Strandhaus 0.5: Der Strand der Traeume
vertrauen. Ich kann weder vertrauen noch glauben . Doch ihre Kehle war zu eng, als dass sie die Worte herausbekommen hätte, und er war auch schon zu weit weg, um sie noch zu hören. Die Augen auf ihn gerichtet, ging sie zurück an den Strand, und auch dann, als sie wieder auf festem Boden stand, lagen ihre Augen unverwandt auf seiner sich entfernenden Gestalt in dem Boot, das er zur Südspitze der Bucht lenkte, dort, wo die Klippen ins Meer ragten.
In die Richtung war auch Peter an jenem Tag gepaddelt, erinnerte Meg sich, und Panik überfiel sie. Peter war aus der Bucht gepaddelt, und weder ihre Gefühle für ihn noch die Zauberkräfte der Meerleute waren mächtig genug gewesen, um ihn zu beschützen.
Etwas Nasses drängte sich an ihr Bein, Meg sah nach unten. „Bitzer“, flüsterte sie und ging in die Hocke, um ihn zu umarmen. Sie fühlte die Wärme seines Fells an ihrem Gesicht. „Oh, Bitzer, was soll ich nur tun?“
Der Hund schien einen Plan zu haben. Eine Weile ließ er sich von ihr fest umklammert halten, dann trottete er den Strand entlang, ohne sein Herrchen aus denAugen zu lassen, der jetzt gute fünfzig Meter vom Land entfernt über das Wasser dahinglitt. Dann schwenkte Caleb ab, offensichtlich hatte er vor, die äußeren Klippen zu umrunden.
Mit zusammengeschnürter Kehle folgte Meg dem Hund, beide hielten sie sich auf gleicher Höhe an Land mit dem Mann da draußen auf dem Wasser. Dann war die Bucht zu Ende, und Caleb manövrierte sich durch die Wellen, die an den Klippenrand schlugen, und verschwand aus ihrer Sicht.
Ein erstickter Schluchzer löste sich aus Megs Brust, stieg aus ihrer Kehle. Bitzer hielt das Gesicht auf das Wasser hinaus gerichtet und winselte. Meg krallte die Finger in sein raues Fell, hoffte, ihn zu trösten. „Es kommt schon alles in Ordnung, mein Junge“, flüsterte sie hilflos. „Alles kommt in Ordnung.“
Bitte, Caleb. Bitte, komm zurück .
Natürlich komme ich zurück, mein Liebling. Vertrau mir .
Wie in Trance setzte Meg sich in Bewegung, um auf einem der ausgetretenen Pfade die Klippen hinauf zum Plateau zu klettern, in der Hoffnung, von dort oben mehr sehen zu können. Doch dann fiel ihr Blick auf Strandhaus Nr. 9, und aus einem unerklärlichen Grund zog es sie stattdessen dorthin. Griffin Lowell war noch nicht zurückgekehrt, sie und Bitzer würden also niemanden stören. Sie rief nach dem Hund und stieg zusammen mit ihrem pelzigen Begleiter die Stufen zur Veranda hinauf, um weiter Ausschau nach Caleb zu halten, wartete angespannt darauf, dass er wieder zurückkam.
Wartete darauf, dass der Mann, den sie liebte, zurückkam.
Bei dem Gedanken flammte erneut Panik in ihrem Magen auf. Der Mann, den sie liebte?
„Ich liebe ihn“, sagte sie fassungslos zu Bitzer, gefangen zwischen Angst und Erstaunen. Caleb mit seiner Zuversicht, seinem Lachen und seiner Lebensfreude, die er bei jedem einzelnen Atemzug zeigte, hatte einen Weg gefunden, die Mauern einzureißen, die sie vor so langer Zeit um sich herum errichtet hatte. Er wusste genau, wer er war und was er wollte, und sie … sie … „Ich habe mich in ihn verliebt.“
Der Hund schien ihr zuzulächeln, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Wasser hinaus, und Meg tat es ihm gleich. Dabei hatte sie jedoch den Eindruck, die Veranda von Strandhaus Nr. 9 würde wie ein Schiff bei wildem Seegang schwanken. Und sie hatte Mühe, ihre zitternden Beine zu kontrollieren.
Ich habe mich in Caleb verliebt .
Wie war das passiert? Trotz ihrer Vergangenheit, trotz all ihrer Ängste hatte der Mann die schwach glimmende Glut der Hoffnung in ihr gefunden und sie mit seinem Atem wieder zu einer hell flackernden Flamme angefacht. Und auch sie hatte er wieder zum Leben erweckt, indem er sie geliebt hatte. Indem er sie dazu gebracht hatte, ihn zu lieben.
Die Zeit verging, aber Meg konnte nicht sagen, ob es Minuten waren oder Stunden.
Bitzer musste wesentlich bessere Augen haben als sie, denn noch bevor sie auch nur eine Spur von Caleb oder dem Kajak erspähen konnte, brach er in übermütiges Gebell aus. Und dann sah auch Meg das Kajak um den Klippenrand biegen. Der Hund rannte zum Wasser, und sie folgte ihm, lief durch den nassen warmen Sand, bis das Wasser ihre Zehen umspülte. Doch statt anzuhalten, lief sie weiter, und der Stoff ihres Sommerkleides klebte gleich darauf durchnässt an ihren Schenkeln. Caleb rief ihr etwas zu, aber sie konnte es nicht verstehen, denn sie lachte und weinte gleichzeitig, und jetzt
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