Stolzes Herz und heiße Küsse (German Edition)
Hause.
„Wir sollten umkehren. Ich habe heute so viel zu erledigen. Ich muss Maria Seftons Besuch erwidern, und ich muss an Papa schreiben.“ Ungläubig hob Sebastian eine Augenbraue. „Ich weiß wohl, dass er meine Briefe wahrscheinlich gar nicht liest, aber ich finde es tröstlich, wenn ich ihm erzähle, wie es uns in London ergeht. Ich muss zugeben, dass ich ihn vermisse, seit er Emily mit aufs Land zurückgenommen hat. Das mag dumm sein, aber Papa hat in meinem Leben immer eine so große Rolle gespielt.“
Juliet hielt inne. Sie redete ziellos daher, um zu verbergen, wie sehr seine Worte sie verletzt hatten. Am besten war es, sie hielt den Mund.
„Gott sei Dank, dass wir sie endlich los sind. Weiß der Himmel, was du in deinen fehlgeleiteten Versuchen, ihn vor der Welt zu schützen, als Nächstes angestellt hättest!“
Sie hoffte, dass er nur Spaß machte, doch sein Blick war gänzlich humorlos. Ihm war es todernst damit, worauf sie sich nur noch unwohler fühlte. Vor einer Woche hätte sie deswegen eine Auseinandersetzung mit ihm begonnen, aber nicht zu diesem Zeitpunkt, nicht an diesem Ort.
„Bitte hilf mir beim Aufsitzen. Wenn wir nicht bald zurückkehren, habe ich nicht mehr genügend Zeit, mich für meinen Besuch umzukleiden.“
Er half ihr in den Sattel, und dann trabten sie schweigend heimwärts.
In ihrer Stadtresidenz angekommen, reichte Juliet Burroughs ihre Reitgerte. „Euer Gnaden“, sagte der Butler. „Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Ausritt.“
„O ja. Unsere Ausritte fehlen mir sehr, seit wir wieder in London sind.“
„Du reitest aber doch“, meinte Sebastian, der hinter ihr das Haus betreten hatte.
„Ach, nur im Park“, sagte sie abschätzig. „Der reinste Schlendrian.“
Er strich ihr über die Wange. „Ich habe zu tun. Bis später dann.“
Darauf wandte er sich zum Gehen, und sie fragte sich, wie lang sie ihre Zweckehe noch ertragen könnte. Sie wusste ja, dass Vernunftehen gang und gäbe waren, doch ihre Gefühle überstiegen jede Vernunft. Sie hatte sich in ihn verliebt.
Sebastian stieg die Treppe hinauf, und sie sah ihm begierig nach. Sie wünschte sich so sehr, dass er sie nicht nur begehrte, sondern auch liebte.
Seufzend blickte sie in die Silberschale neben der Tür, ob dort irgendwelche Briefe, Einladungen oder Botschaften für sie lagen.
Auf dem Tablett lag ein einzelner Umschlag. Sie nahm ihn zur Hand und drehte ihn um. „Sebastian“, stand da in einem übertrieben verschnörkelten Schriftzug, sonst nichts. Offenbar von einer Frau, denn der Brief roch stark nach Parfüm.
Juliet befeuchtete sich die plötzlich trocken gewordenen Lippen. Ihre Hand begann so zu zittern, dass es ihr schwer wurde, den Brief in die Schale zurückzulegen, ohne ihn fallen zu lassen. Sie starrte ins Leere und fragte sich, wieso es so viel schlimmer war, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen, als nur Vermutungen darüber anzustellen. Sebastian hatte schließlich nie versprochen, dass er ihr treu sein würde.
„Euer Gnaden?“, fragte Burroughs, ein wenig lauter als gewöhnlich.
„Ja?“, krächzte sie.
„Geht es Ihnen auch gut? Soll ich einen Lakaien nach dem Arzt schicken?“
Sie drehte sich zu ihm um, immer noch ganz benommen von dem Schmerz, der an ihrem Herzen nagte. „Dem Arzt?“ Konnte ein Arzt ein gebrochenes Herz heilen? Sie war kurz davor, in Tränen auszubrechen. „Nein, vielen Dank.“
Bevor er noch etwas fragen konnte, ging sie an ihm vorbei in den rückwärtigen Teil des Hauses und hinaus in den Garten. Sie wollte allein sein. Sie trug Sebastians Namen und bekam so viel körperliche Zuwendung, wie sie sich nur wünschen konnte. Aber es reichte nicht aus. Sie wollte seine Liebe.
Sie ging einen Pfad hinunter, der sie zu einer rosenumrankten weißen Gartenlaube führte. Der Frieden, der dort herrschte, und der Duft der Rosen hatten sie immer aufgemuntert. Vielleicht würden sie ihr auch diesmal helfen. Sie ließ sich auf ihre Lieblingsbank sinken, hob eine Blüte an und atmete den köstlichen Duft ein. Es war herrlich, aber diesmal war es nicht genug. Nichts konnte den Schmerz über die Untreue ihres Gatten lindern. Nichts.
Sie legte die Hände zusammen, schloss die Augen und ließ ihren Tränen freien Lauf.
So fand Sebastian sie eine halbe Stunde später. Seine Miene war besorgt, da Burroughs ihn aufgesucht hatte und ihm gesagt hatte, Ihre Gnaden befinde sich nicht wohl. Aus dem Ton des Butlers hatte Sebastian geschlossen, dass dieser sich fragte, ob
Weitere Kostenlose Bücher