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Strandwoelfe

Strandwoelfe

Titel: Strandwoelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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schlanke, blonde Fähnrich und die gewaltige, unerschütterliche Gestalt Gloags im geflickten blauen Rock. Seinem Namen nach konnte er aus Schottland stammen, jetzt sprach er jedoch unverfälschten Devonshire-Dialekt.
    »Die jungen Herren gehen wohl besser nach achtern.« Gloag schielte zur Küste hinüber. »Wir gehen bald Anker auf, wie ich den Kommandanten kenne.« Er grinste, wobei er mehrere Zahnlücken entblößte. »Hoffentlich sind Sie ihm nicht zu ähnlich. Noch ein paar von derselben Sorte könnte ich kaum verkraften!« Lachend schob er sie zum Niedergang. »Gehen Sie hinunter und sehen Sie nach Ihren Sachen.« Er fuhr herum und brüllte durch die hohlen Hände: »Lebhaft da, du fauler Schuft! Beleg’ die Leine, oder ich zieh’ dir das Fell über die Ohren!«
    Bolitho und Dancer kletterten atemlos die kurze Niedergangstreppe hinunter und tasteten sich zu einer kleinen Kabine im Heck weiter, wobei sie mehrfach mit dem Kopf an die niedrigen Decksbalken stießen. Die Avenge r schien sie mit ihren Geräuschen und Gerüchen zu umfangen, einige wohlvertraut, andere jedoch fremdartig anmutend. Sie wirkte mehr wie ein Lastprahm als ein Kriegsschiff. Offenbar war sie eine Klasse für sich, ebenso wie Andrew Gloag, dessen gewaltige Stimme mühelos durch Wind und Holz drang. Als Steuermannsmaat und kommissarischer Steuermann würde er vermutlich niemals auf dem Achterdeck eines Schiffes wie der Gorgo n kommandieren, aber hier war er König.
    Es fiel Bolitho schwer, sich Gloag bei der Zusammenarbeit mit Hugh vorzustellen. Plötzlich fiel ihm sein Bruder wieder ein, und er fragte sich wie schon so oft, weshalb er ihm im Grunde immer fremd blieb.
    Hugh war irgendwie verändert, härter und selbstsicherer, falls dies überhaupt noch möglich war. Genauer gesagt, er wirkte nicht glücklich.
    Dancer schob seine Seekiste in eine freie Ecke und setzte sich darauf. Sein Kopf reichte selbst jetzt noch bis fast zu den Decksbalken.
    »Was hältst du von allen, Dick?«
    Bolitho lauschte auf das Knarren und Ächzen des Holzes, das Klappern und Klatschen nassen Tauwerks in der Takelage über ihren Köpfen. Bald würde es noch lebhafter werden, wenn sie erst einmal den Schutz der Reede verlassen hatten.
    »Strandräuberei und Schmuggel, ich glaube, die beiden gehen immer Hand in Hand, Martyn. Der kommandierende Admiral in Plymouth muß jedoch mehr wissen als wir, wenn er so bereitwillig die Avenge r schickt.«
    »Ich hörte deinen Bruder sagen, er habe seinen Ersten Offizier verloren, weil er ihn auf eine Prise überstellen mußte, Dick. Da möchte ich bloß wissen, was aus dem letzten Kommandanten des Kutters geworden ist.« Er lächelte. »Dein Bruder scheint ein besonderes Geschick zu haben, die Leute loszuwerden.« Das Lächeln verschwand. »Tut mir leid, Dick. Das war taktlos von mir!«
    Bolitho berührte Dancers Arm. »Nein. Du hast recht, das ist so seine Art.«
    Riemen klatschten längsseits ins Wasser, begleitet von weiteren Flüchen und Drohungen Gloags.
    »Die Jolle legt wieder ab.« Bolitho zog eine Grimasse. »Hugh kommt an Bord.«
    Es dauerte länger als erwartet, bis Hugh völlig durchnäßt vom sprühenden Gischt, grimmigen Gesichts und in unverkennbar schlechter Laune eintraf.
    In der Kabine warf er sich auf eine Bank und schnauzte: »Wenn ich an Bord komme, erwarte ich, von meinen Offizieren empfangen zu werden.« Er starrte die Fähnriche wütend an.
    »Dies ist kein Linienschiff, wo für jede nebensächliche Aufgabe zehn Mann zur Verfügung stehen. Dies ist…« Er fuhr herum, als ein verängstigter Seemann zu ihnen hereinblickte. »Wo, zum Teufel, haben Sie gesteckt, Warwick?« Er wartete die Antwort nicht ab. »Bringen Sie Brandy und heißes Wasser dazu.« Der Mann verschwand blitzartig.
    In etwas ruhigerem Ton fuhr Hugh fort: »Ihr müßt auf jedem Kriegsschiff, auch wenn es noch so klein ist, immer ein gutes Beispiel geben.«
    Bolitho sagte: »Tut mir leid. Ich dachte, da wir deinem Kommando nur attachiert sind…«
    Hugh lächelte. »Attachiert, gepreßt, freiwillig, ist mir alles gleich. Ihr seid meine Offiziere, bis etwas anderes befohlen wird. Hier wartet Arbeit auf euch!«
    Er blickte auf, als Gloag durch die Tür trat, den gewaltigen Körper vornübergebeugt, als wäre er bucklig.
    »Setzen Sie sich, Mr. Gloag. Wir trinken noch ein Glas, bevor wir Anker auf gehen. Alles in Ordnung an Deck?«
    Der Steuermann nahm seinen verbeulten Hut ab, und Bolitho sah zu seiner Überraschung, daß Gloags Schädel

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