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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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den Tisch geschlittert. »Du verkaufst das Haus und ziehst in eine Eigentumswohnung. Mit der Differenz begleichst du einen weiteren Teil deiner Steuerschulden. Das sollten locker sechs- oder siebenhunderttausend Dollar sein. Außerdem kannst du deine persönlichen Ausgaben gewaltig zurückfahren. Sieh dir mal das hier an.« Aus einem der Ordner angelte Braden eine Quittung. »Eintausendachthundert Dollar für ein Dinner bei Dan Tana’S? An einem Dienstagabend? Aus welchem Anlass?«
    »Das … äh … ein Dienstag? Lass mich überlegen.«
    »Verdammt, Kennedy, es gibt da Sachen, auf die du verzichten könntest, ohne sie überhaupt zu vermissen.« Eine weitere Rech nung kam zum Vorschein. »Fast viertausend Dollar für ein Paar beschissene r Schuhe ? Eine r diese r verdammte n Schnürsenke l … « – Braden deutete auf Kennedys edle, handgemachte Brogues – »kostet vermutlich mehr als ein Paar durchschnittlicher …«
    »Du verlangst von mir, durchschnittliche Schuhe zu tragen?«, fragte Kennedy, die flache Hand in einer Geste blanken Entsetzens vor die Brust gepresst. Baumgarten schüttelte den Kopf, zutiefst entrüstet, dass es jemand derartig an Respekt vor Geld mangeln ließ.
    »Musst du denn deine Schuhe« – Braden schaute noch einmal auf die Rechnung – »wirklich unbedingt bei John Lobb in London bestellen?«
    »Oh, streite nicht, was nötig sei«, zitierte Kennedy. »Der schlechteste Bettler hat bei der größten Not noch Überfluss. Gib der Natur nur das, was nötig ist, so gilt des Menschen Leben wie des Tiers.«
    »Na großartig. Halt dich ruhig an Shakespeare, und du wirst der belesenste Typ im Steuerknast sein.«
    Kennedy spürte, wie in der Innentasche seines Sakkos das Handy vibrierte. Er ignorierte es. Vermutlich Vicky. Kennedy hatte das Gefühl, dass er heute reichlich Zeit damit verbrachte, sein Telefon zu ignorieren. Außerdem schuldete er seinem Bruder Patrick noch einen Rückruf. Zumindest den würde er bei Gelegenheit nachholen müssen.
    »Jetzt komm aber mal runter«, sagte Kennedy. »In Ordnung, es gibt also zwei Wege. Diese alberne Verzichtsnummer kommt ja wohl nicht ernsthaft infrage. Wie sieht der zweite Weg aus?«
    »Schreib den Roman zu Ende.«
    »Oh Mann, scheiße.«
    Plötzlich erschien ihm der erste Weg geradezu verlockend. Kennedy sah sich schon die Abende allein zu Hause verbringen, in einer schnuckeligen kleinen Eigentumswohnung in … wo? Silver Lake? Dem beschissenen Mount Olympus? Er würde Pizza von Raffalo’s essen. Oder Sandwiches von Chick-fil-A. Einen Hyundai fahren. Bei Ralphs einkaufen – führte Ralphs überhaupt Schuhe? Urlaub auf dem Balkon machen. Im Gegensatz zu dem, was Braden glaubte – und auch Jimmy bei ICT, Connie in London, all die Verleger, von denen er horrende Vorschüsse bekommen hatte, und jeder Interviewer, mit dem er in den letzten fünf Jahren gesprochen hatte –, hatte Kennedy mit dem Roman noch nicht einmal angefangen . Er hatte seit fünf Jahren kein einziges Wort Literatur geschrieben. Dafür war er viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, als Skriptdoktor Kohle zu scheffeln.
    Ein interessanter und irreführender Begriff, dachte Kennedy. »Skriptdoktor« bezeichnete in Hollywood jemanden, der engagiert wurde, um kränkelnde, im Sterben liegende Drehbücher aufzupäppeln. In Kennedys Augen hatte dieses Berufsbild mehr mit einem Nazi-Arzt gemein, musste er doch im Rahmen seiner Tätigkeit regelmäßig völlig unnötige Operationen an kerngesunden Patienten durchführen, um die Ängste panischer Studiobosse, Produzenten oder Stars zu beschwichtigen, die alle der Überzeugung waren, dass eine weitere Überarbeitung ihrem Film den Arsch retten würde. Wen kümmerte es schon, jemandem wie Kennedy ein paar Hundert Riesen zu zahlen, wenn das Budget eh schon über achtzig Millionen Dollar lag? Hin und wieder war der Patient auch so hinüber, dass die Bezeichnung »Doktor« geradezu erbärmlich unpassend war. »Skripthenker« oder »Skriptbestatter« würde es besser treffen. Warum war Kennedy an diesem seltsamen Ort so erfolgreich in dieser »dunklen Kunst«, wo doch so viele Schriftsteller vor ihm daran gescheitert waren? Fitzgerald, Faulkner, Chandler – sie alle hatten in Hollywood Schiffbruch erlitten. Möglicherweise, weil – wie Billy Wilder einmal angemerkt hatte – keiner von ihnen diesen Job je wirklich ernst genommen hatte. Zwar war da ein kleiner Teil von ihm, der an der Vorrangstellung des Romans niemals zweifeln würde. Aber Kennedy

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