Strahlend
mitgerissen. Ein Tsunami an delikaten und verblüffenden Gefühlen überkommt uns. Der Orgasmus gleicht einer Flutwelle, die so stark ist, dass ich beinahe ohnmächtig werde …
Nachdem Gabriel mich auf einen Diwan gelegt und mich unfassbar zärtlich in ein Badetuch eingerollt hat, drückt er mir einen sanften Kuss auf meine Lippen. Wie von Zauberhand holt er schließlich eine kleine Schatulle hervor, die er mir hinhält. Ich sehe ihn verwundert an, zu erschöpft, um ihn zu fragen, was es ist.
„Mach sie auf, Amande.“
Ich glaube fast, „Amour“ verstanden zu haben, aber ich muss wohl träumen. Ich bin völlig fertig von unserem Liebesspiel, doch ich versuche, wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Als ich die schwarze Schatulle vorsichtig öffne, finde ich einen Schlüssel.
„In Zukunft wirst du mich bei mir zu Hause besuchen, in Paris.“
„Bei dir? In Paris?“
„Ja.“
„Ich dachte, Sie mögen diese Stadt nicht, Mr. Diamonds …“
„Sie sollten wissen, dass einige Dinge sich geändert haben, Fräulein Baumann …“
Bevor ich ins Bett gehe, verstaue ich den wertvollen Schlüssel sicher in meinem Schmuckkästchen. Aber als ich das kleine Kästchen öffne, in die mein Name eingraviert ist, entdecke ich voller Entsetzen, dass das Foto von Gabriel und mir, das in LA aufgenommen wurde, zerrissen ist. Genau in der Mitte, als ob jemand mir eine Botschaft mitteilen möchte. Noch eine …
4. Blutige Tränen
Ich kann es immer noch nicht fassen, dass dieser dreitägige Ausflug, der genauso paradiesisch wie höllisch war, nicht nur ein Produkt meiner Fantasie ist. In meinen Gedanken schwirren unzählige Erinnerungen umher, und ich bin zwischen dem Gefühl der berauschenden Freude und der Verbitterung hin und her gerissen. Jemand hat sich dazu entschieden, sich mir in den Weg zu stellen und mich von Gabriel zu trennen, indem sie oder er mir verschlüsselte Botschaften schickt. Zuerst der Zettel in meiner Handtasche, dann die anonyme E-Mail und jetzt das zerrissene Foto.
Unsere Beziehung scheint jemanden zu stören. Aber wen?
Eines ist sicher: Der oder die Schuldige war auf Ibiza.
Also kann es nicht Eve sein …
„Amandine, der Chef hat ein Meeting einberufen! Jetzt gleich!“
Éric hat extrem schlechte Laune heute. Anstatt ständig in meinen Gedanken zu versinken, sollte ich mich lieber auf mein neues Projekt konzentrieren: den Entwurf einer Spirituosen-Rubrik. Als ich das Büro des Chefs betrete, bemerke ich, dass Émilie bereits hier ist und auf einem Stuhl Platz genommen hat. Sie wirft mir einen Hilfe suchenden Blick zu.
Du hast mit Sicherheit zu viel Sangria getrunken …
„Haben Sie etwa das ganze Wochenende Party gemacht? Sehen Sie sich doch einmal an … Aber bilden Sie sich nicht ein, Sie könnten sich diesen Montag freinehmen.“
Unser Chef ist ein offener und toleranter Mann, aber bereits seit heute Morgen äußert er eine unfreundliche Bemerkung nach der anderen. Wie zwei Vorzeigemitarbeiterinnen begehren wir allerdings nicht auf, sondern schweigen. Möglicherweise wird Éric sich schon in ein paar Stunden bei uns für sein Verhalten entschuldigen und uns auf ein Getränk einladen.
„Wie jedes Jahr werden wir am Tag der Entstehung unserer Website ein kleines Preisrätsel veranstalten. Das Ganze wird folgendermaßen ablaufen …“
Während er uns in Sekundenschnelle sein Konzept erklärt, verliere ich vollkommen den Gesprächsfaden und spüre, wie mein Magen sich zusammenzieht. Heute ist der 11. April. Meine Menstruation hätte schon vor zwei Tagen einsetzen sollen. Das ist mir noch nie passiert …
Am späten Nachmittag holt Marion mich für unseren wöchentlichen Kinobesuch von der Arbeit ab. Sie bemerkt sofort, dass etwas nicht stimmt.
„Lass mich raten … Du hast dich mit deinem Milliardär gestritten!“
„Nein, und ich kann dir versichern, dass ich absolut nicht in Stimmung für eine Befragung bin.“
„Wenn du nicht willst, dass ich dir Fragen stelle, dann sag mir einfach, was los ist!“
„Ich bin schon zwei Tage überfällig.“
„Deine Menstruation?“
„Ja.“
„Aber du nimmst doch die Pille, oder?“
„Jeden Tag zur selben Zeit. Ich habe noch nie darauf vergessen.“
„Und normalerweise kommt sie auch immer pünktlich!“
„Gut gemacht, Sherlock …“
„Wie kann das sein?“
„Ich weiß es nicht Marion! Siehst du nicht, dass ich völlig fertig bin!“
„Keine Empfängnisverhütung ist zu 100 % sicher …“
„…“
„Okay, vergessen
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