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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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umspannenden Aktes der Über-Kreuz-Onanie geworden waren.
    Wie aber sollte er Brendle klarmachen, dass es ihm nicht um den Geschlechtsakt an sich ging, sondern wirklich nur um den allerletzten Teil dieses Aktes, um die Zielgerade, den Homerun? Diesen Moment, wenn er, über irgendeine Zwanzigjährige mit der Haut einer jungfräulichen Buchseite gekrampft, gegen sich selbst anheulte. Wenn er spürte, wie das Leben selbst in seinem Unterleib hämmerte und kochte, verzweifelt darauf wartend, losgelassen zu werden, um sich vorwärtszustürzen. Wenn er kurz davorstand, die Oberleitung zu berühren – so kurz vor dem Abschluss. Wenn er doch nur dort verharren und den dringlichsten Teil dieses Nervenkitzels so lange wie möglich auskosten könnte, bis ihm der Schweiß übers Gesicht lief, die Hoden sich nach innen stülpten und in seinen Körper hineinwanderten, seine Augen zu Schlitzen wurden – die Zähne gebleckt, sein Gesicht das eines rasenden Backenhörnchens mit Überbiss im Windkanal, während er den Wahnsinn hinausschrie, die Götter verfluchte und gegen das Kopfende des Bettes trommelte, bloß um alles noch etwas hinauszuzögern. Nur in diesem Teil des Aktes konnte er alles vergessen. Nur dort konnte er den Gedanken an seinen Tod, sein Sterben und den Grabstein mit seinem Namen darauf ausblenden. Nur dort konnte er die Gesichter seiner Tochter, seiner Exfrauen, seiner Mutter, seiner Schwester, all derer verdrängen, die er geliebt, betrogen und in seinem unstillbaren Verlangen verloren hatte, genau an diesen finalen Teil des letzten Aktes zu gelangen.
    In seinem Buch Mehr noch sterben an gebrochnem Herzen hatte Saul Bellow von dem »Schmerzkatalog« geschrieben, den wir gegen Ende unseres Lebens alle abhaken müssen. Von jenem traurigen Kassenbuch, in dem ein Großteil des Solls auf das Konto der Liebe beziehungsweise von Vergehen gegen die Liebe geht. Und Kennedy Marr hatte sich an der Liebe vergangen. Gottverdammte Scheiße, und wie er sich an der Liebe vergangen hatte. Er hatte sich an ihr versündigt. Er hatte Schmerzen und Kummer verursacht, hatte das Vertrauen von Frauen missbraucht, wunderschöner Frauen, die einmal neben ihm gelegen und ihn mit Augen angesehen hatten, die sagten: »Ich entblöße mich völlig vor dir. Dies ist alles, was ich bin, und ich vertraue dir mit Leib und Seele.«
    Nun, er hatte über all das seinen Samen gespritzt und sich aus dem Staub gemacht, um mehr davon zu finden. Er dachte an Millie und Robin, seine Exfrau und seine Tochter, drüben in England. Robin war jetzt sechzehn. Er und Millie hatten sich getrennt, als Robin gerade vier gewesen war, weshalb sie keine wirklich konkreten Erinnerungen an die gemeinsame Zeit hatte. Er sah sie etwa ein halbes Dutzend Mal im Jahr – hin und wieder kam sie ihn für ein oder zwei Wochen besuchen. In den Sommerferien gewöhnlich für einen Monat. Sie trafen sich in London, wenn er geschäftlich dort zu tun hatte. Sie waren Kumpels. Sie tauschten Playlisten über iTunes. Robin versuchte, Kennedy für den Kram zu begeistern, den sie hörte. Was war das noch mal, was sie mir letzte Woche geschickt hatte? Irgendwas mit J? Scheiße, die Stimme dieses Kerls könnte Milch gerinnen lassen . Und Kennedy versuchte – in der Regel mit größerem Erfolg –, ihr die Musik seiner Jugend näherzubringen. Sie spielte Bass in einer Schülerband. Sie war das, was man heutzutage ein »Indie Kid« nannte. So wie er selbst es in den Achtzigern gewesen war. Auch wenn das zu dieser Zeit üblicherweise noch nicht so hieß. Damals hieß es einfach nur, dass man »kein Vollidiot« war. Dass man weder auf Bon Jovi stand noch meinte, zu Jeanshosen auch noch Jeansjacken tragen zu müssen. Außerdem war Robin süß. Sehr süß sogar. Kennedy dachte daran, was sein Großvater damals in Limerick vor so vielen Jahren über den Unterschied zwischen Töchtern und Söhnen gesagt hatte: »Wenn du einen Sohn hast, musst du dich nur um einen Schwanz sorgen.« Dann musste man nicht über die allgegenwärtige Begierde da draußen und all die anderen Kennedys nachdenken. Seine Tochter schien ihn zu mögen. Aber war das, was sie für ihn empfand, auch wirklich … Gott! Lass mich damit in Frieden, dachte Kennedy. Er würde sich seine Gedanken dann machen, wenn er es üblicherweise tat: in der Nacht, mit der Whiskyflasche in Reichweite. Denn man kam nicht drum herum, sich diese Gedanken zu machen. »Die Arbeit ist die Existenz«, wie Bellow sagte.
    Wie sollte er Dr. Brendle

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