Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)
gespannt und zu einem winzigen Dutt gesteckt war, dass es wehtat, fing an zu rauchen, Kalorien zu zählen und um alles ein Riesentamtam zu machen. Anders war es, definitiv, allerdings auch extrem anstrengend. Wahrscheinlich war das der Grund, warum ich in Westcott, unserer letzten Station bisher, vollkommen zufrieden damit gewesen war, Beth zu sein, die in der Schülermitverwaltung die Büroarbeiten erledigte undbei allem mitmachte, wobei man mitmachen konnte. Nonstop. Ich schrieb Artikel für die Schülerzeitung, beteiligte mich an der Zusammenstellung/Redaktion des Jahrbuchs und gab Mittelstufenschülern Nachhilfe. In der übrigen Zeit organisierte ich Aktionen wie den Verkauf von selbst gebackenem Kuchen oder ehrenamtliches Autowaschen, um Spenden zu sammeln: für die Literaturzeitschrift, den Debattierclub, die honduranischen Kinder, denen die Mitglieder der Spanisch-AG ein Jugendzentrum bauen wollten, aber irgendwie die Finanzierung nicht auf die Reihe kriegten. Ich war »das Mädchen, das alle kennen« und deren Gesicht auf fast jeder Seite des Jahrbuchs auftauchte. Was dazu führen würde, dass mein Verschwinden aus dem folgenden Jahrbuch umso auffälliger sein würde.
Das Merkwürdigste an der ganzen Sache war, dass ich in meinem früheren Leben nichts von alledem gewesen war: weder Schulsprecherin noch Schauspielerin, noch Sportlerin. Damals war ich Durchschnitt, normal, nicht weiter aufgefallen. Einfach bloß Mclean.
Mclean. Mein richtiger Name, mein Taufname.
Und
der Name des erfolgreichsten Coaches, der je die Basketballmannschaft der
Defriese University
trainiert hatte. Meine Eltern hatten an der
Defriese
studiert, das Team war Dads absoluter Lieblingssportverein. Ihn als Fan der Basketballmannschaft der
Defriese University
zu bezeichnen, wäre eine glatte Untertreibung, ungefähr so, als würde man in der Sonne lediglich einen Stern unter vielen sehen. Er lebte und atmete
DB
– wie er und seine Mitbegeisterten das Team nannten – seit seiner Kindheit. Er war nur fünf Minuten vom Campus entfernt aufgewachsen und nahm jeden Sommer an dem Basketball-Camp teil, das von der
Defriese
veranstaltet wurde, wusste sämtliche Fakten, Zahlen und Statistikenüber jeden Spieler und jede Mannschaft auswendig und trug auf jedem Schulgruppenfoto – vom Kindergarten bis zur Highschool – ein
DB
-Trikot. Die schönsten vierzehn Minuten seines Lebens waren definitiv die insgesamt vierzehn Minuten, die er tatsächlich selbst hatte spielen dürfen; für die Ehre hockte er insgesamt zwei Jahre als Ersatzspieler auf der Bank.
Mit einer Ausnahme natürlich, wie er stets hastig hinzufügte: meine Geburt. Das sei auch ein Wahnsinnsmoment gewesen. So unglaublich, dass nur ein einziger Name für mich infrage kam: der von Maclean Rich, seinem ehemaligen Trainer, dem Mann, den er auf der Welt am meisten bewunderte und respektierte. Da meine Mutter wusste, Widerstand war zwecklos, bestand sie lediglich darauf, dass ich zumindest einen normalen zweiten Vornamen bekam, Elizabeth. Nur für den Fall, dass ich mal eine Alternative bräuchte oder wollte. Ich hätte nie damit gerechnet, dass der Fall je eintreten würde.
Noch vor drei Jahren waren meine Eltern, seit ihren ersten Studententagen fest liiert, ein glücklich verheiratetes Paar mit einer heiß geliebten Tochter gewesen. Wir wohnten in Tyler, der Studentenstadt mit der
Defriese University
als Dreh- und Angelpunkt allen täglichen Lebens, wo meine Eltern ein Restaurant betrieben,
Mariposa Grill
. Mein Vater war der Chefkoch, meine Mutter kümmerte sich um den allgemeinen Restaurantbetrieb und die Bürorarbeiten. Ich wuchs im
Mariposa Grill
auf, saß entweder in dem winzigen, engen Büro und malte Rechnungen bunt aus oder hockte in der Küche auf einer der Arbeitsplatten und sah den Küchenhilfen beim Frittieren zu. Selbstverständlich hatten wir
DB
-Dauerkarten, oben im Olymp, wo Dad und ich uns die Lunge aus dem Leib brüllten, während tief unter uns dieBasketballer wie Ameisen auf dem Spielfeld herumhuschten. Ich kannte sämtliche statistische Fakten über das
Defriese -Team
auswendig, ähnlich wie andere Mädchen alles über Disney-Prinzessinnen wissen: aktuelle Spieler, ehemalige Spieler, Trefferquoten der Anfangsformationen und der Einwechselspieler, wie viele Siege McLean Rich brauchen würde, um der erfolgreichste College-Basketballcoach aller Zeiten zu werden. An dem Tag, als er dieses Ziel erreichte, umarmten Dad und ich uns jubelnd, prosteten einander
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