Strandwoelfe
Waffenschmuggler gehen wird. So erfahren die hiesigen Schmuggler, daß wir von der Übernahme der Waffen wissen, auch wenn wir selbst keine mehr entdeckt haben.« Er blickte vergnügt von Gloag zu seinem Bruder und dann zu Dancer. »Nun, begreift ihr? Ein beinahe perfekter Plan.« Gloag rieb sich seinen kahlen Schädel wie immer, wenn er seine Zweifel hatte. Dann antwortete er: »Ich begreife wohl, daß niemand genau über weitere Waffenlieferungen informiert sein kann, Sir. Natürlich werden die Franzosen weiterliefern, solange sie hier Käufer vermuten. Aber wo sollen wi r solch eine Ladung herbekommen?«
»Brauchen wir gar nicht.« Hughs Lächeln wurde breiter. »Wir werden nach Penzance segeln und dort eine Ladung eigener Waffen löschen, sie auf Lastwagen verladen und auf dem Landweg zur Garnison nach Truro schicken. Der Kommandeur von Pendennis hat zugesagt, mir eine verlockende Ladung Musketen, Schießpulver und Munition zur Verfügung zu stellen. Auf dem Weg nach Truro wird dann bestimmt jemand versuchen, sich der Ladung zu bemächtigen. Bei dem derzeitigen Straßenzustand werden sie der Versuchung kaum widerstehen können.« Bolitho warf ein: »Wäre es nicht besser, dem Admiral in Plymouth vorher mitzuteilen, was du vorhast?«
Hugh starrte ihn an. »Ausgerechnet du stellst diese Frage, das ist köstlich! Du weißt genau, was dann geschieht: Entweder sagt er nein, oder die Entscheidung dauert so lange, bis das ganze Land weiß, was wir vorhaben. Nein, wir werden es rasch anpacken und -«, er lächelt kurz -, »es diesmal auch gut zu Ende bringen.«
Bolitho blickte sinnend auf den Tisch nieder. Ein Hinterhalt, die Vorfreude auf rasche und leichte Beute, die in Panik übergeht, wenn die Angreifer merken, daß sie selbst in der Falle sitzen, diesmal ohne die Chance, zwischen Felsen oder in Höhlen zu entwi schen… Hugh fuhr fort: »Ich habe einen Boten nach Truro geschickt. Die Dragoner müßten jetzt zurück sein, und ihr Oberst ist ein alter Freund von Vater. Dies hier wird ihm genausoviel Spaß machen wie eine Sauhatz!«
In dem plötzlich eintretenden Schweigen wurde es Bolitho bewußt, daß er an den toten Trillo dachte. Hier waren sie, munter und geschäftig, während man ihn schon begraben und vergessen hatte.
Dancer sprach in die Stille hinein: »Es müßte klappen, Sir. Viel hängt natürlich von der Wachsamkeit unserer Leute ab, die auf einen Überfall gefaßt sein müssen.«
»Genau. Und von einem guten Teil Glück. Aber wir verlieren nichts, wenn wir es versuchen. Sollte alles schiefgehen, dann werden wir ein solches Wespennest aufstochern, daß bestimmt irgend jemand Verrat übt, und sei es auch nur, um uns loszuwerden.«
Ein Boot knirschte längsseits, Minuten später trat Pyke ein.
Er nahm mit anerkennendem Kopfnicken ein Glas Brandy entgegen und sagte: »Die Prise ist in den Händen des Zollvorstehers, Sir. Alles geregelt.« Er blickte Bolitho an und fügte hinzu: »Dieser Informant Portlock ist übrigens tot, Sir. Irgend jemand hat zu viel geredet.«
Hugh fragte: »Noch jemand ein Glas Brandy?«
Bolitho blickte ihn wütend an. Hugh wußte es bereits, mußte von Anfang an gewußt haben, daß man den Mann umbringen würde.
»Was wurde aus dem Mädchen?«
Pyke betrachtete ihn noch immer. »Die ist weg. Gut, daß wir sie los sind. Wie ich schon sagte: Abschaum zeugt Abschaum.« Wespennest, hatte sein Bruder gesagt. Es schien sich jetzt schon zu rühren.
Über ihren Köpfen glaste es, und Hugh kündigte an: »Ich fahre an Land und esse zu Hause, Richard.«
Er blickte Dancer an. »Haben Sie Lust, mitzukommen? Ich denke, mein Bruder bleibt am besten an Bord, bis er seinen Verband los ist. Mutter bekommt sonst Zustände, wenn sie unseren Helden sieht.«
Dancer warf einen Blick auf Bolitho. »Nein danke, Sir, ich bleibe hier.«
»Gut. Paßt auf, daß die Wachen stark genug sind. Heute nacht wird’s allerhand Gerede geben in den Kneipen von Falmouth, davon bin ich überzeugt.«
Als er nach oben ging und die beiden Fähnriche allein ließ, sagte Bolitho: »Du hättest ruhig mitfahren sollen, Martyn. Nancy hätte sich gefreut.«
Dancer lächelte wehmütig. »Wir kamen zusammen, und so soll es auch bleiben. Nach der gestrigen Nacht denke ich außerdem, du brauchst eine Leibwache, Dick!«
Gloag kehrte von der Verabschiedung seines Kommandanten zurück und ergriff sein Glas wieder. In seiner Faust wirkte es wie ein Fingerhut.
»Gern wüßte ich ja«, er blickte sie grimmig an, »was
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