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Strandwoelfe

Strandwoelfe

Titel: Strandwoelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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völlig kahl war. Er sah aus wie ein braunes Ei, während das Haar im Nacken und auf den Wangen so dick wuchs wie ein Pelz, als wolle es das Manko wettmachen. Hugh fuhr fort: »Du wirst die Pflichten des stellvertretenden Kommandanten übernehmen, Richard. Mr. Dancer wird dir dabei helfen. Zwei Hälften ergeben ein Ganzes.« Er lächelte über seinen Witz.
    Gloag schien die gespannte Atmosphäre zu spüren und polterte dazwischen: »Ich habe gehört, daß Sie beide das Kommando auf einer Brigg übernommen haben, als Ihre dienstältesten Offiziere krank oder verwundet waren?«
    Dancer nickte mit leuchtenden Augen. »Aye, Sir. Auf der Sandpiper . Dick kommandierte sie wie ein altgedienter Offizier.« Hugh unterbrach: »Hier ist Brandy.« Halb zu sich selbst fügte er hinzu: »Wir brauchen hier an Bord keine Heldenversammlung, besten Dank!«
    Bolitho blinzelte seinem Freund zu. Sie hatten immerhin einen kleinen Sieg über Hughs Sarkasmus davongetragen.
    Er fragte: »Was Neues von den Schmugglern, Mr. Gloag?«
    »Oh, allerhand. Sie transportieren Spirituosen und Gewürze, Seide und mehr solchen Blödsinn für Leute mit zuviel Geld. Mr.
    Pyke sagt, wir werden sie bald an den Hammelbeinen fassen.« Dancer sah ihn an. »Pyke?«
    Hugh schob Becher über den niedrigen Tisch. »Pyke ist mein Bootsmann. War früher beim Zoll, bevor er vernünftig wurde und des Königs Rock anzog.« Er hob sein Glas. »Willkommen an Bord, meine Herren!«
    Der verängstigte Seemann namens Warwick, der zugleich Messesteward war, brachte eine Lampe herein und hängte sie vorsichtig an einen Decksbalken.
    Bolitho setzte gerade sein Glas an die Lippen, als er sah, daß Dancer ihm einen Wink mit den Augen gab. Er blickte in die angezeigte Richtung und sah einen dunklen Fleck auf Hughes weißem Strumpf. Solche Flecken hatte er während des letzten Jahres zu oft gesehen, um ihn nicht sofort als Blut zu erkennen.
    Im ersten Augenblick glaubte er, Hugh sei verwundet oder hätte sich beim Anbordkommen das Schienbein gestoßen. Dann merkte er jedoch, daß dieser seine m Blick mit einem Gemisch aus Trotz und Beschwörung begegnete.
    Getrappel von Füßen war über ihnen zu hören, und Hugh stellte sein Glas vorsichtig auf den Tisch.
    »Ihr werdet Wache um Wache gehen. Sobald wir aus der Bucht sind, segeln wir südwärts und gewinnen Seeraum. Ich habe ein paar Informationen, aber noch nicht genügend. Wir setzen keine Lichter, unnötiger Lärm ist zu vermeiden. Meine Leute kennen ihre Arbeit, die meisten von ihnen sind ehemalige Fischer oder Berufsseeleute, gewandt wie die Katzen. Ich will diese Schmuggler oder Strandräuber so schnell wie möglich und gleich mit Stumpf und Stiel ausrotten, bevor ihr Beispiel Schule macht. Ähnliches hat es in dieser Gegend schon früher gegeben, sogar in Kriegszeiten. Der Schwarzhandel blühte in beiden Richtungen, hat man mir erzählt!«
    Gloag griff nach seinem Hut und ging gebückt aus der Tür. »Ich mache alles klar zum Auslaufen, Sir.«
    Hugh blickte Dancer an. »Gehen Sie mit. Lernen Sie von ihm. Die Avenge r ist keine Gorgon. « Als Dancer zur Tür ging, während sein Schatten im Licht der schwankenden Laterne hin und her huschte, fügte Hugh halblaut hinzu: »Und auch keine Sandpiper , um das gleich klarzustellen.«
    Zum erstenmal allein miteinander, musterten sich die Brüder prüfend.
    Bolitho schien es, als könne er durch Hughs Maske der verächtlichen Abwehr hindurchsehen. Es war nicht nur die krampfhafte Wahrung seiner Autorität, was beim ersten, wenn auch vielleicht nur vorübergehenden eigenen Kommando des Einundzwanzigjährigen verständlich gewesen wäre. Da war noch etwas anderes, eine deutlich spürbare Unruhe und abwehrende Härte in seinen Augen.
    Er brauchte nicht lange zu warten.
    Hugh begann zu sprechen, beiläufig zunächst: »Du hast den Fleck gesehen? Schade, aber es ließ sich nicht vermeiden. Ich kann mich darauf verlassen, daß du dichthältst?«
    Bolitho paßte seinen Ton dem seines Bruders an und sagte mit gleichgültigem Gesicht: »Mußt du das erst fragen?«
    »Nein. Tut mir leid.« Hugh griff zum Brandy und schenkte sich geistesabwesend nochmals ein. »Es war eben eine Angelegenheit, die ich unbedingt noch erledigen mußte.«
    »Hier in Falmouth?« Bolitho beugte sich vor, fast wäre er aufgesprungen. »Denkst du denn gar nicht an Mutter?«
    Hugh seufzte. »Es war zum Teil ihretwegen. Ein Narr, der sich wegen einer anderen Affäre rächen wollte.«
    »Dieselbe Affäre, deretwegen du die

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