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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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Graves nicht sehen, und für einen Augenblick schwankte ich wie betrunken. Eine weitere Explosion zerriss die Luft, und der Wind drehte. Dichter Rauch waberte über die Freifläche, fädelte sich zwischen unbewegten wie bewegten Formen hindurch.
    Die Wölfe fielen zurück, machten Platz, und die Djamphire in der Verteidigungslinie stellten sich dichter zusammen. Es war verwirrend, weil alles so rasend schnell ging, und ich zögerte, denn ich war nicht sicher, was ich tun sollte.
    Dad hatte nie erklärt, wie man sich in eine tobende Schlacht stürzte.
    Ich stand immer noch wie ein Idiot da und glotzte auf das Chaos, als ein unwirkliches Heulen hinter mir die Nacht zerriss. Ein Lufthauch streifte meinen Nacken unter dem Zopf, und ich warf mich in der Drehung zur Seite und nach unten. Die Welt wurde langsamer, und diesmal fühlte ich tatsächlich den Muskel in meinem Kopf, der sich anspannte und alles in Acrylharz goss. Es tat ein bisschen weh, als hätte ich mir einen Muskel gezerrt, den ich dennoch weiterbelastete.
    Der Wolf hing über mir, und der weiße Streifen seitlich an seinem Kopf reflektierte das Feuer. Die gesamte Luft entwich aus meiner Lunge. Ich rollte mich herum, wobei Kies hinten an meinem Pullover kratzte. Der Flammenschein zuckte merkwürdig hin und her, brach das Bild der fliegenden Gestalt, bevor Ash scharrend landete. Im selben Moment begriff ich, dass er es gar nicht auf mich abgesehen hatte.
    Oh, Mist! Ich sprang wieder auf und griff gleichzeitig mit der rechten Hand nach meiner Tasche, wo ich mich hektisch an der Lasche zu schaffen machte. Höchste Zeit, meine Waffe hervorzuholen, denn alle, die vor der Schule kämpften, hatten uns gesehen.
    Ash hockte knurrend vor mir. Dünne Speichelfäden tropften von seinen Lefzen, als er zweimal zuschnappte, dass seine weißen Zähne klackten. Ich stieß einen erstickten Laut aus, und meine Füße drohten sich zu verheddern, als ich viel zu schnell zurückweichen wollte.
    Er schnappte wieder, und das irre Glimmen in seinen Augen kam einem überirdisches Lodern gleich. Abermals erbebte die Schule unter einer Explosion, und die Wand nahe mir sackte in sich zusammen. Der Krach war extrem. Ash schoss ein paar Schritte nach vorn.
    Wieder schrie ich halb auf, wich zurück, erkannte aber, dass er mich nicht angriff. Er schnappte nur, wie Schäferhunde es taten.
    Ja, er hütete mich. Und als ich aufblickte, konnte ich mir auch denken, warum.
    Denn alle Vampire, die versucht hatten, durch die Vordertür in die Schule zu gelangen, sahen jetzt zu mir. Die Flammen versetzten sämtliche Umrisse in einen seltsamen Stillstand: die der springenden Werwölfe in der Luft, der Djamphire auf den Stufen – ich sah Kruger, der mit heruntergefallener Kinnlade dastand. Alle starrten mich mit unterschiedlichen Abstufungen von Entsetzen an.
    »Svetossssha!« Der Ruf stieg in den Nachtwind auf, und ihre Gesichter verschwammen zu Karikaturen aus Hass und scharfen Zähnen. »Svetosssha!«
    Ach du Sch…
    Die Nosferatu stoben auseinander und zugleich geschlossen auf mich zu. Ash machte einen Satz, der verzweifelt anmutete, und der weiße Streifen an seiner Seite malte tatsächlich einen Schweif in die Luft, wie eine Wunderkerze, die man im Dunkeln herumwirbelte. Immerhin weckte mich das aus meiner Schockstarre, und ich machte so rasch kehrt, dass mein Zopf in hohem Bogen aufflog, während ich schon auf die Ecke der brennenden Schule zurannte.
    Ich würde es nicht schaffen, das war mir klar. Ebenso wie inzwischen ziemlich klar war, warum sie die Schule angriffen. Und wieder einmal rannte ich um mein Leben.
    Unmittelbar bevor ich die Ecke erreichte, hörte ich Schreie hinter mir – die kalten, gläsernen der Werwölfe, das schrille, durchdringende Geheul der Djamphire und das gruselig tödliche Kreischen der Vampire, das sich einem wie Kristallsplitter ins Gehirn bohrte. Gemeinsam bildeten die Töne einen grotesken Dreiklang. Sollte man den aufnehmen, konnte man jemandem einen Herzstillstand verpassen, indem man ihn einfach nur laut genug abspielte. Das Medaillon hüpfte an meinem Brustkorb, eingefangen in den Falten meiner Kleidung und so kalt, dass es stach.
    Meine Zähne schmerzten derart, dass ich geschrien hätte, hätte mir nicht die Puste dazu gefehlt. Aber mir mangelte es sowieso an Zeit, denn hinter mir vibrierte die Erde unter Schritten, also tat ich das Einzige, was ich tun konnte.
    Es war keine glorreiche Idee, doch leider hatte ich keine bessere.
    Ich rannte seitlich an

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