Stolzes Herz und heiße Küsse (German Edition)
sein Vater, er war auch arglistig getäuscht worden und hatte eine Frau geheiratet, von der er nicht wusste, dass sie schwanger war.
Sie drehte einen großen Ring mit Brillanten und Perlen an ihrem Ringfinger. Sobald der alte Duke gestorben war, hatte sie den Verlobungsring herausgegeben, den Juliet nun trug. Sebastian hatte das Erbstück nicht zurückzufordern brauchen.
„Es war die einzige Möglichkeit. Man hätte mich sonst aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Du wärst ein Bastard geworden. Das konnte ich doch nicht zulassen.“
Er starrte sie an. „Du hast ihn getäuscht. Du hättest es ihm wenigstens sagen und ihn selbst wählen lassen können.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Er hätte mich nicht geheiratet. Er war ja so stolz. Wie du. Ich hätte dich doch nicht unehelich zur Welt bringen können, das wollte ich dir und auch mir nicht antun.“
Seine Mutter hatte recht. Nie hätte er eine Frau geheiratet, die von einem anderen ein Kind erwartete, egal unter welchen Umständen. Außer … vielleicht Juliet. Nein, sagte er sich rasch, nicht einmal Juliet.
„Was ist mit meinem richtigen Vater? Warum hat er dich denn nicht geheiratet?“
Sie sah ihn an, und er glaubte, Tränen in ihren Augen zu entdecken. Aber da hatte er sich wohl getäuscht. Schließlich hatte sie noch nie viele Gefühle gezeigt, da rechnete er auch jetzt nicht damit.
„Er war bereits verheiratet. Er sagte, er würde seine Frau verlassen und mit mir auf den Kontinent gehen. Ich habe ihn geliebt. Und ihm geglaubt.“ Sie seufzte traurig. „Ich war ja so dumm.“
Sebastian war entsetzt. „Und all die anderen Männer?“
„Du hast nie in einer lieblosen Beziehung gelebt. Ich habe Brabourne nie geliebt und er mich auch nicht. Es war eine Vernunftehe. Sobald ihm klar war, dass du nicht von ihm bist, war er nicht mal mehr pro forma höflich zu mir. Vor allen Leuten hat er mich beleidigt, ob das nun Freunde oder Verwandte oder die Dienstboten waren. Er hat mir das Leben zur Hölle gemacht.“ Ihre Augen blitzten zornig auf, sodass sie ihrem alten Selbst zum ersten Mal ähnlich sah. „Ich habe ihn gehasst, und offen mit anderen Männern zu schlafen war der einzige Weg, wie ich ihn treffen konnte. Stolz und arrogant, wie er war, konnte er die öffentliche Demütigung nicht ertragen.“
Zum ersten Mal verspürte Sebastian einen Funken Mitleid mit ihr, der Frau, die er sein ganzes Erwachsenenleben gehasst hatte. Als Kind war er, wie in seinen Kreisen üblich, nicht oft in Gesellschaft seiner Eltern gewesen. Ihm war zwar bewusst gewesen, dass zwischen ihnen etwas nicht stimmte, doch war ihm nie klar, was genau es war. Und dann hatte er von seiner Herkunft erfahren und von den Liebschaften seiner Mutter. Danach konnte nichts mehr die Mauern durchdringen, die er zu seinem Schutz um sich herum errichtet hatte.
„Bist du deshalb zurückgekommen – um mir all diese Dinge zu erzählen?“
Sie nickte. „Als ich von deiner Heirat erfuhr, hatte ich das Gefühl, dass ich dir die wahren Hintergründe meines Verhaltens erklären müsste. Ich habe immer gewusst, dass du mich hasst. Ich wollte aber nicht, dass du diesen Hass an deiner jungen Frau auslässt, die für meine Taten überhaupt nichts kann.“
Edelmut von einer Frau, die er immer für charakterlos gehalten hatte – das berührte seine Ehrgefühl.
Es kam ihn hart an, aber schließlich brachte er hervor: „Danke. Ich weiß, dass dir das nicht leichtgefallen ist.“
Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln. „Nein, aber ich musste es tun. Das war ich dir schuldig. Wenn du deine Frau wegen etwas, was ich getan habe, auf Abstand hältst, machst du dir das Leben selbst zur Hölle. Selbst wenn man nicht aus Liebe geheiratet hat, kann einem die Ehe doch Kinder schenken, die man lieben und gemeinsam aufziehen kann und die einem dann in späteren Jahren Gefährten sind.“
Zum ersten Mal machte er sich Gedanken darüber, wie einsam sie wohl war, ganz allein in Italien, fern von ihrer Familie. Darauf wäre er vorher nie gekommen, und wenn doch, wäre es ihm gleichgültig gewesen. Doch inzwischen war es ihm wichtig geworden.
Er stand auf und begann auf und ab zu gehen, unsicher, was er als Nächstes sagen und wie er sich ausdrücken sollte. Aber er verspürte das Bedürfnis, etwas zu tun. Juliet würde es mit Sicherheit von ihm erwarten. Er merkte, dass er selbst es von sich erwartete.
Er blieb stehen und bemühte sich konzentriert, seine verkrampften Schultern zu entspannen. „Ich
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