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Strandwoelfe

Strandwoelfe

Titel: Strandwoelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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mache das, Sir. Es scheint mir nicht gerecht, Dancer zu schicken. Schließlich ist es mein Verschulden, daß er überhaupt hier sein muß.«
    »Die Sache ist erledigt.« Hugh lächelte. »Außerdem wird alles vorbei sein, bevor es richtig angefangen hat. Ein paar blutige Köpfe und der Anblick der Dragoner werden genügen. Sir Henry Vyvyan kann hinterher so viele Räuber aufhängen wie ihm behagt!«
    Als Hugh unter Deck verschwand, sagte Dancer: »Es ist keine große Angelegenheit, Dick. Wir haben auf der alten Gorgo n weit Schlimmeres durchgemacht, und schließlich kommt es uns später für unser Examen zugute, wenn der verdammte Prüfungstag einmal heranrückt.«
    Bis Mittag waren die Wagen beladen. Wieder hatte Hugh Bolitho gut vorausgeplant. Die Arbeit verursachte nicht genug Wirbel, um die Vorbereitungen fingiert erscheinen zu lassen, aber genug, um den Stolz eines jungen Kommandanten über seinen großartigen Fang zu dokumentieren.
    Wenn alles klappte, mochte Gloag mit seinem Kompliment recht behalten. Das Prisengeld für den gestrandeten Holländer und die Vernichtung einer Bande Schmuggler und Strandräuber würden außerdem viel dazu beitragen, Hughs andere Probleme zu beseitigen.
    »Du da! Nimm mir meine Tasche ab!«
    Bolitho wandte sich um und sah, wie einer der Seeleute einem langen, schlaksigen Mann in blauem Rock und Hut auf den Kutter hinüberhalf. Der Matrose schien ihn gut zu kennen und sagte grinsend: »Willkommen an Bord, Mr. Whiffin, Sir. Wieder zurück?«
    Bolitho ging eilig nach achtern und überlegte dabei, wo er diesen Namen schon einmal gehört hatte. Er war jetzt seit zehn Tagen an Bord und kannte die Namen und Aufgaben der meisten Leute, aber Whiffins Stellung war ihm bisher verborgen geblieben.
    Der große Mann musterte ihn gelassen, das Gesicht ernst und ausdruckslos.
    »Whiffin, Zahlmeister und Sekretär«, stellte er sich vor.
    Bolitho legte grüßend die Hand an den Hut. Natürlich, das war es. Diese Kutter hatten meistens einen Sekretär an Bord, der mehrere Aufgaben zugleich erfüllte. Er war Zahlmeister, Schreiber des Kommandanten und mitunter sogar Hilfsarzt. Whiffin machte durchaus den Eindruck, als beherrsche er dies alles. Bolitho fiel ein, daß sein Bruder einmal beiläufig erwähnt hatte, er habe Whiffin mit diesem oder jenem Auftrag an Land geschickt. Nun war er jedenfalls wieder zurück.
    »Kommandant an Bord?« Whiffin musterte Bolitho neugierig.
    »Sie sind also der Bruder.«
    Wo Whiffin auch gewesen sein mochte, er schien bemerkenswert gut informiert zu sein.
    »Achtern.«
    »Gut. Ich suche ihn gleich auf.«
    Er warf noch einen forschenden Blick auf Dancer und ging dann nach unten, wobei er sich mit der Geschicklichkeit eines Wiesels den engen Niedergang durchwand.
    Dancer spitzte die Lippen zu einem lautlosen Pfiff. »Ein seltsamer Mann.«
    Kurz darauf rief der Bootsmannsmaat der Wache: »Kommandant möchte Sie sprechen, Sir!«
    Bolitho lief zum Niedergang und überlegte dabei, ob sich durch Whiffins Rückkehr etwas am Plan geändert habe. Vielleicht sollte doch er und nicht Dancer die Wagen begleiten?
    Sein Bruder blickte kurz auf, als Bolitho die Messe betrat. Whiffin saß neben ihm und füllte die Luft mit Rauchschwaden aus einer langen Tonpfeife.
    »Sir?«
    »Eine kleine Planänderung, Richard.« Hugh lächelte kurz. »Ich möchte, daß du den obersten Zollbeamten aufsuchst. Gib ihm diesen Brief und laß dir eine Quittung dafür ausstellen.«
    Bolitho nickte. »Verstehe, Sir.«
    »Das bezweifle ich, macht aber nichts.«
    Bolitho warf einen Blick auf die Adresse auf dem versiegelten Umschlag und stieg wieder hinauf an Deck. Hier nahm er Dancer beiseite und sagte: »Für den Fall, daß ich bis zu deiner Abfahrt nicht zurück bin, wünsche ich dir schon jetzt viel Glück, Martyn.« Er schlug ihm lächelnd auf die Schulter, erstaunt über seine plötzliche Rührung. »Und sei vorsichtig!«
    Dann stieg er über die Gangway zur Mole hinauf und schlug den Weg zur Stadt ein.
    Es dauerte mehr als eine Stunde, bis er den Zolloffizier gefunden hatte. Der schien nicht bei bester Laune zu sein, vielleicht wegen der Mehrarbeit, die ihm aufgebürdet wurde, vielleicht auch, weil er den Empfang des Briefes quittieren sollte, als traue man ihm nicht.
    Als Bolitho endlich zum Hafen zurückkehrte, schien sich nichts verändert zu haben, wenigstens auf den ersten Blick. Als er jedoch näherkam und den mächtigen Mast mit den festgemachten Segeln der Avenge r vor sich hatte, stellte er

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