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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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Hufschläge über einen einsamen Weg donnerten und die Wilde Jagd nach einem Opfer suchte. Gran hatte mir beigebracht, mich nie, niemals mit Feen einzulassen.
    Mit diesen Gedanken jagte ich mir selbst Angst ein, aber es fühlte sich gut an, überhaupt etwas zu tun; zu planen, statt mich herumschubsen zu lassen und alles mitzumachen, was andere wollten. Diese Vorbereitung beherrschte ich im Schlaf.
    Dads Brieftasche kam in das Geheimfach unter der Lasche. Ich faltete die Mitschrift noch einmal und steckte sie in Dads kleines schwarzes Buch. Dann nahm ich die Neunmillimeter und prüfte erneut das Magazin. Reine Gewohnheit. Ich zog den Kopfkissenbezug ab und wickelte die Waffe darin ein, so dass nichts gegen den Auslöser drücken konnte. Dann packte ich das Bündel in die Tasche. Ich wünschte, ich besäße ein Halfter!
    Aber das Wünschen brachte mir keins.
    Komm schon, Dru, denk nach! Denk gründlich nach und vor allem schnell! Wie würde Dad es ausdrücken? Denk logisch!
    Meine Logikabteilung im Gehirn funktionierte dieser Tage nicht besonders gut. Aber ich bemühte mich nach Kräften.
    Anna wollte mir einreden, dass Christophe meine Mutter verraten hatte. Was gar keinen Sinn ergab, weil er mich rettete. Außerdem hielt Anna mich für blöd, denn wie sonst kam sie auf die Idee, es reichte, mir zwei Fotos von dem Haus zu zeigen, in dem wir früher gewohnt hatten, und schon misstraute ich Christophe?
    Oder aber …
    In meinem Kopf setzten wahre Explosionen ein, als sich endlich einzelne Dinge verknüpften. Oh, Mist!
    Meine Hände zitterten so heftig, dass meine Finger, als ich eine Hand hochnahm, richtig wackelten. Ich griff nach dem Medaillon und rieb es fest mit dem Daumen, als hätte ich die Angst wegpolieren können.
    Mir zwei Bilder zu zeigen, war vollkommen unsinnig – außer, sie wollte herausfinden, an wie viel von dem Haus ich mich noch erinnerte. Anna hatte mich sehr aufmerksam beobachtet, ohne mich direkt anzusehen. Und wieso zur Hölle reiste sie selbst den Weg hier herauf, wo es doch so gefährlich für eine Svetocha war? Leibwächter und Lehrer, und hier hockte ich eingeschlossen in einem Zimmer, während sie entschieden, was sie mit mir machen wollten.
    Entschied Anna? Oder war es an Sergej, eine Entscheidung zu fällen? War es überhaupt von Bedeutung?
    Tja, Dru, dafür gibt es nur zwei Wörter: Scheiß drauf! Ja, die trafen es ziemlich gut.
    Aber was war mit Ash? Und was mit Christophe, der mich gebeten hatte, auf ihn zu warten? Konnte ich mich darauf verlassen, dass er mich holen kam?
    Ist doch egal! Du kannst keinem von ihnen helfen, wenn du tot bist. Blondie hat gerade Wache, aber sowie es dunkel wird, muss er seine erste Stunde geben, und dann ist er weg. Das ist deine Chance.
    Meine Chance, was zu tun? Was konnte ich denn schon machen? Ich wollte ganz bestimmt nicht nachts auf dem Dach herumkraxeln.
    Wenigstens wusste ich, dass Christophe am Leben war. Womöglich war ich die einzige Person, die es sicher wusste – und dennoch konnte ihm in den nächsten paar Tagen alles Mögliche zustoßen.
    Nicht zu vergessen, dass Christophe mich eventuell als Köder benutzte. Jede Faser in mir sträubte sich gegen diesen Gedanken, denn wann immer ich an ihn dachte, fühlte ich seine Wärme und glaubte, Apfelkuchen zu riechen. Vielleicht sollte ich einfach warten, bis …
    Dru, du wartest, dass andere dich retten, was nicht passieren wird. Ich atmete zittrig aus. Es geht ganz allein um dich.
    Und Graves?
    Mist! Er ist die einzige Schwachstelle in meinem Plan. Aber wenn ich nicht mehr in seiner Nähe war, drohte ihm dann eigentlich Gefahr? Er war glücklich hier, obwohl es sich um eine Schule für Schwererziehbare handelte. Graves gefiel es prima, mit seinen haarigen Freunden herumzuhängen.
    Seine haarigen Freunde, die mir so gern vorwarfen, dass ich geboren worden war. Gott!
    Ein Schattenstreifen bewegte sich das Fenster hinauf, als die Sonne unterging und das Licht diese honiggoldene Tönung annahm, die sich so gut auf Bildern machte. Ich hatte mich nie sonderlich fürs Fotographieren interessiert, aber ich erinnerte mich, dieses Licht gemalt zu haben, während Gran ihre Wolle spann oder das Abendessen bereitete, wobei sie mal merkwürdig atonal sang, mal der Hühnerbrühe oder dem Gemüse Verwünschungen zuraunte. Ich vermisste beides: ihr Singen und das stete sirrende Klopfen des alten Spinnrads. Wahrscheinlich stand es noch unter dem Laken in der Ecke am Kamin, wo sie es immer abgestellt hatte. Das

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