Strandwoelfe
geschieht, wenn sie herausbekommen, was wir planen? Wenn sie schon jetzt Augen und Ohren zwischen uns haben?«
Bolitho starrte ihn an, aber Dancer antwortete zuerst.
»Dann, Mr. Gloag, fürchte ich, wird der Verlust von Regierungswaffen und Munition mehr Erklärungen benötigen, als wir geben können.«
Gloag nickte ernst. »Das ist auch meine Ansicht.« Er nahm einen Schluck und leckte sich die Lippen. »Könnte sehr unangenehm werden.«
Bolitho überlegte, was der Admiral in Plymouth und sein eigener Kommandant auf der Gorgo n wohl dazu sagen würden.
Die Karrieren von James Bolithos beiden Söhnen konnten dann ein sehr rasches Ende finden.
Klare r Auftrag
Bolitho wanderte auf der hohen Mole auf und ab und beobachtete den Betrieb im Hafen von Penzance. Abgesehen von der bitteren Kälte hätte es Frühling sein können, überlegte er. Die Fischerboote und kleinen Küstenfahrzeuge, die Dächer und Kirchturmspitzen der Stadt jenseits des Hafens schienen ihm alle unnatürlich bunt zu leuchten.
Er sah hinab zur Avenger , die an der Mole lag. Aus diesem Blickwinkel wirkte sie noch weniger wie ein Kriegsschiff. Ihr breites Deck war voll unordentlichem Tauwerk und geschäftigen Seeleuten. Hier und da sah er jedoch auch eine bewegungslose Gestalt, die trotz der scheinbar aufgelockerten Atmosphäre wachsam nach herumlungernden Verdächtigen Ausschau hielt. Selbst ihr Auslaufen war sorgfältig geplant worden. Die Ladung geliehener Waffen und Munition war bei völliger Dunkelheit an Bord gehievt worden, während Pyke mit mehr als zwanzig Mann Anlegebrücke und Straße bewachte, um sicherzustellen, daß niemand etwas von ihrer Tätigkeit merkte.
Dann war die Avenge r ausgelaufen und unter Vermeidung des örtlichen Schiffsverkehrs in die offene See gesegelt, bevor sie bei Helligkeit Penzance angesteuert hatte.
Hugh war jetzt an Land und hatte wie üblich nichts über sein Ziel noch sonst welche Erklärungen verlauten lassen.
Bolitho beobachtete die vorbeikommenden Männer und Frauen, Seeleute und Fischer, Händler und Müßiggänger. Hatte das Gerücht schon die Runde gemacht? Plante jemand bereits den Hinterhalt für Hughs fingierten Waffentransport?
Dancer kam vom Kutter heraufgeklettert und stellte sich händereibend neben ihn. Die Kälte war empfindlich.
»Alles scheint friedlich, Martyn«, sagte Bolitho.
Sein Freund nickte fröhlich. »Dein Bruder hat an alles gedacht.
Der Zollmeister war hier und hat mir gesagt, daß Lastwagen geschickt würden, um unser kostbares Gut zu übernehmen.« Sein Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Ich wußte bisher nicht, daß die Marine sich überhaupt auf derartige Spielchen einläßt.«
Ein Seemann rief: »Kommandant kommt, Sir!«
Bolitho winkte dem Mann dankend zu. Er hatte die freundliche Art und Weise, wie Vor- und Achterschiff miteinander umgingen, schätzengelernt; dabei hätte man erwarten sollen, daß auf einem so überfüllten Schiff die Trennung besonders scharf sein würde.
Hugh Bolitho, den Degen umgeschnallt und sehr selbstsicher wirkend, stieg rasch die Gangway hinunter an Deck, in respektvollem Abstand gefolgt von den Fähnrichen.
Er grüßte zum Achterschiff hin und zur lebhaft wehenden Flagge und sagte dann: »Die Lastwagen werden gleich eintreffen. Es hat alles gut geklappt, die ganze Stadt summt von Gerüchten über unseren Beutezug an guten Musketen, Pulver und Munition.«
Er ließ den Blick rasch über die Bündel von Musketen schweifen, die bereits unter des Stückmeisters wachsamen Augen vom Laderaum an Land gehievt wurden. Dann sog er prüfend die Luft ein und bemerkte: »Guter Tag für unser Vorhaben. Sie werden alles beobachten, vielleicht gerade in diesem Augenblick. Bestimmt versuchen sie, festzustellen, ob die Ladung wirklich an Land und in sichere Hände überwechselt, oder ob es sich nur um eine Finte handelt.«
Gloag, der zugehört hatte, sagte bewundernd: »Sie haben einen hellen Kopf, Sir, darüber besteht kein Zweifel. Ich sehe Sie schon auf Ihrem eigenen Flaggschiff, und das in nicht allzu weiter Ferne!«
»Vielleicht.« Hugh strebte dem Niedergang zu. »Die Wagen werden vom Augenblick ihrer Ankunft bis zur Beendigung des Beladens unter Bewachung sein, und eine Abteilung Zöllner wird sie zusätzlich begleiten.« Sein Blick blieb auf Dancer haften.
»Sie übernehmen das Kommando. Der oberste Zollbeamte weiß, was er zu tun hat, aber ich möchte, daß ein Marineoffizier den Trupp kommandiert.«
Bolitho sagte rasch: »Ich
Weitere Kostenlose Bücher