Stormwalker: Durch das Feuer (German Edition)
lukrativ. Ich fuhr langsam und hielt an der einzigen Tankstelle des Ortes an.
Meine Gewittermagie, die zu lange stumm gewesen war, knisterte durch meine Nerven. Ich hätte daran denken sollen zu tanken, solange das Wetter noch gut gewesen war. An der Tanke elektrische Funken zu sprühen war keine gute Idee.
Naomi Kee war da, in ihrem großen roten Pick-up. Sie war die Eigentümerin der Gärtnerei und Baumschule der Stadt, Hansen’s Gartencenter, und ihr Laster war oft mit Erdsäcken, Platten von Beetpflanzen oder ganzen Bäumen beladen, wenn sie ihre Liefertouren machte, aber heute war ihre Ladefläche leer.
»Du bist ja klatschnass, Janet«, begrüßte sie mich. »Kann ich dich irgendwohin mitnehmen?«
»Danke, doch es macht mir nichts aus.« Ich steckte meine Kreditkarte in den Schlitz der Zapfsäule und begann meinen kleinen Tank zu füllen.
»Aber mir macht’s was aus. Mir wird schon kalt, wenn ich dich nur anschaue.«
Der Regen prasselte heftiger. Ich tankte sehr vorsichtig fertig und hängte den Stutzen zurück. Meine magischen Kräfte wollten den fernen Blitz und all diesen Regen packen und damit spielen, doch ich hielt mich in den Benzindämpfen eisern zurück. Meine Stormwalker-Ahnen mussten nie auf Tankstellen achten, dachte ich mürrisch, genauso wenig wie auf einfache Kohlehydrate.
»Ich fahre noch mal zum Tatort raus«, sagte ich zu Naomi.
»In diesem Regen?«
»Bevor alles komplett weggespült wird. Gestern Abend hatte ich keine Zeit mehr rauszufahren.«
Naomis blaugrüne Augen wurden schmal. »Ich fahre dich. Und keine Widerrede. Ich will nicht, dass du allein da rausfährst.«
Ich wollte gerade etwas einwenden, als eine Meile im Osten ein zackiger Blitz über den Himmel fuhr, und ich schaffte es kaum, nicht nach ihm zu greifen. Ich musste die Augen schließen und mich konzentrieren, um mich unter Kontrolle zu halten. Aber ich wollte auch zum Tatort raus, also nahm ich Naomis Angebot an.
Sie lud meine Maschine mit dem hydraulischen Lift ihres Wagens auf die Ladefläche und deckte die Sportster mit einer Plane zu. Kurz darauf fuhr sie auf die Hauptstraße hinaus und hielt sich ebenfalls penibel an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Die Jungs von Polizeichef McGuire hatten uns gut abgerichtet.
Naomi fragte mich, ob die Leiche identifiziert worden war, und ich musste zugeben, es nicht zu wissen. Ich hatte meine Zweifel daran, dass Nash diese Information schnell an mich weitergeben würde, aber ich vermutete, dass er es auch nicht wusste. Hopi County war so ein Klatschnest! Noch in der Minute, in der die Leiche identifiziert werden würde, hatte jemand den Namen geleakt. Ich fragte mich, ob es mein verschwundener Gast Jim Mohan war, doch bis Nash nicht die Zahnunterlagen hatte, war das alles reine Spekulation. Ich fragte mich auch, ob Jim, der dem Spiegel solche Angst eingejagt hatte, den Mord begangen hatte. Und warum.
»Hast du in letzter Zeit Coyote gesehen?«, erkundigte ich mich. Naomi und ihre Tochter Julie waren mit Coyote befreundet, soweit man denn sagen konnte, dass er Freunde hatte. Coyote war ganz vernarrt in Julie, die gehörlos auf die Welt gekommen war.
Naomi warf mir einen beunruhigten Blick zu. »Ich habe ihn gestern Nacht zum südlichen Stadtrand mitgenommen. Habe ihn am Ende dieser Anliegerstraße abgesetzt, wo die Leiche gefunden wurde.«
»Also bist du Nashs zuverlässige Zeugin?« Nun, an Naomis Zuverlässigkeit gab es wirklich nichts zu rütteln.
»Hat er mich so genannt?« Sie wirkte belustigt. »Ich habe Coyote vor der Crossroads Bar aufgegabelt. Ich kam mit einer Ladung Pflanzen aus Winslow und habe ihn da stehen und den Daumen raushalten sehen. Ich hatte Julie dabei. Er ist eingestiegen und hat mich gebeten, ihn da rauszufahren.«
Naomi drosselte das Tempo an der schmalen ungeteerten Ausfahrt. Am Anfang der Anliegerstraße hatte man Kies aufgeschüttet, der verhindern sollte, dass sie vom Regen ausgespült wurde, aber dahinter standen die Furchen und Löcher in der harten Erde schon voller Wasser.
»Fahr da nicht rein«, riet ich. »Du bleibst stecken.«
»Was willst du machen?«
»Ich gehe zu Fuß.«
Naomi fuhr den Pick-up vom Highway und zog die Bremse. »Ich komme mit.«
»Brauchst du nicht.«
Sie sah mich stur an. »Janet, ich weiß, dass ich keine magischen Kräfte habe, doch ich entdecke vielleicht irgendwas mit meinen normalen Menschenaugen. Außerdem ist da draußen ein Mord begangen worden, und ich will verdammt sein, wenn ich dich das zweite Opfer
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