattes. Ihre Gesichtszüge wurden weich; nicht nur ihre Lippen, sondern das gesamte Gesicht schien sanft zu glühen. Er erinnerte sich, dass er genau das hatte geschehen lassen wollen, und fragte sich, wie ihre Lippen - nun unwiderstehlich verführerisch - wohl schmecken würden ...
    Sanft zupfte sie an dem Papier, aber er ließ es nicht los. »Ich werde Sie drei Monate zur Probe anstellen.« Jonas musste sich räuspern, bevor er fortfuhr. »Wenn das Ergebnis für alle Seiten zufriedenstellend ist, werden wir danach eine feste Anstellung daraus machen.«
    Er ließ das Blatt los. Em nahm es, verstaute es in ihrem Retikül, schaute hoch, fing seinen Blick auf - und lächelte.
    Im Handumdrehen verwirrten sich seine Gedanken.
    So fühlte es sich jedenfalls an, als sie sich, immer noch mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen, erhob - er stand ebenfalls auf, jedoch eher instinktiv, denn sein Verstand versagte ihm den Dienst.
    »Vielen Dank.« Die Worte waren ihr aus dem Herzen gesprochen. Ihre braunen Augen schauten ihn immer noch an. »Ich versichere Ihnen, dass Sie es nicht bereuen werden. Ich werde das Red Beils in das Gasthaus verwandeln, das Colyton verdient hat.«
    Sie nickte freundlich, drehte sich um und ging zur Tür.
    Obwohl er sich nicht daran erinnern konnte, musste er am Klingelzug gezogen haben, denn Mortimer erschien, um sie hinauszubegleiten.
    Mit hocherhobenem Kopf und federnden Schritten verließ sie den Raum, ohne sich noch einmal umzuschauen.
    Noch lange, nachdem sie verschwunden war, starrte Jonas auf den leeren Türrahmen, während er langsam wieder zu Verstand kam.
    Kaum konnte er wieder einen klaren Gedanken fassen, schickte er ein Dankgebet zum Himmel, dass sie ihn nicht gleich anfangs angelächelt hatte, als sie in die Bibliothek gekommen war.

2
    Energisch schritt Em die Auffahrt hinunter und bog auf den Weg ein, der ins Dorf Colyton führte.
    Nur mühsam konnte sie sich daran hindern, vor Freude zu hüpfen. Denn sie hatte die Stelle bekommen. Sie hatte Mr Tallent davon überzeugt, sie zu engagieren, trotz der äußerst merkwürdigen, ganz und gar verunsichernden Wirkung, die er auf ihre gewöhnlich überaus zuverlässigen Nerven ausgeübt hatte.
    Allein der Gedanke an ihn oder seinen Namen weckte die Erinnerung in ihr, wie sein intensiver Blick ihr die Sprache verschlagen hatte, wie zittrig ihr zumute gewesen war, als sie in seine unergründlichen braunen Augen geschaut hatte. Augen, die sie nicht gefühlvoll angeblickt hatten, wie sie sogleich bemerkt hatte, sondern sehr lebhaft und mit verborgenen Abgründen - verführerischen Abgründen, nach deren Erforschung sie

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