Stolz und Verlangen
Einfach würde es ganz bestimmt nicht werden. Zudem war sie die zweite Ehefrau für ihn. Er hatte gesagt, er ziehe keine Vergleiche. Hieß das, dass sie seiner ersten Frau niemals gleichkommen könnte? Oder war das schlichtweg paranoid? Paranoid, entschied sie still in Gedanken. Es tat einfach weh zu wissen, dass Leandro für eine andere so starke Gefühle gehabt hatte, dass er sie zu seiner Frau machte.
Am nächsten Morgen um zehn holte er sie ab. Gemeinsam fuhren sie zum Gynäkologen, der bestätigte, was Molly bereits wusste. Ja, sie war schwanger. Und sie wurde gerügt, weil sie so dünn war. Es ärgerte sie, denn sie war nie dicker gewesen.
„Du solltest deinem Arzt nicht widersprechen“, meinte Leandro sagen zu müssen, als sie wieder in der Limousine saßen.
Molly schüttelte die schwarzen Locken zurück. „Nun, du selbst hast doch gesagt, dass ich streitsüchtig bin. Ich bin eben klein und dünn. So wurde ich geboren, so war ich immer. Gewöhn dich dran!“
„Bekomme ich denn die Gelegenheit, mich daran zu gewöhnen?“
Ihre grünen Augen blitzten vorwurfsvoll. „Mit deiner Drohung eines Sorgerechtsprozesses hast du mir keine große Wahl gelassen, oder?“
„Ist das ein Ja?“
Gespielt gleichgültig zuckte Molly zustimmend mit einer Schulter.
„Ich mag keine Hochzeiten“, gestand Leandro mit einem erstaunlichen Mangel an Taktgefühl. „Ich würde eine diskrete Zeremonie, nur mit den Trauzeugen, vorziehen, bevor wir nach Spanien fliegen.“
Was sie sich wünschte, interessierte ihn wohl nicht! Natürlich, er war ja schon einmal verheiratet gewesen, also langweilte ihn das ganze Drum und Dran einer Hochzeit nur. Allerdings ging sie davon aus, dass dies ihre einzige Eheschließung bleiben würde, und deshalb hätte sie gern eine richtige Hochzeit gefeiert.
Unbeeindruckt von ihrem Desinteresse führte er sie zu einem teuren Juwelier, um Ringe auszusuchen. Lunch in einem exklusiven Restaurant folgte. Doch schließlich ging ihm ihr verbissenes Schweigen auf die Nerven.
„Was ist los mit dir?“, fragte er eisig.
„Du bist so herrisch, dass es nicht zu ertragen ist. Das ist ja so, als wäre ich wieder in der Schule. Du sagst mir bei jedem Schritt, was ich zu tun und zu lassen habe.“
„Du solltest dich wehren“, sagte der Mann, der sie streitsüchtig genannt hatte. „Ich besitze eben ein autoritäres Wesen.“
„Und mir liegt der Trotz im Wesen.“
Leandro musterte sie nachdenklich. „Dann werden wir wohl des Öfteren aneinandergeraten.“
Doch in den folgenden zehn Tagen ergab sich dazu gar keine Gelegenheit. Leandro war nach Spanien zurückgekehrt, und außer den gelegentlichen Anrufen hatten Braut und Bräutigam keinen Kontakt miteinander. Einer von Leandros Mitarbeitern kam mit einem Ehevertrag vorbei, den Molly unterschrieb. Sie kündigte ihren Job und begann ihre Sachen für den Umzug zusammenzupacken. Leandro hatte ihr eine Kreditkarte überlassen, damit sie sich etwas für die Trauung und Kleidung für ein wärmeres Klima besorgen konnte. Er hatte von „elegant und nüchtern“ gesprochen, aber als sie dann einkaufen ging, ignorierte sie seinen Rat und erstand ein Brautkleid aus weißer Spitze mit einer eng anliegenden Korsage und einem weit schwingenden Rock, dazu passende Schuhe mit gefährlich hohen Absätzen.
Als sie nach ihrem Einkaufsbummel nach Hause kam, lag ein höchst offiziell aussehender Brief für sie im Briefkasten. Eine der führenden Anwaltskanzleien der Stadt bat um ein Treffen, um eine „persönliche Angelegenheit“ mit ihr zu besprechen.
„Meinst du, das ist vielleicht jemand von deinen Verwandten, die in Kontakt mit dir treten wollen?“, riet Jez. „Oder vielleicht hast du ja etwas geerbt.“
„Glaube ich nicht. Es gab nur meine Schwester und meine Großmutter. Und die hat mich ja weggegeben“, antwortete Molly bedrückt.
Doch die pure Neugier und die dumme Hoffnung, dass ihre Verwandten vielleicht doch nach ihr suchten, ließen Molly pünktlich zur angegebenen Zeit in der Kanzlei erscheinen. Sie wurde in das Zimmer von Elena Carson geführt, einer selbstbewussten und ehrgeizigen jungen Anwältin, die sie bat, Platz zu nehmen.
„Wie ich verstanden habe, gedenken Sie demnächst zu heiraten, Miss Chapman.“
„Ja.“ Molly fragte sich, woher die Anwältin diese Information hatte. „Weshalb erwähnen Sie das?“
„Mein Klient, der unbekannt bleiben möchte, hat mich ermächtigt, Ihnen ein finanzielles Angebot zu unterbreiten.“
„Ein
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