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Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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aufzustehen. Er legte ihr den Arm um die Schulter, sie hielt die Fackel, und zusammen humpelten sie zum Ausgang, durch den Flower die Höhle betreten hatte. Jebidiah sah, dass die Große Mutter großflächig über die Höhlenwände verteilt war. In der Nähe des Ausgangs stieß sein Fuß gegen die Überreste ihres Kopfes. Er entdeckte einen Teil ihres Kiefers und ein auslaufendes Auge.
    »Verdammt«, sagte Flower und leuchtete mit der Fackel näher an den Kopf. »Die lässt mich grad ziemlich gut aussehen.«
    »Flower«, sagte der Reverend, »du bist wunderbar.«
    Als sie aus der Höhle in den engen Stollen traten, hatte sich Jebidiah so weit erholt, dass er allein gehen konnte. Er drehte sich noch einmal um und schaute auf die Öffnung zur Höhle zurück. »Hast du noch Dynamit übrig, Flower?«
    »Ein paar Stangen hab ich noch.«
    »Gib sie mir.«
    Das tat sie. »Meine Ohren klingeln, als würde jemand eine Glocke läuten, also geh ich schon mal weiter. Wenn du fertig bist, folg einfach dem Schein der Fackel.«
    Flower eilte davon. Der Reverend zündete die Lunten an und warf die Dynamitstangen Richtung Höhle. Dann entfernte er sich, so schnell sein verletztes Bein das zuließ. Die Explosion schleuderte ihn vorwärts, und er landete auf dem Bauch. Er stand wieder auf, schaute sich um, sah das Licht der Fackel und humpelte darauf zu.
    Als er Flower eingeholt hatte, war auch der Staub der Explosion bei ihnen angekommen. Auf ihrem Weg durch den engen Stollen nach oben zum breiteren Teil der Mine husteten sie in einem fort.
    »Wie hast du mich gefunden?«, fragte der Reverend.
    »Na ja, ich hab eine feine Nase.«
    »Du hast mich gerochen?«
    »Nein, das Ungeheuer. Die Frau oder was auch immer das war. Sie stank, und die Kobolde waren auch nicht grad angenehm für meine Nase. Ich bin einfach dem Gestank gefolgt. Ich dachte, wenn hier was schlimmer stinkt als ich, können das nur die sein.«
    Je näher sie dem Eingang des Stollens kamen, desto sauberer wurde die Luft, und schließlich konnten sie Licht sehen. Flower warf die Fackel beiseite, und sie gingen weiter bis zum Eingang und setzten sich dort auf den Boden.
    Tageslicht. Früher Morgen. Vögel zwitscherten.
    »Ich hab was gefunden«, sagte Flower und zog den 36er Navy aus ihrer Manteltasche.
    »Danke, Flower. Der Revolver liegt mir sehr am Herzen.«
    »Glaubst du, sie werden uns folgen?«, fragte sie.
    Der Reverend schüttelte den Kopf. »Nicht bei Tageslicht. Und heute Nacht auch nicht. Oder in irgendeiner anderen Nacht. Dieses Rudel Kobolde folgt niemandem mehr.«
    »Wie kannst du dir da sicher sein?«
    »Sicher kann ich mir nicht sein, aber wenn ich mich recht erinnere, stand in dem Buch, dass die Königin die Quelle ihrer Macht ist. Sie fressen vielleicht Fleisch, aber um zu überleben, müssen sie an ihren Titten saugen. Das stand eigentlich nicht in dem Buch, aber nur so scheint mir das einen Sinn zu ergeben. Ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und prophezeie, dass ich in dieser Sache recht habe.«
    »Hast du normalerweise bei solchen Sachen recht?«, fragte Flower.
    »In der Tat, das habe ich. Und da ich glaube, dass sie gestillt werden müssen, und die Königin keine Titten mehr hat ...«
    »Und keinen Kopf. Und Füße hat sie sowieso nie gehabt, soweit ich gesehen hab.«
    »Genau. Darum denke ich, dass es vorbei ist.«
    »Und was passiert mit den kleinen Kerlen?«
    »Sie sterben, wenn sie nicht schon tot sind. Sie ist ihre Kraftquelle. Wenn sie stirbt, sterben sie. Alles, was jetzt noch von ihnen übrig ist, liegt tief unter der Erde. Sie sind erledigt, Flower. Zumindest in diesem kleinen Teil der Welt.«
    Sie verbrachten die Nacht in Flowers notdürftigem Zuhause. Der Hund lag ruhig im hinteren Teil der Höhle, und die Laterne war erloschen. Es war angenehm kühl und dunkel und gemütlich. Jebidiah glitt langsam in den Schlaf.
    Mitten in der Nacht rief Flower nach dem Reverend und weckte ihn damit.
    »Reverend?«
    »Ja.«
    »Hab ich dir das Leben gerettet?«
    »Das hast du.«
    »Ist dein Leben wertvoll?«
    »Natürlich.«
    »Das heißt also, ich hab was Gutes getan, oder?«
    »Das stimmt.«
    »Und du schuldest mir was?«
    »Diese Schuld kann ich nie zurückzahlen.«
    Flower war eine Weile still. »Weißt du was?«
    »Was?«
    »Es gibt ’ne Möglichkeit, wie du einen Teil abarbeiten kannst.«
    »Und die wäre?«
    Flower zündete die Lampe an. Der Reverend sah sie an. Sie ließ ihren Büffelmantel zu Boden gleiten und enthüllte ihre

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