Stolzes Herz und heiße Küsse (German Edition)
das nasse Kleid aus und hol dir was Trockenes. Ich will nicht, dass du ausgerechnet dann eine Lungenentzündung bekommst, wenn ich dich brauche, damit du mich pflegst.“
Sie zog ein störrisches Gesicht. „Ich habe es satt, dauernd von dir gesagt zu bekommen, was ich tun soll. Ich werde mich dann umziehen, wenn ich es für nötig befinde. Und was das Krankwerden angeht – geschähe dir recht, wenn ich krank würde und Burroughs sich um dich kümmern müsste, oder Roberts.“
Er seufzte. „Du bist wirklich ein Dickkopf. Komm wenigstens her, damit ich dich besser sehen kann und das Feuer dich auch wärmt.“
Sie trat näher.
Er trank seinen Whisky aus und goss sich noch ein Glas ein. Mut trank er sich an. Was er ihr zu sagen hatte, würde ihm nicht leichtfallen. So etwas hatte er noch nie zu einer Frau gesagt. Hoffentlich war es nicht bereits zu spät.
„Ich war bei meiner Mutter.“ Er wartete ihre Reaktion ab, befürchtete, sie könnte sich abgestoßen fühlen von der Frau, die ihn zur Welt gebracht hatte.
„Bei deiner Mutter? Ich dachte, du hasst sie.“
„Das dachte ich auch. Jetzt aber weiß ich es nicht mehr so genau.“ Er stand auf und ging zu ihr, legte ihr die Hände auf die Schultern und fragte: „Bist du mit mir glücklich?“
„Was ist denn das für eine Frage?“
Sie sah misstrauisch aus, als befürchtete sie, er könnte etwas sagen, was sie verletzte. Er wusste, dass er dieses Gefühl durch sein Verhalten selbst heraufbeschworen hatte. Er hatte sie auf Abstand gehalten.
„Das hier ist nicht einfach.“ Er hielt ihr eine Hand entgegen. „Schau her, ich zittere.“
„Das rührt sehr wahrscheinlich von deiner Verletzung her und von all dem Whisky, den du schon getrunken hast“, erwiderte sie trocken.
Er verzog den Mund. „Du machst es mir auch nicht gerade leicht.“
„Ich wusste nicht, dass ich das soll.“
„Es wäre hilfreich.“
Nachdenklich betrachtete sie ihn. „Ich glaube nicht, dass ich dir helfen will. Du hast mir ja auch nicht geholfen, als Papa Emily und Prinny ertappt hat.“
„Das war eine Sache zwischen deinem Vater und deiner Stiefmutter. Jetzt geht es um uns. Und außerdem bist du mit mir nicht glücklich“, beantwortete er seine Frage. „Du dachtest, ich sei dir untreu.“
Juliet nickte. Eine düstere Vorahnung drückte sie nieder, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Würde er ihr jetzt sagen, dass er eine Geliebte hatte, wie sie vermutete? Wie grausam.
„Sag nichts mehr“, erwiderte sie hastig. „Ich will gar nichts mehr hören.“
Er fasste sie am Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Ich war dir nie untreu“, erklärte er feierlich. „Seit du bei dem Duell in mein Leben geplatzt bist, war ich mit keiner anderen Frau mehr zusammen.“
Juliet starrte ihn an, nicht sicher, ob sie ihn recht verstanden hatte. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. „Ich … ich …“
„Du glaubst mir nicht“, ergänzte er bitter. „Ich hätte nie gedacht, dass ich meine Vergangenheit einmal bedauern würde, aber du bringst mich allmählich noch so weit.“
Abrupt ließ er sie los und trat ans Fenster, ihr den Rücken zukehrend. Sie taumelte, bevor sie das Gleichgewicht wiederfand.
„Das verstehe ich nicht“, sagte sie, ihre Stimme kaum lauter als ein Flüstern.
„Ich auch nicht“, erwiderte er widerstrebend, als würden ihm die Worte gewaltsam abgepresst. „Ich dachte, ich hätte alles im Griff. Du bist eine Frau, und Frauen kann man nicht trauen. Ich wollte dir treu bleiben, bis du schwanger wirst, und dann wollte ich eigene Wege gehen und dir dasselbe zugestehen.“ Er wandte sich wieder zu ihr um. In seinen Augen lag ein gehetzter Ausdruck. „Aber es geht nicht. Der Gedanke, du könntest etwas mit einem anderen Mann anfangen, zerreißt mich förmlich.“
Ihr blieb der Mund offen stehen.
Er lächelte sie ironisch an. „Erstaunlich, was?“
„ Was sagst du da?“ Sie hielt den Atem an, wider alle Hoffnung hoffend.
„Meine Mutter hat mir heute Abend alles erzählt. Wie sie schwanger mit mir war, als sie den Duke heiratete. Wie er sie deswegen hasste und schlecht behandelte. Alles. Sie hat mir eine Menge Stoff zum Nachdenken gegeben. Vor allem über uns.“
Sie tat einen Schritt auf ihn zu, hielt dann jedoch inne. Ihr war nicht klar, was genau er eigentlich sagen wollte.
Sein Lächeln erlosch. „Komm her.“
„Warum?“
Wenn sie jetzt zu ihm ginge und es ihm leicht machte, würde er nie vollenden, was er angefangen hatte, das
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