Stolz und Verlangen
finanzielles Angebot?“ Enttäuschung schwappte über Molly zusammen. Es handelte sich also nicht um ihre Verwandten, die Kontakt zu ihr suchten.
„Mein Klient möchte die Hochzeit verhindern“, fuhr Elena Carson fort.
Molly war völlig perplex über diese Eröffnung. „Die Hochzeit verhindern?“, wiederholte sie.
„Meinem Klienten ist klar, welche Vorteile die Heirat Ihnen einbringen würde, und er ist daher gewillt, Ihnen eine überaus großzügige Summe zu zahlen, wenn Sie es sich anders überlegen und nicht heiraten.“
Molly musste erst wieder den Mund schließen. Jemand wollte sie dafür bezahlen, dass sie Leandro nicht heiratete? Wer? Jemand aus seiner Familie? Eine andere Frau, die es auf ihn abgesehen hatte? „Ich habe nicht vor, meine Meinung zu ändern“, erwiderte sie ohne Zögern.
„Haben Sie sich überlegt, wie schwer es für Sie werden wird, sich in eine spanische Adelsfamilie einzufügen, die ihre Vorfahren bis ins fünfzehnte Jahrhundert zurückverfolgen kann? Haben Sie bedacht, wie schwierig es wird, den hohen Ansprüchen Ihres zukünftigen Ehemannes zu genügen?“
Mit jedem Wort der Anwältin wurde Molly wütender. „Und wäre Leandro der König, ich würde mich der Herausforderung stellen, denn er ist ebenso der Vater meines Babys. Daher nehme ich an, dass er genau wusste, was er tat, als er mich bat, seine Frau zu werden!“, erwiderte sie hitzig – und hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen, als ihr klar wurde, was sie da soeben preisgegeben hatte.
Die andere Frau zuckte jedoch mit keiner Wimper. „Mein Klient wünscht für alle Beteiligten das Beste und weiß sehr genau, wie groß die Nachteile für Sie sind, wenn Sie die Heirat absagen und …“
„Oh, er weiß das also, ja? Oder sollte ich besser sagen, sie weiß das?“ Entrüstet stand Molly auf.
„… und ist daher bereit, Ihnen zwei Millionen Pfund zu zahlen, damit Sie sich ein neues Leben aufbauen können und jeglichen Kontakt zu Mr. Carrera Marquez abbrechen“, beendete die brünette Anwältin ihren Satz sachlich.
„Da ich Leandro nicht wegen seines Geldes heirate, wird Geld auch als Bestechungsmittel nichts nützen.“
„Sie zu bestechen war nie die Absicht meines Klienten, Miss Chapman. Er weiß von Ihrer Schwangerschaft und möchte sicherstellen, dass die Zukunft Ihres Kindes gesichert ist. Sie sollten sich das Angebot ernsthaft überlegen. Da davon auszugehen ist, dass Sie einen Ehevertrag unterschreiben werden oder bereits unterschrieben haben, wird die Abfindung im Falle einer Scheidung sehr viel geringer ausfallen.“
Das wusste Molly, schließlich hatte sie den Vertrag vor zwei Tagen signiert. Ehebruch und alles, was vage als „inakzeptables Verhalten“ beschrieben wurde, würden sie mit sofortiger Wirkung in die Armut zurückstoßen. Sie wollte unbedingt wissen, wer so großes Interesse daran hatte, dass sie Leandro nicht heiratete, aber die Anwältin weigerte sich, diese Information preiszugeben. Wütend, dass man sie im Dunkeln ließ, wurde ihr auch bewusst, dass das, was sie als privat erachtet hatte, alles andere als privat war. Wie vielen Leuten hatte Leandro von ihrer Schwangerschaft erzählt? Und wenn sie ihm von diesem Angebot berichtete, würde er dann wissen, von wem es kam?
Eigentlich konnte es nur von seiner Familie kommen, mit einer Summe in solch einer Höhe. Leandro würde sicherlich vor Wut platzen, wenn sie ihm davon erzählte. Aber wollte sie schon Ärger in die Familie bringen, noch bevor sie überhaupt in Spanien ankam? Wäre es nicht klüger, abzuwarten und den Menschen erst einmal die Gelegenheit zu geben, sie kennenzulernen …?
6. KAPITEL
Molly betrachtete ihr Konterfei im Spiegel.
Auf jeden Fall würde Leandro keinen Grund finden können, in ihr nicht die Braut zu sehen. Sie hatte alle Accessoires erstanden, die passend für den Anlass waren, bis hin zu den Spitzendessous und dem verführerischen Strumpfband. Das Kleid war ein Traum in Weiß, die Strasssteine auf der Korsage fingen das Licht ein und blitzten und blinkten bei jeder Bewegung. Die schwarzen Locken hatte sie mit Kämmen, die mit Schmetterlingen aus Strass verziert waren, hochgesteckt.
„Fertig?“, fragte Jez. „Der Chauffeur kriegt langsam Panik. Du kannst noch immer deine Meinung ändern, weißt du?“
„Ich weiß, was ich tue“, antwortete Molly ihrem besten Freund. „Mein Baby soll haben, was ich nie hatte – ein richtiges Zuhause und eine Familie.“
„Hoffen wir, dass Leandro ebenso
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