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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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Siedlung«, flötete Andy. »Die Familie glaubt noch an die alten Sitten. Dort leben meine Tanten, die Onkel, Großeltern, meine Cousins …«
    Super, noch mehr Leute, die sterben können! »Es ist besser, wenn ich einfach allein losziehe. Ich kann es in die nächste Stadt schaffen, Essen und einen Wagen besorgen und …«
    Graves stöhnte genervt. »Du willst ein Auto klauen? Das läuft nicht, Dru. Guck dich doch an! Du kannst ja nicht mal aufrecht stehen!«
    Er hatte recht, denn ich musste mich am Baum festhalten. »Ich kann dich immer noch plattmachen.« Was natürlich gelogen war, wie wir beide wussten. Graves schüttelte sein Haar nach hinten und grinste mich spöttisch an. In ein paar Jahren würde dieses Grinsen reihenweise Frauen umwerfen.
    Wem machte ich etwas vor? Es war jetzt schon umwerfend. Nur warum hatte ich es vorher nie gesehen? Oder hatte es sich in ihm versteckt und nur auf die passende Gelegenheit gewartet?
    »Jederzeit, wenn du dich Manns genug fühlst, Süße.« Wieder schüttelte er sich, stemmte sich vom Baum ab, und ich fragte mich, wo der verängstigte Junge geblieben war. Der, der sich auf der kalten Treppe an mich geklammert hatte, als etwas Furchtbares an meine Vordertür klopfte – etwas Altes, Fauliges, das nach rostigem Blut roch. »Na gut, Andy, du führst uns. Tony, Beau, ihr zwei tragt Shanks. Braucht er noch eine Spritze, Dibs?«
    »Geht nicht«, antwortete der blonde Junge kopfschüttelnd. »Wenn ich ihm mehr gebe, wird er zu müde, um zu atmen oder sich zu erholen.«
    Der Nebel kam näher, als wollte er uns belauschen. Das Sonnenlicht spiegelte sich befremdlich auf den Schwaden, in deren Tiefen sich Umrisse bewegten. Die Wölfe setzten sich in Bewegung. Graves ging um den Baum herum und sah mich an. Er wirkte größer, aber das konnte auch daran liegen, dass ich so verflucht müde war, auch wenn ich wach war und fast aufrecht stand. Inzwischen war es heller, und das Wummern der Rotorblätter verebbte in der Ferne. Ich wusste nicht einmal, in welche Richtung wir gingen … oder wo wir waren.
    Zwei der Wölfe hievten Shanks hoch. Er war in einer üblen Verfassung. Graves trat näher zu mir, nahm meinen linken Arm und hängte ihn sich über die Schulter. »Ich lasse keinen zurück«, sagte er leise und streng. »Keinen!«
    »Entschuldige!«, erwiderte ich und bemühte mich, ebenfalls leise und fest zu klingen. »Hätte ich nicht …«
    »Schhh!« Er machte ein paar Probeschritte. Sobald ich den Baum losließ, schwankte der Boden unter mir. »Kommt jetzt!«
    »Aye-aye, Captain!«, gab jemand zurück, und zu meiner eigenen Verblüffung musste ich kichern. Es klang dünn und einsam, doch als Graves mich ansah, bog sich sein einer Mundwinkel ein winziges bisschen nach oben.
    Prompt fühlten sich die leeren Stellen in mir nicht mehr ganz so groß an.
    Ich muss etwas von dir leihen … Du bekommst es zurück, versprochen!
    Ich fragte nicht, wo Christophe steckte, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt war, mich aufrecht zu halten. Und wenn ich die Wahrheit hätte sagen sollen, wollte ich es auch gar nicht wissen. Nicht solange mein Handgelenk heiß und wund pulsierte. Nicht solange die Welt wie ein Papierausschnitt wirkte und der Raum in meinem Kopf, in dem der sechste Sinn sitzen sollte, entsetzlich leer war. Nicht solange ich Angst hatte, hungrig war und nach Rauch stank.
    Es war besser, mich auf Graves zu stützen und einen Rest des Shampoos zu riechen, das er benutzt hatte, bevor alles drunter und drüber ging. Ein Hauch war noch da, unter dem Geruch von Wald, Rauch und gesundem Jungen, der eine Dusche brauchte.
    Wir bewegten uns in den komischen Nebel hinein, dicht zusammen, und verschwanden wie Geister.

Kapitel 23
    D er Wald wirkte wie ein tropfendes, trügerisches Wunderland. Es wurde etwas wärmer, und die Äste schwitzten bei der hohen Luftfeuchtigkeit dicke Tropfen aus. Es war seltsam, aber wenigstens bedeutete das, dass die Helikopter über uns nicht mehr als eine Lärmbelästigung für uns darstellten. Sie kamen schrecklich nah und kreisten eine Weile, flogen aber wieder weg, als wir bewaldete Hänge hinunterwanderten, über kleine Bäche, in denen schwarzes Wasser unter dünnem Eis strömte, und über angetauten Matsch glitschten.
    »Zum Glück regnet es nicht«, äußerte jemand.
    »Djamphir«, schnaubte ein anderer.
    Wie stellte Christophe das an?
    An Graves hängend, bemerkte ich nach und nach, dass der Nebel uns beobachtete – oder wer immer hinter dem Nebel

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