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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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geplant beginnen, um den Film rechtzeitig fürs nächste Weihnachtsgeschäft fertigzustellen. Wie weit war Kennedy mit dem Drehbuch? Und wo zum Teufel steckte er überhaupt? Ein weiterer Blick auf sein schweres ICW-Chronometer: Es war beinahe ein Uhr mittags. Kennedy würde vermutlich nach seiner Ankunft etwas essen gehen wollen. Was bedeutete, dass Braden den Rest des Nachmittags vergessen konnte. »Danny?«, rief er abermals, und diesmal erschien sein Assistent in der Tür. Dünn, bärtig, das weiße Hemd locker über die Chinos hängend. »Ist Craig schon hier?«
    »Er wartet im Konferenzraum.«
    »Danke. Versuch bitte noch mal, Kennedy zu erreichen.«
    Braden nahm seinen Statusreport und legte ihn oben auf den Finanzbericht und die Unterlagen der Steuerbehörde. Einen weiteren Report – Connie Blatts Prognose der europäischen Buchtantiemen, Lizenzeinnahmen und Vorschüsse für das kommende Jahr – legte er auf einem dicken Ordner mit Kennedys Konto- und Kreditkarten-Auszügen der letzten zwölf Monate ab.
    Diese Papiere lieferten das Rüstzeug für ihre geplante Krisenintervention.

drei
    Das Opfer der anstehenden Intervention schmorte an der Ecke Wilshire und Robertson Boulevard in der brütenden Hitze und genoss ein letztes Mal das süße Gift seiner Marlboro. Wie es Kennedys Gewohnheit war, hatte er seinen Aston Martin DB9 in der Tiefgarage geparkt. »Schicke Karre, Mann«, lautete der Kommentar des jungen Mexikaners vom Parkservice. Kennedy hatte den Aufzug ins Erdgeschoss genommen, wo er die Rezeption durch die Glastüren verließ, um draußen noch eine zu rauchen, bevor er die Fahrt bis in den neunten Stock und zu den freudlosen, nikotinfreien Büros von Childs & Dunn fortsetzte. Rückblickend entpuppte sich diese überflüssige, völlig unnötige Zigarette – überflüssig und unnötig im Gegensatz zu den anderen neunundfünfzig absolut nicht überflüssigen und unbedingt notwendigen Zigaretten, die er im Laufe eines durchschnittlichen Tages rauchte – als Fehler: Sie gab ihm die Gelegenheit, an sein klingelndes Handy zu gehen. Sein Zweithandy: Wenn man so viel trank wie Kennedy, war es eine gute Idee, immer ein aktualisiertes Ersatzhandy in petto zu haben.
    »Hallo?«
    »Willst du mich eigentlich verarschen, Kennedy?«
    »Vicky … schön, deine Stimme zu hören.«
    »Ich meine, ohne mir davon zu erzählen?«
    »Du musst schon etwas konkreter werden, Vicky.«
    Vicky Marr, geborene Lombardi, würde in Bälde seine nächste Exfrau sein. Sie, die ihn erst als Journalistin interviewt und dann zwölf Jahre lang als seine Assistentin gearbeitet hatte, war einer dieser Menschen, die ihn mit Haut und Haar geliebt hatten. Einer der Menschen, die Kennedy sich auf schlimmstmögliche Art und Weise zum Feind gemacht hatte.
    »Du hast das Kreditlimit meiner American-Express-Karte eingeschränkt, ohne mir vorher Bescheid zu geben? Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, wie peinlich das ist?«
    »Bitte … äh … was habe ich getan?«
    »Meine Karte wurde gerade abgelehnt. Ich habe bei AMEX angerufen, und dort hat man mich informiert, dass mein Limit reduziert wurde.« Es war beeindruckend, wie viel Kummer die aktuelle Mrs. Marr in das Wörtchen »reduziert« legen konnte.
    »Sag mal, Vicky, bist du auf Crack oder so? Denk doch mal darüber nach. Ich? Bei American Express anrufen? Mit einem dieser Trottel dort quatschen, in der Warteschleife landen und dann so etwas arrangieren? Kapierst du denn nicht, was für ein Aufwand das wäre?«
    »Na ja, es erschien mir schon … etwas untypisch für dich«, gab sie zu.
    »Wie auch immer, es ist ja nicht so, dass ich verpflichtet wäre, dir eine Karte für mein Konto zu geben. Ich habe gesagt, du könntest sie nutzen, solange die Scheidung noch nicht durch ist, weil …«
    »Vermutlich, weil du dich immer noch schuldig dafür fühlst, auf unserer Hochzeit meine beste Freundin gevögelt zu haben. Na? Könnte das vielleicht der Grund sein, Kennedy?«
    Es war eine verdammt miese Nummer gewesen, die er da abgezogen hatte. Oh ja. Daran gab es nichts zu rütteln.
    Dabei hatte Kennedy damals, vor etwas über zwei Jahren, gar nicht vorgehabt, auf seiner eigenen Hochzeit untreu zu werden. Nicht, dass er Vicky jemals in irgendeinem Sinne treu gewesen wäre.
    Er erinnerte sich undeutlich an eine von reichlich Alkohol befeuerte Fummelei mit einem Garderobenmädchen während seines ersten Dates mit Vicky in einem edlen Steakhouse an der Upper West Side. Er hatte seine Zigaretten in

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