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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Island Iced Tea mit einer attraktiven Frau ins Gespräch gekommen. Sie war Anfang dreißig gewesen, erweckte den Eindruck, als wüsste sie, wie man einen Schwanz verwöhnt, und hatte, wie sich herausstellte, vage von ihm gehört. Zumindest hatte sie von einem seiner Bücher und definitiv von einigen Filmen gehört, an denen er mitgewirkt hatte.
    Eins führte zum anderen, und recht schnell hatte Kennedy in einer der Sitzecken ganz hinten neben dem Billardtisch seine Hände unter ihre Bluse geschoben, während die ihren sein dichtes schwarzes Haar durchwühlten. Das orangefarbene Licht gedimmt, die Stooges in der Jukebox, ihre Zähne ineinander verkeilt und einen angenehm harten Nippel zwischen Daumen und Zeigefinger, hörte er plötzlich die Worte » HE! WAS, ZUM TEUFEL …! «, rasch gefolgt von einem »Oh, verdammte Scheiße« seitens der Nippel-Besitzerin.
    Dieser Kerl – dieser E.G.A.L. (Ehemann, Geliebter, Arsch, Lover, egal was) – war gar nicht mal von schlechten Eltern gewesen, wie Kennedy später einräumen musste. Er hatte ihm nicht sofort einen ungestümen, schlecht gezielten Faustschlag versetzt, wie viele andere es getan hätten. Oder dämlich dahergeredet und seinem Widersacher so wertvolle Sekunden verschafft, um auf die Beine zu kommen. Er hatte einfach über den Tisch gelangt, Kennedy am Revers gepackt – das Revers eines sehr schicken Anzugs aus der Savile Row, Gieves & Hawkes, um genau zu sein – und ihn aus der Sitznische gezerrt. Exakt in diesem Moment hatte Kennedy erkannt, wie unglaublich groß dieser Typ war. Auf der Brusttasche seiner Jacke, einer Art Mechanikerkluft, war der Name »Todd« eingestickt. Dieser Todd hatte Kennedy in die Höhe gehoben, wobei Kennedys Füße in der Luft Zeichentrick-Fahrrad fuhren, und ihn ganz nah an sein purpurrot anlaufendes Gesicht herangezogen. Ein Gesicht, das fraglos seinen Zweck erfüllte: großflächig mit Akne überzogen, die flache Stirn gefurcht, die knubbelige Nase voller geplatzter Äderchen, aber auch zwei klare, knallharte Augen. »Was zum Teufel treibst du …«, knurrte Todd – und beging damit einen Fehler. Denn das verschaffte Kennedy den entscheidenden Augenblick, um nachzudenken.
    Für Kneipenschlägereien gilt, was für alle Spielarten der schönen Künste gilt: Klischees zu vermeiden ist von unschätzbarem Vorteil. Man muss das Ganze aus einer möglichst abwegigen Position und ungewöhnlichen Perspektive heraus angehen. Die Eröffnung sollte kraftvoll und unerwartet sein. Dann gilt es, so rasch wie möglich zum Punkt zu kommen, um sich daraufhin schnellstmöglich zu verpissen. Was das betrifft, ähneln Kneipenschlägereien durchaus dem Verfassen von Drehbüchern. Hier wie dort zählt allein die Wirtschaftlichkeit. Als Todd also die Worte »… Penner da mit meiner Freundin?!« aussprach, setzte Kennedy bereits zur Eröffnung an.
    Er krallte beide Hände um den Hinterkopf des Hünen, schnellte vorwärts und versenkte die Zähne in dessen saftiger Erdbeernase.
    Um Kennedy abzuschütteln, versuchte Todd es nun mit der umgekehrten Strategie. Die beiden wirbelten quer durch die Bar, zerschmetterten Gläser und rempelten Leute an, während die Freundin kreischte, Iggy Pop »1969« heulte und Todds Blut in Kennedys Mund strömte – was eine kurzzeitige Aids-Panik bei ihm auslöste. Dann riss Todd sich seinen Gegner mit einem unmenschlichen Gebrüll aus dem Gesicht und schleuderte ihn bis ans Ende des Raums, wo dieser schließlich äußerst unsanft auf den Billardtisch krachte. Mann, das war schmerzhaft. Kennedy blickte auf, um – schlecht, ganz schlecht – zu sehen, wie Todd blutverschmiert auf ihn zuwalzte. Just als Todd ihn erreichte, die Faust geballt und bereit, seinen Widersacher in den grünen Filz des Tisches zu rammen, registrierte Kennedy Schatten und Geräusche im Rücken seines Kontrahenten: schwarze Umrisse, das Knistern und Rauschen von Funkgeräten, das Klappern von Schlagstöcken, die in der Enge der Bar mit dem hölzernen Mobiliar kollidierten.
    Die Polizei.
    »Vielen Dank«, sagte Kennedy, richtete seine Krawatte und wischte sich das Blut vom Mund, während zwei der Cops sich auf seinen tobenden, kreischenden Gegner stürzten, ihn zu Boden warfen und ihm Handschellen anlegten.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte der dritte Cop mit besorgtem Blick auf seine rot verschmierte Visage.
    »Ich denke schon, Officer«, keuchte Kennedy und wischte sich noch mehr von Todds Blut aus dem Gesicht.
    »He! He!«, riefen die Bullen

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