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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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mit der typischen Kautabakbeule aus. »Es war … es war entsetzlich.«
    »Logisch. Ist nie schön, von einem Blutsauger gebissen zu werden, egal, in welcher Liga er spielt.« Peter sprang wieder von dem Stamm. Die anderen rückten näher zusammen, als der Nebel sich merklich lichtete. Für eine Horde Teenager, die durch den Wald wanderte, waren sie erstaunlich ruhig. Kein Blatt regte sich, kein Zweig knackte, außer, ich stolperte, und Graves riss mich nicht rechtzeitig wieder nach oben. »Aber ernsthaft: Wie viele Schlucke hat er genommen?«
    Oh Gott! »D-drei, glaube ich.« Das merkwürdige wacklige Gefühl unter meinem Herzen war besser als die Leere. Ich war wirklich froh, irgendetwas anderes zu spüren als diese seelenfeindliche Taubheit.
    »Das ist gut, oder?« Dibs blickte unsicher auf. »Mehr als das, und du kannst ihm eventuell verbunden sein und die Blut…«
    »Schhh!« Peter blieb stehen, und alle erstarrten. Graves kam automatisch einen Schritt dichter zu mir, ehe er wie alle anderen horchte. Werwölfe wirkten nie besonders hundeartig, außer, sie waren verwandelt. Aber sie zu sehen, wie sie ausnahmslos die Köpfe seitlich neigten, erinnerte mich doch sehr an den RCA-Hund auf Grans alten Schallplatten. Ein Lachen blubberte in mir. Ich lauschte genauso wie sie, nur hörte ich vor allem meinen Puls, bis ein weiterer Hubschrauber die unheimliche Stille zerriss.
    Ein hässlicher Gedanke schlich mir auf Samtpfoten in den Kopf.
    Ein Blutsauger, egal aus welcher Liga, ja? Ich wusste nicht, dass Djamphire Blut trinken. Ich schätze, darum geht es bei dem Hunger. Falls ich Blut trank, könnte ich dann auch … irgendetwas tun? Zum Beispiel das, was Christophe gemacht hat? Oder was wir denken, das er gemacht hat, weil dieser Nebel nicht annähernd normal ist?
    Sergej hatte das Wetter verändert. Er hatte es tagsüber nachtschwarz werden lassen und einen gigantischen Schneesturm heraufbeschworen. Und Christophe war sein Sohn.
    Mir war gar nicht gut. Es war eine Sache, wenn einem etwas im Innern an den Wurzeln herausgerissen wurde. Eine ganz andere war die Vorstellung, man könnte das selbst mit jemandem tun. Ich meine, das machte mich doch zu einem dieser Dinger aus der Echtwelt.
    Ich wurde zu einer der Kreaturen, derentwegen mein Dad seine Gewehre geladen hatte und jagen gegangen war.
    Oh Gott! Es schüttelte mich. Graves drückte meine kalten, schlaffen, schwitzenden Finger. Das Wummern der Rotorblätter hörte sich nicht so an wie das der anderen Hubschrauber, die heute Morgen über uns hinweggeflogen waren. Inwiefern es anders klang, konnte ich nicht sagen, aber …
    Ich roch Schmutz, eine Spur von warmem Parfum und den farblosen Qualm von nahender Gefahr. Ein Kribbeln regte sich auf meiner Brust, als würde das Medaillon wieder vibrieren. »Sie suchen nach uns«, flüsterte ich, noch ehe mir bewusst war, was ich sagen würde. »Und sie sind keine Freunde.«
    Graves blickte zu mir herab und öffnete den Mund. Sicher wollte er fragen, woher ich das wusste. Dibs ging in die Hocke. Im nächsten Moment kauerten alle unten außer Graves und mir. Wir standen, und wären meine Knie nicht so fest zusammengedrückt gewesen, weil sie mich partout aufrecht halten wollten, wäre ich wohl einfach zusammengeklappt. Etwas huschte mir durch den Kopf, zerbrochenes Glas und Zigarettenasche, die an zarten Stellen schabten, von denen ich nicht einmal gewusst hatte, dass sie wund waren. Ich zuckte zusammen und rammte meine Schulter gegen Graves. Er rührte sich nicht, blieb felsenfest stehen, seinen Kopf nach oben gereckt. Der Nebel löste sich in Dampfwirbeln auf, und plötzlich roch ich eine feine Note von Äpfeln und Zimt, gemischt mit modriger Erde. Der Geruch kam in Wellen, einmal stärker, einmal schwächer, und versuchte, eine Decke über uns zu ziehen.
    »Hält der Blutnebel?«, raunte Dibs. Er blickte zu mir auf, als hätte ich es wissen müssen. Es schnürte mir die Kehle zu. Ich hatte keinen Schimmer, was ich ihm antworten sollte, zumal gleichzeitig mein sechster Sinn zu beben begann.
    Das Wummern kam näher, jedenfalls glaubte ich das, denn durch den dichten Nebel konnte ich es nicht genau beurteilen. Zumindest kreiste der Hubschrauber über uns. Das fühlte ich so deutlich wie einen entzündeten Zahn.
    Vor allem aber war ich froh, dass ich meinen Sinn wiederhatte. Dabei hätte ich nie gedacht, dass ich mich einmal über diese Empfindlichkeit im Gaumen freuen würde. Diese Eigenheiten, die dafür sorgten, dass ich

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