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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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gewesen, in dem beschrieben wurde, wie die untergeordneten Tiere nachgeben, damit der dominantere Wolf seine Stellung behält und der weniger dominante nicht getötet wird. Es hatte reichlich Geschnappe und Geknurre gegeben, aber jeden umzubringen, der vielleicht ein bisschen höher aufsteigen wollte, richtete sich gegen die evolutionäre Logik.
    Ich blinzelte. Ich hatte jede Menge krustiges Zeug in den Augen. Und Graves sah wirklich aus wie das einzige echte 3-D-Wesen auf der Lichtung. Sogar mit seiner Zottelmähne und dem angesengten Mantel wirkte er …
    Ich konnte nicht beschreiben, wie er aussah. Fest. Tröstlich. Als wäre er der eine Teil der Welt, der das ganze verdammte Ding zusammenhielt. Ich stieß einen kleinen Seufzer aus und bemühte mich, nicht den Rauchgestank zu schmecken, der überall um mich herum aufstieg, oder die faulige Gefahr, die in der Luft hing. Das war noch so etwas, was mich stutzig machte: Alles roch ausgewaschen, fad, nicht so echt, wie es sollte.
    Aber an meiner Brust war ein warmer Flecken, und der beruhigte mich.
    »Also«, vernahm ich Graves schließlich, »will mir sonst noch jemand auf den Senkel gehen? Glaubt noch jemand, das hier ist eine bescheuerte Demokratie? «
    Ich schluckte, dass es in meinem Hals klackte, doch niemand achtete darauf. Graves hatte sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet, drehte sich einmal langsam im Kreis und sah jeden Einzelnen an.
    »Wir sind ein Rudel «, erklärte er, nachdem er den Kreis vollendet hatte und wieder auf den Jungen vor sich hinabblickte. Für jeden anderen mochte es komisch anmuten, aber hier im Wald, inmitten des Nebels, nahm sich das Bild völlig normal aus.
    Nun, nicht ganz normal, aber natürlich. Er schien hierher zu gehören, schlammbespritzt und angesengt, wie er war, mit seinen lodernden Augen und dem Mantel, der sich über seinen Schultern spannte, weil sie breiter geworden waren. Der Loup-garou war es, der in ihm brannte und den Goth-Außenseiter verdrängt hatte, der sich in jeder durchschnittlichen Schule stets am Rand hielt.
    Seine Hände waren zu Fäusten geballt. »Wir lassen niemanden zurück. Wir alle sind irgendwie schon zurückgelassen worden, deshalb sollten wir das erst recht nicht mit anderen machen. Hat irgendjemand ein Problem damit?«
    Sekunden vergingen, in denen die Spannung spürbar nachließ, aber Graves neigte seinen Kopf. Einige wenige Jungen setzten sich auf, und der Schwarzhaarige merkte fragend auf.
    »Hörst du das?«, flüsterte Dibs. Entweder war seine Haut glutheiß oder meine eiskalt, das konnte ich nicht beurteilen. »Hubschrauber – schon wieder.«
    »Was, wenn das der Orden ist?«, fragte jemand. »Ich meine, wenn sie uns holen wollen?«
    »Dann sind die beschissen spät«, murmelte der Schwarzhaarige. Peter, wisperte mein müdes Hirn endlich, so heißt er.
    Graves rieb sich das Kinn. »Wir gehen so weit wie möglich unter dem Nebel. Aber wir dürfen nicht blind darauf vertrauen, dass das da oben die richtigen Leute sind, die nach uns suchen.«
    »Sind wir jetzt auf uns gestellt? Kein Orden mehr?«, piepste Dibs. Er war schmutzig und zerzaust wie wir alle, und sein rundes blasses Gesicht wirkte zerknautscht vor Sorge. Allerdings sah er im Gegensatz zu früher in der Cafeteria nicht mehr ganz so verängstigt aus.
    »Wissen wir noch nicht«, seufzte Graves. »Wir gehen weiter, solange wir Deckung haben, dann verstecken wir uns bis Sonnenuntergang. Danach kommt Christophe wieder.«
    »Und die Nosferatu auch.« Dieser Junge, schlaksig und mit braunem Haar, lag auf dem Rücken und hatte einen Arm über sein Gesicht gelegt. Er trug ein Flanellhemd, das schon bessere Tage gesehen hatte, und einen ziemlich unordentlichen Kopfverband, durch den an der linken Schläfe Blut gesickert war. »Ich habe eine Idee.«
    »Und?«, fragte Graves sofort.
    »Ich habe Verwandte hier in der Nähe, keine besonders nahen, aber meine Tanten haben in die Sippe eingeheiratet. Vielleicht können wir bei ihnen unterkommen. Es ist nur ein kurzer Weg von dem letzten Ort aus, an dem wir vorbeigekommen sind. Wir sind alle fertig, das Mädchen riecht ganz schön fies, und wir müssen Kraft tanken, damit wir heute Abend fitter sind – oder, noch besser, morgen, wenn die Sonne aufgeht.«
    Graves vollführte eine halbe Drehung und sah direkt zu mir. Ich erwiderte seinen Blick, so gut ich konnte, während ich mich weiter an Dibs festhielt und an dem Baumstamm lehnte.
    Mir wurde klar, dass er meinen Rat wollte. In seiner

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