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Strandwoelfe

Strandwoelfe

Titel: Strandwoelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Wasser, um die Wucht des Aufpralls zu dämpfen, während andere das Boot am Bug zwischen kleineren Felsblöcken hindurchzogen.
    Bolitho versuchte, sein Zähneklappern zu unterdrücken. Er mußte sich darauf verlassen, daß Pyke genau wußte, was er tat. Dies hier war also die Bucht, aber für Bolitho hätte es das Ende der Welt sein können.
    Pyke musterte ihn in der Dunkelheit. »Nun, Sir?«
    »Sie kennen dieses Geschäft besser als ich.«
    Bolitho war es klar, daß einige der Männer lauschten und sie beobachteten, aber es war weder der Ort noch der rechte Zeitpunkt, seine Würde auf Kosten der Sicherheit zu wahren. Er war zwar der stellvertretende Kommandant der Avenger , aber andererseits erst ein junger Fähnrich.
    Pyke grunzte, zufrieden oder verächtlich, das ließ sich nicht feststellen.
    Dann rief er: »Zwei Mann bleiben beim Boot! Ladet jetzt eure Waffen.« Dann deutete er aufwärts in die Dunkelheit. »Ashmore, du beziehst dort oben Posten. Paß auf, daß sich kein neugieriger Halunke in der Gegend herumtreibt.«
    Unsichtbar fragte Ashmore aus dem Dunkel: »Und wenn einer auftaucht, Sir?«
    »Dann schlag ihm den Schädel ein, zum Teufel!«
    Pyke schnallte seinen Gürtel fest. »Der Rest kommt mit uns.« Zu Bolitho sagte er: »So eine Nacht wie diese ist genau richtig.« Der Schnee wirbelte um sie herum, als sie sich einen steilen, gewundenen und schlüpfrigen Pfad aufwärtstasteten. Als Bolitho einmal anhielt, um an einer besonders steilen und glatten Stelle seinem Nachfolger die Hand zu reichen, sah er weit unter sich die See, die in endloser Reihe anstürmenden, schwarzen, leuchtend weiß gekrönten Brecher.
    Plötzlich dachte er an seine Mutter. Es kam ihm völlig unwirklich vor, daß sie nur etwa zwölf Meilen von ihn entfernt sein sollte; immerhin war es ein gewaltiger Unterschied zwischen der Vogelfluglinie und dem Zickzackkurs der Avenge r bis in diese Bucht.
    Pyke schien unermüdlich. Seine langen, hageren Beine trugen ihn mit einer Geschwindigkeit und Sicherheit aufwärts, als täten sie das jeden Tag.
    Bolitho versuchte, die Kälte und den ihn blendenden Schneeregen zu ignorieren. Es war wie ein Weg ins Nirwana.
    Er prallte gegen Pykes Rücken, als dieser plötzlich innehielt und zischte: » Leise ! Irgendwo dort oben muß die Hütte stehen.« Bolitho griff nach seinem Degen und spitzte die Ohren.
    Pyke nickte. »Ja, hier entlang.« Er eilte weiter auf dem Pfad, der nun allmählich flacher wurde.
    Kurz darauf schimmerte wie ein heller Felsblock die Hütte aus dem Schneeregen. Sie war kaum größer als ein normales Zimmer, hatte sehr niedrige Wände, ein Strohdach und kleine, blinde Fenster.
    Bolitho überlegte, wer wohl hier in der Einsamkeit wohnen mochte. Es mußte ziemlich weit sein bis zur nächsten Siedlung oder gar bis zu einem Dorf.
    Pyke studierte die kleine Hütte mit beruflichem Interesse. Zu Bolitho sagte er: »Der Mann heißt Portlock und ist sich für nichts zu schade: Wildern, Spitzeln für die Anwerber, Schmuggel – er faßt alles an, was Geld bringt.« Pyke lachte kurz auf. »Wie der’s all die Jahre fertiggebracht hat, dem Henker zu entgehen, ist mir ein Rätsel.« Er seufzte. »Robins, gehen Sie eine halbe Kabellänge 8 weiter und passen Sie gut auf. Coote, Sie stellen sich auf die Rückseite der Hütte. Da ist zwar keine Tür, aber man kann nie wissen.« Er blickte Bolitho an. »Klopfen Sie lieber.«
    »Ich denke, wir sollen leise sein?«
    »Nur zu Anfang. Bis hierher sind wir wohl unbemerkt gekommen.« Leise näherte er sich der Hütte. »Wenn wir aber jetzt beobachtet werden, Mr. Bolitho, muß es offiziell aussehen, sonst wird der redselige Mr. Portlock bald wie ein Fisch aufgeschlitzt.«
    Bolitho nickte. Er lernte ständig dazu.
    Dann zog er seinen Degen und schlug nach kurzem Zögern kräftig mit dem Griff gegen die Tür.
    Zunächst passierte nichts, man hörte lediglich das Prasseln des Schneeregens, das keuchende Atmen der Seeleute.
    Nach einer ganzen Weile rief eine Stimme: »Wer ist da, mitten in der Nacht?«
    Bolitho schluckte. Er hatte nach Pykes Beschreibung eine grobe Männerstimme erwartet, aber es war eine weibliche, noch dazu klang sie jung und verängstigt.
    Er spürte die Spannung der Seeleute und rief mit fester Stimme: »Im Namen des Königs, öffnen Sie, Madam!«
    Langsam und zögernd wurde die Tür aufgemacht, das spärliche Licht einer trüben Laterne warf einen schwach orangefarbenen Schimmer über ihre Füße.
    Pyke schob sich ungeduldig durch die Tür

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