Stolz und Verlangen
ignorierte die Aufmerksamkeit, die sie erregte, aber sie konnte fühlen, wie unangenehm es Leandro war. Er schwieg grimmig mit starrer, harter Miene. Dass sein Sicherheitsteam nicht schnell genug reagierte, um einen Paparazzo davon abzuhalten, ein Foto zu schießen, besserte seine Laune auch nicht unbedingt.
„Du hättest mir Zeit lassen sollen, damit ich mich umziehen kann“, murmelte sie, als Leandro einen Fluch zwischen zusammengebissenen Zähnen ausstieß.
„Ich dachte, du würdest die Aufmerksamkeit genießen. Schließlich hast du dieses Kleid gekauft und auch einen Fotografen zur Kirche bestellt.“
Molly holte so tief Luft, dass sie meinte, explodieren zu müssen. Sie war stolz auf sich, dass sie ihr Temperament zurückdrängen konnte. Schließlich hatte sie nicht vor, noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen und sich mit einem Mann in der VIP-Lounge zu streiten. Sie riss sich zusammen, bis sie an Bord seines Privatjets waren. Und noch während sie den Luxus der Kabine bewunderte, fragte sie sich, wie schalldicht die Trennwände wohl waren, denn sie wollte verhindern, dass die Crew den Streit mithörte und sich auf ihre Kosten amüsierte.
Bahn um Bahn weißer Spitze bauschte sich, als Molly sich in den Sessel setzte und den Gurt anlegte.
„Vermutlich war es keine sehr gute Idee, dich zu bitten, das Kleid anzulassen“, gab Leandro nach dem Start schließlich leise zu.
„Nun, zumindest hast du nicht von mir verlangt, dass ich mir eine Papiertüte über den Kopf ziehe und vorgebe, dich nicht zu kennen!“, fauchte sie.
Eine hochmütige Augenbraue wurde hochgezogen. „Worauf genau zielt dieser seltsame Kommentar ab?“
„Du kritisierst meine Entscheidung, einen Fotografen für die Hochzeit zu engagieren, und das zeigt nur, welch unrealistische Vorstellungen du hast!“ Molly löste den Gurt und sprang auf. „Es ist mein Hochzeitstag! Im Gegensatz zu dir war ich noch nie verheiratet, und vielleicht hätte ich aus meiner Hochzeit gern eine erinnerungswürdige Angelegenheit gemacht. Natürlich ist es völlig unwichtig, was ich möchte. Du besitzt nicht nur ein autoritäres Wesen, Leandro, du bist auf dem besten Weg, ein herrschsüchtiger Tyrann zu werden!“
„Du bist hysterisch“, kommentierte er kühl.
„Wenn ich hysterisch wäre, würde ich Sachen durch die Gegend schleudern und schreien! Nein, hysterisch bin ich nicht, aber ich bin wütend! Ich wollte Fotos von meiner Hochzeit haben, irgendein Zeichen, dass es eine normale Hochzeit ist. Vielleicht erweisen sie sich irgendwann einmal ja sogar als nützlich. Oder willst du deinem Kind sagen, dass das Ganze nur eine erzwungene Notlösung war und du daher keinen Grund sahst, den Anlass zu feiern?“
Seine Augen begannen gefährlich zu funkeln. „Wenn du einen Fotografen dabeihaben wolltest, hättest du mir nur einen Ton zu sagen brauchen …“
„Wann denn? Du warst doch nicht hier. Und ich hatte ja keinerlei Mitspracherecht bei den Arrangements“, brachte sie ihm in Erinnerung.
„Ich hätte gedacht, dass du erleichtert bist, wenn dir die Arbeit abgenommen wird“, erwiderte er kühl.
„Blieb denn keine Zeit, mich nach meinen Vorstellungen zu fragen? Aber dich interessiert es ja nicht, wie ich mich fühle, also warum solltest du mich fragen, nicht wahr?“
„Wenn du mir gleichgültig wärst, dann würdest du jetzt nicht diesen Ring am Finger tragen“, führte er unwiderlegbar an.
„Falsch“, konterte sie sofort. „Wenn ich dir nicht gleichgültig wäre, dann hättest du mir nicht gedroht, damit ich diesen Ring jetzt am Finger trage! So geht nur jemand vor, der keine Skrupel hat, solange er bekommt, was er will.“
Leandro blieb gelassen. „Ich erachte dies als notwendigen Akt – angesichts meiner sicherlich nachvollziehbaren Sorge um dein Wohlergehen und das des Kindes. Auf diese Weise bin ich nun in der Position, mich um dich und mein ungeborenes Kind zu kümmern. Das ist ab jetzt die erste Pflicht in meinem Leben.“
Hektische rote Flecke zeigten sich auf ihren Wangen, am liebsten wäre Molly vor Wut auf und ab gesprungen. Ihre berechtigten Beschwerden kümmerten ihn keinen Deut, im Gegenteil. Im Brustton der Überzeugung rechtfertigte er sein unmögliches Verhalten auch noch. Er schien der Meinung zu sein, dass sie ohne ihn nicht zurechtkommen würde.
„Du weißt gar nicht, wie man eine Beziehung führt, oder?“ Sie musste sich am Sitz festhalten, weil Turbulenzen das Flugzeug zum Schlingern brachten. „Statt dich um
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