Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)
die mich durch die letzten Flecken blauen Himmels erreichte – zusammen mit Graves’ Stimme, die irgendetwas sagte.
Ein reißendes Krachen hieb in das alles beherrschende Grau, dann geriet alles durcheinander. Meine Arme und Beine schlackerten herum wie bei einer Stoffpuppe. Mein Magen schmerzte, weil irgendjemand seine Schulter hineinstemmte, und die Welt hüpfte auf und ab.
»Krawumm«, flüsterte ich noch einmal, bevor das Grau mich vollständig verschlang.
Das hätte ich wohl nicht machen sollen, dachte ich benommen. Danach dachte ich gar nichts mehr.
Kapitel 24
B is ich wieder mehr mitbekam als Brocken und Fetzen, war mir außerdem bewusst, dass ich mich beschissen fühlte. Alles tat mir weh, am schlimmsten mein Kopf. Ich stöhnte ein bisschen, worauf sich alles verschob. Das Regenprasseln auf einem Dach füllte zunächst alles aus, und ein Donnerkrachen ließ mich zusammenfahren. Für einen komischen, schwindelerregenden Moment glaubte ich, mich wieder in dem blauen Zimmer zu befinden, bei Tag, während der Regen gegen die Fenster klatschte und die Schola schlief.
Dann berührte eine kalte Hand meine Stirn. »Schhh, Milna! Alles ist gut.«
Von meinem linken Handgelenk schoss eine kleine Flamme in meine Adern, und ich öffnete die Augen. Im ersten Moment konnte ich gar nichts sehen und dachte, ich wäre blind, aber dann vernahm ich ein Klicken. Ein Nachtlicht nahe einem Türumriss ging an, brannte so grell in den Augen, dass mir die Tränen kamen. Ich wand mich.
Das Licht wurde gelöscht, doch zugleich wurde mein Handgelenk wieder heiß, als würden zwei glühende Nadeln hineingetrieben. Noch ein Donner krachte über mir.
»Dein Kopf wird noch ein bisschen empfindlich sein. Ruh dich einfach aus.« Sanfte Worte, als wäre ich wirklich krank, und derjenige versuchte, mich nicht aufzuregen.
Mein Mund war ausgetrocknet. Irgendwo musste ich den Beef-Jerky verloren haben. Als ich meine Arme und Beine anspannte, konnte ich das Bett unter mir spüren, und Schmerz floss wie ein Bach über meine Haut. »Die anderen?«
»Wohlbehalten und in Sicherheit. Sogar dein Loup-garou. « In der Dunkelheit funkelten blaue Augen. Christophes Iris glühte schwach.
»Gut …« Erleichterung rang mit Schmerz und zog sich zurück. Ich atmete aus. Wieder berührte seine Hand meine Stirn, glitten seine Fingerspitzen über den Schädel unter der Haut. Dann erinnerte ich mich, was er getan hatte, und spannte mich noch mehr an.
Er lachte. Es war ein kurzes, nicht amüsiertes Lachen, ganz ähnlich dem Bellen von Graves. »War schlimmer, als du gedacht hättest, was? Tut mir leid, ich weiß, dass es unschön war. Aber ich lieh nur, ich nahm nicht. Denk daran!«
Ja, das werde ich so schnell wohl nicht vergessen, Christophe. Ich seufzte und wandte meinen Kopf von seiner Hand ab. Er lehnte sich ein wenig zurück, wie ich an dem Knarzen des Stuhls erkennen konnte. Ein Stuhl neben meinem Bett, den ich fühlte, ohne ihn zu sehen. Wie, kann ich nicht erklären. Mein Hals war wund. Wenigstens stellte das Medaillon nichts Komisches an. Gott sei Dank!
Und mein sechster Sinn funktionierte, denn ich spürte wieder mich selbst: zusammengeprügelt und auseinandergerissen, aber immer noch ich. »Wo?«
Wie in Wo bin ich? Ja, was für ein bescheuertes Klischee, aber das war eine vernünftige Frage.
Er schien sie jedenfalls zu verstehen. »Einer der Wölfe – Andrew – hat Verwandte hier. Du bist im sichersten Teil der Anlage. Jetzt ist Nacht. Bis zum Morgen solltest du dich hinreichend erholt haben, um reisen zu können. Vor allem, wenn ich dabei bin.«
Ah, gut! Aber mir ist nach lange schlafen. »Reisen?«
»Dein Loup-garou konnte uns davon überzeugen, uns in die Sicherheit der Stadt zu begeben. Nach heute Nacht, wenn die Aura-Finsternis verblasst, kann ich die Sonne aushalten.« Er seufzte sehr tief, und mit dem Schwinden seines Augenglanzes sackte auch seine Gestalt zusammen. »Ich dachte, wenigstens Dylan hätte versucht, dir ein wenig zu erklären.«
Ich würde schätzen, der hatte anderes im Kopf, Christophe. Und ich glaube, der Geschichtslehrer hat es versucht. »Versucht. Er hat es versucht. Weißt du …« Es gab so vieles, was ich ihm erzählen musste.
»Schlaf!« Er bewegte sich wieder, und ich hörte Stoff rascheln und das Stuhlknarzen. Apfel-Zimt-Geruch wehte mir übers Gesicht. »Das ist jetzt das Beste für dich.«
Es klang gut, aber ich wollte etwas anderes. »Graves.« Ich schluckte, dass es in meinem Hals
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