Strandhaus 0.5: Der Strand der Traeume
seiner Familie in diesem Bungalow gewohnt. Damals waren sie Freunde gewesen, und er würde sicher nichts dagegen haben. Obwohl Skye ihr erzählt hatte, dass Griffin dem abenteuerlustigen Wildfang von damals überhaupt nicht mehr ähnelte. Er war jetzt Journalist und hatte als Berichterstatter ein ganzes Jahr mit den Truppen in Afghanistan zugebracht. Nun war er zurück, ein wortkarger Einzelgänger, der in Ruhe gelassen werden wollte. Meg hoffte für ihn, dass er hier finden würde, wonach er suchte, auch wenn es bei ihr selbst hingegen wohl noch dauern würde, bis sie ihren Frieden mit Crescent Cove schließen konnte.
Die Schiebetür war schwer, also ließ Meg sie offen stehen. Es würde ja auch nur eine Minute dauern, bis die Flasche wieder aufgefüllt war. Auf dem Weg nach draußen jedoch rutschte Meg mit den nackten Füßen – die mit Farbflocken bedeckten Flipflops hatte sie ausgezogen und auf der Veranda gelassen – auf dem lackierten Holzboden aus. Die Flasche glitt ihr aus den Fingern, als sie mit den Armen ruderte, um das Gleichgewicht zu halten. Nachdem sie die Balance wiedergefunden hatte, bemerkte sie, wie die Flasche über den Boden auf die gläserne Schiebetür zurollte. In der ein Paar Schuhe zu sehen waren.
Schuhe?
Genau in dem Moment, in dem Meg aufschaute, gewann die Sonne die Oberhand und brach durch die Wolken. Das plötzliche Licht blendete sie und machte aus der Gestalt in der Tür eine dunkle Silhouette. Eine männliche dunkle Silhouette, neben der ein großer struppiger Hund hockte.
Megs Herz flatterte vor Aufregung, sowie sie die Gestalt im Türrahmen erkannte. Sie musste sich am Bücherregal festhalten. Peter!
Innerhalb einer Sekunde erlebte sie noch einmal die überschäumende Freude jenes Sommers vor zehn Jahren, als sie den zweiundzwanzigjährigen College-Absolventen kennengelernt hatte. Sie hatte sich Hals über Kopf in ihn verliebt, und ihm war es ebenso ergangen. Plötzlich hatte die Welt so glorreich und rosig ausgesehen, hatte alles verheißen, was ihre Mutter ihr immer von der Liebe versprochen hatte. Das Märchen war wahr geworden – genau wie Meg es sich immer erträumt hatte, seit sie Disneys Die kleine Meerjungfrau gesehen hatte. Peter Fleming war ihr Prinz.
In jenem Sommer hatte sie ihre Zukunft in Händen gehalten. Sie beide zusammen hätten die ganze Welt mit der Energie aus der so lebendig sprudelnden Quelle ihres Glücks versorgen können
Er war zurück! Ihr Herz raste, hämmerte gegen ihre Rippen, als wolle es ihr aus der Brust springen. Peter!
Hatte sie den Namen laut ausgesprochen? Denn die dunkle Gestalt schüttelte jetzt den Kopf und kam in den Raum hinein. Der Hund folgte ihm, die Krallen klackten auf dem Holzboden. „Ich heiße Caleb“, sagte der Mann. „Caleb McCall.“
Mit leerem Blick starrte sie ihn an, ihr Herz, das sich federleicht angefühlt hatte, zog sich schmerzhaft zusammen. Die kurze maßlose Freude wurde verdrängt von der Trauer, die sie ebenfalls in jenem Sommer erfahren hatte. Meg begann zu zittern, sowie der Schock sie einholte.
Ohne wirklich etwas zu sehen, verfolgte sie, wie der Mann sich nach der Flasche bückte und mit ausgestreckter Hand auf sie zutrat. „Scheint so, als könnten Sie einen Schluck hiervon gebrauchen“, meinte er.
Meg ließ das Bücherregal los und griff nach der Wasserflasche. Noch immer war ihr Gehirn damit beschäftigt, den Schock zu verarbeiten. Natürlich war dieser Mann nicht Peter. Peter war vor zehn Jahren tödlich verunglückt. An einem sonnigen stillen Augustnachmittag war er mit seinem Kajak von einer plötzlichen Monsterwelle heruntergezogen worden und ertrunken, wie man annahm.
Trotzdem … der Fremde ähnelte Peter. So könnte Peter heute aussehen, hätte er denn überlebt. Der gleiche goldene Hautton, das gleiche hellbraune Haar, wenn auch kurz, während Peters Haar damals länger gewesen war. Der Mann – Caleb hieß er, hatte er gesagt – schaute sie jetzt besorgt mit leicht zusammengekniffenen Augen an.
Jetzt, da sie wieder atmen konnte, spürte sie ein Flattern im Magen. Er war mehr als nur attraktiv. Alles an ihm strahlte Selbstbewusstsein und Sicherheit aus, so als kenne er seinen Platz in der Welt genau, als wäre er mit damit und mit sich selbst zufrieden.
„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte er besorgt. Die tiefe Stimme passte zu ihm.
„Ja, natürlich. Sie haben mich nur erschreckt. Ich …“ Meg verstummte, da ihr plötzlich bewusst wurde, dass sie sich allein mit einem
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